
Das Thema Werder bewegt – nicht nur in guten, sondern ganz besonders auch in schlechten Zeiten. Schnell waren die Karten für den „WK-Talk Sport“ im WK-Café WESER-Strand ausverkauft. Kein Wunder, stellte sich doch Werders Geschäftsführer Sport, Frank Baumann, am Donnerstagabend in einer enorm schwierigen Situation der Öffentlichkeit. „Dafür muss ich ihn wirklich loben. Dass er sich gestellt hat, war sehr mutig und überhaupt nicht arrogant“, sagte Zuschauer Günter Hoffmeister.
Baumanns Optimismus und fester Glaube an den Klassenerhalt habe auch ihn angesteckt. „Die Veranstaltung hat mich wirklich positiv gestimmt. Es war ein gelungener Abend, auch weil sehr viel Fachwissen in der Runde vorhanden war“, fand Hoffmeister. Neben Baumann saßen Werder-Legende Dieter Eilts, WESER-KURIER-Chefreporter Jean-Julien Beer und Moderator Mathias Sonnenberg auf dem Podium.
Am Ende durften die Zuschauer Fragen stellen. „Man wurde ausführlich informiert und einbezogen. Das hat mir gefallen“, sagte Joachim Sell. Er sah Baumanns Auftreten in der Talkrunde allerdings durchaus kritisch: „Es ist gut, dass er sich gestellt hat, aber er hat sehr viel schöngeredet.“ Immer wieder werde von der vorhandenen Qualität in der Mannschaft gesprochen. „Dadurch gibt man den Spielern doch ein Alibi. Sie denken, dass sie besser seien, als sie es in Wirklichkeit sind“, sagte Sell. Für Stephanie Fery hingegen hat Werders Sportchef seinen Job am Donnerstagabend in überzeugender Manier erledigt. „Er kann doch nicht sagen, dass alles schlecht ist. Er muss für positive Stimmung sorgen. Und er hat das sehr gut gemacht“, sagte sie.
Ein wichtiges Thema war in der Gesprächsrunde natürlich die Rolle von Trainer Florian Kohfeldt. Bei einer spontanen Abstimmung mit Handzeichen sprach sich die große Mehrheit der Zuschauer dafür aus, dass Kohfeldt trotz der Krise im Amt bleiben soll. Zu dieser Mehrheit gehörte auch Stephanie Fery: „Er ist einfach ein guter Typ und passt charakterlich zum Verein.“
Rainer Dörgeloh dagegen ist der Meinung, dass ein Trainerwechsel durchaus sinnvoll sein könnte. „Ich habe den Eindruck, dass Kohfeldt die Spieler mit seinen taktischen Ideen in der aktuellen Lage überfordert“, sagte er. „Vielleicht wäre ein neuer Trainer gar nicht schlecht.“ Baumanns Auftritt im „WK-Talk Sport“ fand Dörgeloh zudem wenig überzeugend: „Das ist mir zu viel Larifari. Das wirkt oft so, als hätte man den Ernst der Lage noch nicht erkannt. Bei Werder herrscht zu viel Wohlfühlklima.“
Rainer Dörgeloh nutzte die Chance, Baumann beim „WK-Talk Sport“ direkt zu fragen, ob der Kader nicht zu schwach besetzt sei. Der Sportchef antwortete: „Von der grundsätzlichen Qualität des Kaders bin ich überzeugt. Jede Position ist doppelt besetzt. Du kannst keinen Kader so vorbereiten, dass elf oder zwölf Spieler fehlen und die Qualität trotzdem gleich bleibt. Das funktioniert selbst bei Bayern München nicht.“ Dörgeloh sagte dazu später: „Herr Baumann muss natürlich so reagieren. Auf dem Platz ist mir das trotzdem alles zu wenig. Da gibt es kein Aufbäumen nach Rückständen. Die Identifikation vieler Spieler mit dem Verein ist nicht sichtbar. Ich habe wirklich Angst, dass Werder absteigt.“
Bei aller Sorge und Kritik bekam Frank Baumann am Donnerstagabend aber auch viel Aufmunterung aus dem Publikum. Ein Zuschauer war extra in einem alten Werder-Trikot mit der Rückennummer sechs und Baumanns Namenszug gekommen. Ein weiterer Zuschauer überreichte dem Ex-Profi einige alte Fotos aus dessen Spielerzeit und sagte zu Baumann sichtlich bewegt: „Ich schätze Sie als Menschen und als Sportchef.“
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.