
Okay, dann also Butter bei die Fische, und dann auch ausnahmsweise mal in eigener Sache. Es ist viel geschrieben und noch mehr spekuliert worden über meine mögliche Kandidatur für den Aufsichtsrat bei Werder. Hubertus Hess-Grunewald, seines Zeichens Präsident und Mitglied der Geschäftsführung, hat das Thema im Interview mit dem WESER-KURIER noch befeuert und damit einen Steilpass in die Tiefe des Raumes geschlagen. Kann man ja machen, und seit den Glanzzeiten von Günter Netzer ist dies auf dem Spielfeld auch ein probates Mittel, um den Gegner zu beeindrucken. Aber im richtigen Leben haben nun einige Medien aus Gerüchten und nebulösen Einlassungen von mehreren Seiten gleich einen Machtkampf konstruiert. Das ist schlichtweg Quatsch, und darum muss da jetzt einfach mal Klarheit rein.
Zur Wahrheit gehört, dass die inzwischen viel zitierte „Gruppe von besorgten Vereinsmitgliedern“ angefragt hat, ob ich mir ein Engagement im künftigen Aufsichtsrat vorstellen kann. Hinter dieser Gruppe verbirgt sich aber keine heimliche Opposition, die sich mit Umsturzgedanken trägt. Es sind vielmehr echte und wahrhafte Werder-Fans, allesamt klar strukturiert und intellektuell sehr ernst zu nehmen. Sie wollen sich konstruktiv kritisch einbringen – durchaus mit dem Ansatz, auf Fehlentwicklungen hinzuweisen und Korrekturhinweise zu geben. Mit ihnen habe ich in der Bewertung der Gesamt-Gemengelage bei Werder viele Überschneidungen entdeckt. Genau darum haben wir gemeinsam den Plan entwickelt, zwei Personalvorschläge für den künftigen Aufsichtsrat einzubringen und die notwendigen Stimmen dafür zu sammeln. Dem Wahlausschuss wurde neben meiner Kandidatur auch die einer sehr engagierten und kompetenten Frau aus dem Kreis der Fanvertreter vorgelegt. Getrieben haben mich dabei drei Gedanken: die Sorge um den Verein, offen gestanden auch die Sehnsucht nach goldenen Europacup-Zeiten und das hohe Anliegen der Fans. Denn sie sind das Herz eines jeden Fußballklubs.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Corona die für November vorgesehene Mitgliederversammlung gestoppt und der Wahlausschuss die Anhörung der Kandidaten zu Recht vorerst eingestellt hat. Darum gab es bisher keine Gelegenheit, mich diesem Gremium vorzustellen, und genau darum habe ich mich bisher eher zurückhaltend geäußert. Erst, wenn der Wahlausschuss uns als Kandidaten durchwinken würde, wären wir auch Kandidaten.
Falsch ist das zuletzt gern lancierte Gerücht, dass es „eine Gruppe um Willi Lemke, Jörg Wontorra und Lars Figura gibt“, die das Ziel hat, die Vereinspolitik zu verändern. Und auch Klaus-Dieter Fischer und Manfred Müller planen keine kalte Revolution. Wenn sich zwei ehemalige Vorstände mit einem Brief an die aktuelle Geschäftsleitung wenden und Alternativen in der strukturellen Aufstellung des Vereins anregen, ist das einfach nur legitim.
Und in der Tat wäre eine Neuausrichtung des Vereins eine Überlegung wert. Denn wer steht denn derzeit bei Werder für (gelernte) Finanzkompetenz? Und wer steht im Vorstand für (gelernte) Vertriebskompetenz? Das sind in jedem Unternehmen die Eckpfeiler für eine erfolgreiche Firmenführung. Insofern scheint mir die Geschäftsleitung nicht optimal aufgestellt. Es ist allerdings hochgradig unseriös, wenn eine Zeitung aus dieser persönlichen Einschätzung gleich eine „Attacke“ ableitet. Florian Kohfeldt hat es richtig gesagt: „Kritik muss auf der sachlichen Ebene bleiben.“ Und genau so war es von mir gemeint. Schön, dass Frank Baumann das Ganze mal mit mir bei einem Kaffee besprechen will. Das kriegen wir hin, schließlich wohnen wir im gleichen Stadtteil. Und weil er mir ja mal Freikarten geschenkt hat, bin ich jetzt dran: Kaffee und ein Fläschchen Wein gehen auf meine Rechnung.
Jörg Wontorra (72) ist als Sportmoderator eine Legende und arbeitet für „Sky“. Im wöchentlichen Wechsel mit Peter Gagelmann, Lou Richter, Christian Stoll und Daniel Boschmann schreibt Jörg Wontorra für WK Flutlicht, was ihm im Bundesliga-Geschehen aufgefallen ist.
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