
Dass Werder Bremen in dieser Pandemie ohne Zuschauer spielt, hat auch Vorteile. Die Mannschaft trat in einem Heimspiel mal wieder so ermüdend destruktiv auf, dass ihr bei vollen Tribünen die Pfiffe der Fans in den Ohren gedröhnt hätten. Wer weiß, ob dann die späten Tore noch gefallen wären, die zum 2:0-Erfolg gegen Augsburg führten – dem erst zweiten Heimsieg der Saison.
Weil aber nicht nur die Fans fehlen, sondern längst auch Spieler mit besonderer Klasse und das Geld für solche Könner, heiligt der Zweck bei Werder inzwischen alle Mittel. Es geht nur darum, den Traditionsverein in dieser wirtschaftlichen Krise in der Bundesliga zu halten und damit am Tropf der TV-Sender mit ihren Millionenzahlungen, die das Überleben einigermaßen sichern. Das ist der Auftrag an Florian Kohfeldt, und der Trainer erfüllt ihn bisher mit aller Konsequenz.
Wer sich die Bremer Spiele vor dem Fernseher antut, weil er sich als Fan trotz vieler Enttäuschungen auf jeden Anpfiff freut, lernt mangels Torchancen Seiten des Fußballs kennen, die sonst aus guten Gründen eher verborgen bleiben. Da werden Räume zugelaufen (das heißt wirklich so) oder Staffelungen eingehalten, auch Balljagden finden statt, wobei Werder hier – um im Bild zu bleiben – so etwas wie der Vegetarier unter den Raubtieren ist: Für den erbeuteten Ball hat die Mannschaft in der Regel keine Verwendung.
Die Gefahr der passiven Spielweise: Werder verliert seinen über Jahrzehnte gepflegten Markenkern, für schönen Offensivfußball zu stehen. Die Lust auf Fußball machte den Verein auch für Sponsoren interessant: Quer durch die Republik schaute man – bevor die Krise kam – Werder gerne zu, und jeder Stadionbesuch wurde zum Erlebnis.
Gelingt der Klassenerhalt, wird dieses Werder von heute hart daran arbeiten müssen, in Zukunft die Herzen der Menschen zurückzugewinnen. Um wieder Lust auf Fußball auszustrahlen, statt sich sogar gegen Abstiegskandidaten einzumauern. Um wieder Werder zu sein, eine unverwechselbare und somit werthaltige Marke. Denn man war in Bremen gerade deshalb ein besonderer Verein im Profifußball, weil es die TV-Millionen waren, die nur als Mittel zum Zweck dienten.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.