
Je oller, desto doller. Das gilt auch für einen gewissen Diego Ribas da Cunha, den die meisten nur als Diego kennen. Im Spätherbst seiner Karriere bleibt der frühere Star des Werder Bremen der Mann für die besonderen Momente. Ein Unterschiedsspieler, der am Donnerstag abermals Meister in Brasilien werden kann. Seit 2016 spielt Diego bei Flamengo Rio de Janeiro und kann mit dem Team, das im größten Land Südamerikas der Lieblingsclub der meisten Fans ist, die Titelverteidigung perfekt machen.
Es wäre noch einmal ein bemerkenswertes Highlight in der Laufbahn von Diego, der am Sonntag 36 Jahre alt wird. Der ehemalige Bremer, von 2006 bis 2009 an der Weser, könnte sich also selbst das schönste Geburtstagsgeschenk machen.
Flamengo, der Seriensieger aus der letzten Spielzeit, absolvierte diesmal eine Saison mit mehr Tiefen als Höhen, war weit abgeschlagen, bevor der Endspurt glückte. Am vergangenen Sonntag schlug Diegos Team im „Finale Brasileiaro“, wie das Match getauft wurde, Internacional Porto Alegre, vor dem Anpfiff einen Punkt voraus. Also Erster gegen Zweiter, ein Showdown, den der Herausforderer aus Rio mit 2:1 gewann. Nun folgt der letzte Spieltag mit dem Vorteil für die „Rubro-Negro“, die Rot-Schwarzen aus der Metropole am Zuckerhut. Flamengo gastiert beim FC Sao Paulo, Rivale Internacional empfängt Corinthians.
Mittendrin im spannenden Titelkampf steht Diego. „Ein Typ, der jeden infiziert“, sagt Trainer Rogerio Ceni über seinen Kapitän. Diego strahle unglaubliche Energie aus, fügt der Coach an, der als Torwart zum Kader des Weltmeisters 2002 zählte und in über 1 000 Spielen für den FC Sao Paulo mehr als 100 Tore erzielte – die Mehrzahl per Elfmeter, doch auch welche per Freistoß.
Ceni weiß, was er an dem ehemaligen Nationalspieler (34 A-Länderspiele) hat. Diego ist ein Führungsspieler, auf und neben dem Platz. Der inzwischen etwas ergraute Kicker, der neuerdings sein wallendes Haar mit einem Dutt bändigt, hat sich auf seine alten Tage sogar neu erfunden. Diego agiert nicht mehr als Freigeist im offensiven Mittelfeld, sondern ein bisschen zurückgezogen auf der Sechs. Otto Rehhagel, der Ex-Trainer an der Weser, hat sich einst dafür einen Begriff aus dem amerikanischen Football geliehen: Quarterback. Diegos aktueller Coach formuliert es so: „Er ist eine Zehn, die fast wie eine Fünf spielt.“
Das Trikot mit der Nummer 10 ist dabei natürlich weiterhin Diegos Markenzeichen. Allerdings war er in der Saison nicht unantastbar, lange Zeit nur ein Edelreservist. Aber in den letzten Partien stand er immer in der Startelf. Wenn es darauf ankommt, ist auf Diego eben Verlass. In der Endphase trumpft der begnadete Kicker auf.
Und wie geht es weiter? „Ich schaue, ob mein Körper weiter mitmacht“, sagte Diego unlängst über eine mögliche erneute Vertragsverlängerung. Auch in der brasilianischen Liga, die normalerweise im Kalenderjahr abgehalten wird, sorgt die Corona-Pandemie für etliche Fragezeichen. In der nächsten Spielzeit steht Diego noch unter Vertrag. Was danach kommt, bleibt abzuwarten.
Sollte er dann erneut Champion werden, wäre dies der 14. nennenswerte Titel in seiner Vita. Eigentlich ein perfekter Zeitpunkt aufzuhören, so glauben viele Beobachter der Szene in Brasilien. Doch Diegos ist auch immer für Überraschungen gut.
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