
Bevor ich meine eigentliche Polemik loslasse, möchte ich einführend gerne mal meinen Spannmann zitieren. Der gute Arnie Z. hat ganz am Ende des Dortmund-Spieles einen Satz ins Stadionmikrofon gepustet, der die Dinge so trifft, wie sie eben sind. Sinngemäß so: „Europa hin oder her, erfreuen wir uns doch einfach an den tollen Spielen, die wir hier im Weserstadion in dieser Saison schon erleben durften!“
Und es ist ja noch nicht zu Ende. Ich glaube nämlich an den Fußballgott. Ansonsten gilt leider: Fußball macht der DFB. Oder wie sind sonst die jüngsten Elfmeter-Entscheidungen zu bewerten? Bei dem Brutalo-Foul von Theo an Kingsley Coman hat dieser bestimmt eine Fingernagel-Ruptur davongetragen. Und Schiri Marco Fritz hatte einfach zuletzt seine Fernsehbrille nicht dabei. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt, aber meine Herren in Frankfurt, langsam reicht es. Und, nein, ich möchte kein Alibi-Länderspiel gegen Guinea-Bissau als ach so großzügiges Zeichen, dass alles wieder gut wird. Da bin ich lieber weiter das kleine, widerspenstige gallische Dorf. Denn nichts wird gut, wenn dieser vermaledeite Videobeweis nicht verschwindet, das Ding macht unseren Fußball zum Glücksspiel, und die sind unter freiem Himmel verboten.
Zurück zum Saisonverlauf. Fakt ist, wir haben große Spiele geliefert und gegen die Kleinen zu viel liegen gelassen. Fakt ist auch die alte Weisheit: Vorn gewinnst du Spiele, hinten Meisterschaften. Da waren wir nicht ausreichend gut genug aufgestellt, die Decke war zu dünn. Dennoch ist die Euro-Quali noch zu packen. Sowohl Gladbach (in Nürnberg und gegen Dortmund) als auch Hoffenheim (gegen uns und in Mainz) holen nur noch je einen Zähler. Werder muss zweimal gewinnen und hätte dann ebenso wie die beiden 53 Punkte. Das Torverhältnis müsste entscheiden, und da scheint Gladbach erreichbar.
Und wenn nicht? Gegenfrage: Hätte nicht jeder zu Saisonbeginn einen achten oder neunten Tabellenplatz für Grün-Weiß blind gekauft? Florian Kohfeldt ist die Trainer-Entdeckung der Saison. Frank Baumann ist zu einem mehr als respektierten Manager herangewachsen, den andere Klubs im Visier hatten und haben. Claudio Pizarro hat die ganze Bundesliga lieb, na gut, außer Borussia Dortmund vielleicht. Jiri Pavlenka, Maxi Eggestein, Max Kruse? Oder die Nachwuchsartisten Jojo und Josh?
Will sagen: Über den SV Werder Bremen wird wieder geredet und geschrieben, und zwar in ausgesprochen positiver Tonalität. Und wenn Europa nix wird und weil dem so ist, einige Jungs den langen Schuh machen, wie Max oder Ludde, um entweder noch einen großen Vertrag zu unterschreiben oder international zu spielen? Dann kann man darüber sauer sein oder es nachvollziehen, der grün-weiße Kosmos aber wird sich weiter drehen. Wer redet heute schon noch beim Roland über zwei Gegner von Sonnabend, die gestern noch mit der Karawane von der Weser unterwegs waren. Ishak Belfodil, bei Werder irgendwie nie richtig angekommen, und Florian Grillitsch, der gerade eine Rückkehr nach Bremen nicht kategorisch ausgeschlossen hat. Für diese Entscheidung hat Grille ja noch bis 2035 Zeit. Dann ist er mit 40 im besten Werder-Alter und kann seinem Kapitän Claudio P. altersgerecht die Stiefel schnüren. Mahlzeit!!!
ist seit 1996 Stadionsprecher von Werder Bremen im Weserstadion. Im wöchentlichen Wechsel mit Thomas Eichin, Jörg Wontorra, Lou Richter und Klaus-Dieter Fischer schreibt Christian Stoll in unserer Zeitung, was ihm im Bundesliga-Geschehen aufgefallen ist.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.