
Sie sind ja noch gar nicht so lange her, die Zeiten, in denen Werder auf der großen europäischen Bühne unterwegs war – und in denen die geschichtsträchtigen Flutlichtmasten des Weserstadions regelmäßig erstrahlten. Ob Real Madrid, Barcelona oder Chelsea: Die hochkarätigsten Werder-Gegner der vergangenen Jahre spielten dann in Bremen, wenn die Sonne längst untergegangen war.
Kein Wunder, dass die Hansestadt jedes Mal in Nostalgie schwelgt, wenn mal wieder eines dieser Flutlichtspiele ansteht. Aufgrund der ausbleibenden Duelle in der Europa- oder Champions League sind sie eine Seltenheit geworden – und werden dementsprechend im Vorfeld besonders emotional behandelt.
„Die Anstoßzeit hat etwas Besonderes. Für die Stadt, für die Fans und für uns. Unter Flutlicht spielen zu dürfen und zu wissen, dass die meisten Fans am nächsten Tag nicht zur Arbeit fahren müssen, das freut mich. Wenn es dunkel wird und man die Flutlichtmasten schon fast vom Hotel aus sehen kann, das macht einfach Spaß“, hatte Florian Kohfeldt vor dem letzten Duell an einem Freitagabend gesagt. Am fünften Oktober war das, als Werder um 20.30 Uhr Wolfsburg zum Duell bat und seinen guten Saisonstart mit einem 2:0-Sieg bestätigte. Anschließend wurde gefeiert, das Flutlicht leuchtete noch Stunden nach dem Abpfiff.
Vom kommenden Spiel gegen Düsseldorf, dem nächsten Abendduell, erhoffen sich die Fans ähnliches. Nur: Ein Blick in die Vergangenheit über das Wolfsburg-Spiel hinaus macht nicht unbedingt Hoffnung. Denn sosehr der Freitagabend von Spielern und Verantwortlichen gepriesen wird, die Bilanz ist ernüchternd.
Von den letzten 17 Spielen an einem Freitagabend gewann Werder genau zwei. Beide Male hieß der Gegner Wolfsburg: Einmal am siebten Spieltag dieser Saison, einmal am 22. Spieltag 2016/17. Serge Gnabry hatte damals aus anderthalb Chancen zwei Tore gemacht, während die Wölfe 21 hochkarätige Schüsse brauchten, um die Kugel ein einziges Mal im Kasten von Felix Wiedwald unterzubringen.
Und ansonsten? Ansonsten durfte sich Werder freuen, wenn es mal einen Punkt gab. So wie vergangene Saison im verschneiten Mönchengladbach, als Thomas Delaney und Aron Johansson aus einem 0:2 ein 2:2 machten. Oder wie ein Jahr zuvor, im April 2017 in Frankfurt, als es genau umgekehrt lief und Werder eine 2:0-Führung aus der Hand gab.
Zugegeben: Ein Großteil von Werders Freitagsspielen fand auf fremdem Platz statt, Duelle im Weserstadion blieben die Ausnahme. Eine davon war der neunte Spieltag der Saison 2014/2015, Werder war unter Robin Dutt der noch sieglose Letzte und musste gegen Köln dringend gewinnen.
Doch die Flutlicht-Atmosphäre verfehlte ihre Wirkung, der Befreiungsschlag blieb aus. Köln siegte gegen harmlose Bremer 1:0. Am nächsten Tag wurde Dutt entlassen, sein letztes Spiel auf der Bremer Bank sollte also eines unter Flutlicht gewesen sein.
Ein ähnliches Schicksal droht Florian Kohfeldt gegen Düsseldorf freilich nicht, wenngleich Werder nach nur einem Punkt aus den letzten fünf Spielen dringend einen Sieg benötigt. Und wie es der Brauch nun einmal will, wird die Flutlicht-Situation erneut angepriesen, auch vom Trainer: „Es wird spät angepfiffen, es ist das einzige Spiel, alle gucken auf dich“, sagte er auf der Pressekonferenz am Donnerstag.
Man wolle dafür sorgen, dass die Fans elektrisiert werden, dass die Zuschauer das Gefühl haben, „hier passiert heute was“ – damit sie das Spiel unter Flutlicht in besonderer Erinnerung behalten. Ansonsten könnte die Tradition, sich in Bremen auf ein Abendspiel zu freuen, bald ins Wanken geraten.
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