
Gerade einmal drei Spiele sind absolviert seit der Winterpause, doch im Kampf um den Klassenerhalt hat sich schon einiges getan. Die Freiburger sind euphorisch, die Wolfsburger erleichtert und die Mainzer besorgt. Die Hamburger haben mal wieder einen neuen Trainer, die Stuttgarter auch. Die Kölner leben wieder. Und bei den Bremern passen die guten Leistungen und der maue Ertrag nicht zusammen. MEIN WERDER wirft einen Blick in den Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga und schaut dabei besonders auf die Winterneuzugänge der Mannschaften.
SC Freiburg
Sie sind die Meister der ruhenden Bälle. Mehr als die Hälfte seiner Tore hat der SC Freiburg nach Standardsituationen erzielt. Beim 1:1 in Frankfurt und beim 2:1-Heimsieg über Leipzig fielen alle Treffer nach Ecken. Erst beim jüngsten 2:2 in Dortmund kamen die Breisgauer ohne Standardtore aus.
Im Abstiegskampf hat sich Freiburg erst einmal Luft verschafft, und Trainer Christian Streich lobte seine Assistenten Lars Voßler und Florian Bruns überschwänglich. Beide seien verantwortlich für die Standardstärke, er habe damit nichts zu tun, betonte Streich. Bruns war vorher Co-Trainer von Alexander Nouri bei Werder. Am Ende der vergangenen Spielzeit musste er gehen, weil Nouri die Übungen im Training selbst wieder aktiver leiten wollte. Für den SC Freiburg entpuppt sich Bruns nun als echter Glücksgriff.
Ob Lucas Höler ebenfalls ein Volltreffer wird, bleibt noch abzuwarten. Der Stürmer kam während der Winterpause für eine Ablöse von 1,1 Millionen Euro vom Zweitligisten SV Sandhausen. Höler, der in Achim geboren wurde und in Schwanewede aufwuchs, hätte auch zu Werder gepasst. Für Freiburg stand der 23-Jährige bereits dreimal in der Startelf. Streich lobte Höler für dessen Engagement und Laufleistung.
VfL Wolfsburg
Es gab Zeiten, da holte der VfL Wolfsburg in der Winterpause einen Ivan Perisic, einen André Schürrle oder einen Kevin De Bruyne. Diese Zeiten sind aber längst vorbei. In diesem Jahr verpflichteten die „Wölfe“ für 1,75 Millionen Euro den Flügelstürmer Renato Steffen vom FC Basel. Außerdem beorderten sie den nach Stuttgart verliehenen Offensivmann Josip Brekalo vorzeitig zurück. Da sich Mario Gomez für drei Millionen Euro nach Stuttgart verabschiedete, erzielten die Wolfsburger im Winter also sogar ein Transferplus.
Sportlich allerdings läuft es noch nicht so recht. Immerhin: Am Wochenende holte der VfL nach zuvor fünf Spielen in Folge ohne Sieg mal wieder drei Punkte. Überzeugend war der Auftritt des Tabellen-13. allerdings nicht, vor allem offensiv. Trainer Martin Schmidt sieht dennoch keine Notwendigkeit, nach dem Gomez-Abgang bis Ende Januar noch einen neuen Angreifer zu verpflichten. „Wir haben gute Stürmer. Uns hat nur der Mario verlassen, der in der Hinserie ein Tor geschossen hat“, betonte er.
FSV Mainz 05
Nicht wenige Werder-Fans traf die Nachricht hart: Anthony Ujah, den sie gerne wieder in Bremen gesehen hätte, wechselte während der Winterpause nach Mainz. 3,8 Millionen Euro Ablöse kostete der Stürmer, der aus China nach Deutschland zurückkehrte. Gespielt hat Ujah bislang allerdings nur 24 Minuten. Der zweite Neuzugang schlug da schon deutlich besser ein. Mittelfeld-Haudegen Nigel de Jong, ablösefrei von Galatasaray gekommen, stand dreimal in der Startelf und schwang sich gleich zum Anführer empor. „Nigel ist nicht nur defensiv für uns wichtig, sondern auch im Spielaufbau“, lobte Trainer Sandro Schwarz.
Die Mainzer verloren im ersten Spiel des Jahres mit 2:3 in Hannover, bezwangen Stuttgart mit 3:2 und unterlagen zuletzt in Leverkusen mit 0:2. Trainer Schwarz muss nun vor allem darauf achten, dass Ruhe herrscht im Team. Kürzlich sorgte Außenverteidiger Giulio Donati für Aufregung, weil er in der italienischen Sportzeitung „Tuttosport“ das Training von Schwarz kritisiert haben soll. Letztlich einigte man sich darauf, dass er das so nie gesagt habe. Unruhe brachte außerdem die Wahl des Vorstandsvorsitzenden, die von mehreren Scharmützeln begleitet wurde. Am Ende siegte überraschend Stefan Hofmann, der nun Ruhe in den Verein bringen will. Das dürfte in Schwarz‘ Sinne sein.
VfB Stuttgart
Fußball-Romantikern hüpfte das Herz vor Freude, als der VfB Stuttgart den Transfer von Mario Gomez bekannt gab. Beim VfB hatte der Nationalspieler, der im beschaulichen Riedlingen in der Schwäbischen Alb geboren wurde, einst in der Jugend gespielt und den Sprung in die Bundesliga geschafft. Jetzt ist er zurück, und die sonst so bodenständigen Schwaben gerieten nach der Rückkehr des verlorenen Sohnes in Verzückung. Im ersten Spiel nach der Winterpause feierten sie in der Stuttgarter Arena den Drei-Millionen-Einkauf für den 1:0-Siegtreffer gegen Hertha, dabei hatte der Berliner Niklas Stark ins eigene Netz getroffen. Aber das Stadion wollte die Story vom glorreichen Comeback, und es bekam sie. Kurzzeitig hing der Himmel in Stuttgart voller Geigen, doch dann folgten die Niederlagen gegen Mainz und Schalke.
