
Die gesamte Szenerie wirkte skurril. Im Stehplatzbereich der Ostkurve wurde weitgehend geschwiegen, ein paar Meter höher im Oberrang versuchten die Fans für Stimmung zu sorgen. Das gelang recht gut, in der Anfangsphase stimmten auch Großteile des übrigen Publikums in die Anfeuerungen ein. Die Quittung kam aus dem Gästeblock, es gab lautstarke Pfiffe. Nicht etwa, weil der FC Bayern geschmäht wurde, sondern das einheitliche Schweigegelübde gebrochen wurde. Schließlich hatte die Ruhe einen Grund, ein bundesweiter Stimmungsboykott sollte einmal mehr die Unzufriedenheit über die Zerstückelung der Spieltage ausdrücken. Für exakt 20 Minuten und 30 Sekunden. Das war nicht unbedingt zu Werders Vorteil.
„Ich verstehe den Boykott und dass die Fans für ihre Sache kämpfen“, sagte Florian Kohfeldt später. „Aber es hilft uns natürlich nicht. Das soll keine Kritik sein, aber es wäre auch unlogisch, wenn ich sagen würde, es wäre egal. Sonst sagen wir ja auch, wie wichtig sie für uns sind.“ Den Bremer Trainer störte zudem, dass seine Mannschaft nun schon wiederholt in dieser Saison Leidtragender der Protestaktion gewesen sei. „Heute sind sie dann 20 Minuten nicht da, gerade in einer Phase, wo du vielleicht auch einmal das Gefühl von außen brauchst. Das war dann schon ein Nachteil, und es war das zweite Mal bei einem Heimspiel für uns“, sagte Kohfeldt. „Nochmals: Das ist keine Kritik an der Aktion an sich und nicht an den Fans, aber bewertet für unser Spiel ist es natürlich nicht top.“
Es ist ein sensibles Thema, auch in der Anhängerschaft. Selbst intern herrscht mitunter Uneinigkeit darüber, welcher Schritt der richtige ist. Ja, die Montagsspiele gehören abgeschafft und sind ein echtes Ärgernis – aber muss dafür wirklich die eigene Lieblingsmannschaft akustisch bestraft werden? Dieser Zwiespalt zeigte sich in der Anfangsphase deutlich, nicht wenige Fans im Oberrang der Ostkurve schrien wildgestikulierend auf den Unterrang herab. Es passte ins Gesamtbild, dass quasi mit dem Ende der Nichtunterstützung der erste Gegentreffer für Werder fiel und sich die Kritiker der Aktion bestätigt sahen.
„Ich glaube schon, dass die volle Unterstützung unserer Fans immer hilft“, versuchte es Sportchef Frank Baumann mit einer diplomatischen Erklärung. „Das haben wir immer betont, dass es gerade in Heimspielen und in schwierigen Phasen für uns wichtig ist. Gegen Bayern wäre es natürlich auch schön gewesen, wenn das über 90 Minuten da gewesen wäre.“
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.