Die Stimmung war wieder im Keller. Der Verein trennte sich von Trainer Hannes Wolf, der schon seit Wochen zunehmend in die Kritik geraten war. Der Einstieg von Daimler in die ausgegliederte Profiabteilung hatte zahlreiche namhafte Verpflichtungen möglich gemacht. Trotz Spielern wie Gomez, Ron-Robert Zieler, Holger Badstuber, Andreas Beck und Dennis Aogo läuft es sportlich jedoch nicht mehr rund. Jetzt soll es ein neuer Trainer besser machen: Tayfun Korkut, der bereits in Hannover und Leverkusen Erfahrung als Bundesligacoach sammelte, übernimmt die Schwaben.
Werder Bremen
Während Konkurrenten wie Mainz und Stuttgart mächtig investierten, hat Werder bislang lediglich Bayern-Talent Marco Friedl ausgeliehen. Frank Baumann will aber bis zum Ende der Transferfrist noch tätig werden. Er sei optimistisch, dass eine Verstärkung kommt, sagte der Sportchef – und sorgte damit zumindest für ein wenig Erleichterung bei vielen Fans, die sich sehnlichst einen neuen Stürmer wünschen. Ein Ersatz für den verletzten Fin Bartels wird gesucht. Ein Innenverteidiger könnte auch noch kommen. Schließlich wurde Lamine Sané suspendiert, und Luca Caldirola ist wechselwillig.
Auch ohne Verstärkungen zeigten die Bremer in den ersten drei Spielen des Jahres durchaus respektable Leistungen. Beim 1:1 gegen Hoffenheim und beim 0:0 gegen Hertha standen sie kurz vor dem Sieg. Beim 2:4 in München verkauften sie sich teuer. Die Elf von Trainer Florian Kohfeldt bekam viel Lob, doch das steht im krassen Missverhältnis zur Tabellensituation. Da die Grün-Weißen trotz guter Leistungen nach der Winterpause nur zwei Zähler sammelten, treten sie am Abstiegskampf auf der Stelle.
Hamburger SV
Seit sieben Spielen sieglos und bisher keine Verstärkungen in der Winterpause. Was dem Hamburger SV noch Mut macht? Der neue Trainer. Bernd Hollerbach, der früher im HSV-Trikot munter durch die Liga grätschte, soll den Tabellenvorletzten nun vor dem Abstieg retten und schaffte mit dem 1:1 in Leipzig einen guten Einstand. Sein Vorgänger Markus Gisdol war der 14. Trainer, den die Hamburger in den vergangenen zehn Jahren verschlissen. Man kennt das Spiel also im Volkspark.
Die Worte klingen jedes Mal gleich. „Wir setzen darauf, dass der neue Trainer die Verunsicherung löst“, sagte der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen. Hollerbach kündigte an, viele Einzelgespräche mit den Spielern zu führen. Im Training zog der frühere Assistent von Felix Magath zudem die Zügel merklich an. Wenn Hollerbach, der sich Werders ehemaligen Frauen-Trainer Steffen Rau an die Seite holte, nun weiterhin für frischen Wind sorgt, könnte das immerhin kurzfristig für einen Impuls sorgen. Magath jedenfalls ist überzeugt von seinem ehemaligen Schützling und verkündete, der HSV werde unter Hollerbach nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun haben.
1. FC Köln
Sie hatte keiner mehr so richtig auf dem Zettel. Die Kölner galten schon als sicherer Absteiger, doch plötzlich herrscht Aufbruchsstimmung am Rhein. Vier Spiele ohne Niederlage in Folge gelangen dem Tabellen-Schlusslicht, der Anschluss ist wieder hergestellt. Stefan Ruthenbeck, der ähnlich wie Florian Kohfeldt aus dem Nachwuchsbereich in die Bundesliga aufstieg, hat der verunsicherten Mannschaft Selbstvertrauen eingeimpft.
Dazu kauften die Kölner im Winter clever ein, sofern sich das jetzt schon sagen lässt. Simon Terodde verfolgte der Ruf, dass er nur in der zweiten Liga Tore schießen kann. Für drei Millionen Euro wechselte er von Stuttgart nach Köln – und traf in seinen ersten zwei Spielen für den Effzeh gleich dreimal. Schon ist der Stürmer der neue Fanliebling. Der Trikot-Flock mit seiner Rückennummer neun war in einigen Fanshops zwischenzeitlich ausverkauft. Armin Veh überrascht Teroddes fulminanter Einstand gar nicht. „Er kann es halt. Ich weiß nicht, wie viele Bundesliga-Stürmer besser als er sind“, sagte der Kölner Sportchef.
Veh verpflichtete im Winter außerdem den zentralen Mittelfeldspieler Vincent Koziello für drei Millionen Euro von OGC Nizza und hält weiterhin Ausschau nach Neuzugängen. In Köln wollen sie also mit aller Macht den Abstieg verhindern. Der Klassenerhalt, da sind sich Fans und Kölner Medien einig, wäre nach der katastrophalen Hinrunde nicht weniger als ein Wunder. Inzwischen scheint dieses Wunder nicht mehr unmöglich zu sein.
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