
Große Künste des Lippenlesens waren nicht vonnöten, um zu erkennen, was Florian Kohfeldt da gerade in den Wolfsburger Abendhimmel geschrien hatte. Es waren nur zwei Silben, die aber viel aussagten. Werders Coach, der beide Fäuste ballte und ein paar Schritte nach vorne machte, brüllte: „Yuya“. Da waren noch nicht einmal 14 Minuten gespielt, und Yuya Osako hatte gerade seinen großen Auftritt gehabt. Der Angreifer, der nicht gerade für eine robuste Spielweise bekannt ist, hatte seinen ganzen Körper energisch eingesetzt, den Ball erobert und dadurch die Bremer Führung vorbereitet. Manchmal kann Fußball so einfach sein.
Erstmals seit der Auftaktpleite gegen Hertha stand Osako gegen Wolfsburg wieder in der Startelf. Kohfeldts Aufschrei nach der ersten gelungenen Aktion des Japaners wirkte nicht wie ein simpler Torjubel, sondern vielmehr wie die Freude über etwas, was Osako eigentlich schon längst hätte zeigen sollen – und was alle bei Werder noch häufiger sehen wollen. „Yuya hat das schon drauf“, sagte Clemens Fritz, Werders Leiter Profifußball. Aber natürlich weiß auch er, dass Osako häufiger den Beweis dafür schuldig bleibt. Selbst in Wolfsburg gab es anschließend kaum noch ähnlich impulsive Szenen, stattdessen wurde wieder die Unauffälligkeit auffällig. Sportchef Frank Baumann stärkte Osako den Rücken: „Offensiv war es für ihn auch nicht so leicht gegen Maxence Lacroix und John Anthony Brooks. Das sind zwei unangenehme Gegenspieler. Trotzdem konnte Yuya Bälle festmachen. Dazu war der Ballgewinn vor dem 1:0 sehr gut. Grundsätzlich war seine Leistung absolut in Ordnung.“
Fritz betonte: „Ich sehe ihn nicht so kritisch wie einige Journalisten oder andere Personen, aber natürlich gab es gewisse Situationen, mit denen auch er selbst nicht zufrieden war.„ Osako verfüge über eine große Qualität, daher seien die Ansprüche hoch. “Diese körperliche Präsenz gelingt ihm noch nicht immer, aber es ist etwas, an dem er arbeitet. Umso schöner ist es dann, wenn es so wie in Wolfsburg klappt. Und wir hoffen natürlich, dass es dauerhaft klappt, denn ein Yuya Osako in Topverfassung tut der Mannschaft mehr als gut.“
Nun ist die knifflige Frage, wie genau dieser Dauerzustand erreicht werden kann. Für Clemens Fritz spielt vor allem das Selbstvertrauen eine große Rolle, das am Freitag etwas angewachsen sein dürfte. „Wir werden einen Teufel tun und jetzt versuchen, aus Yuya einen anderen Charakter zu machen“, sagte Fritz. „Seine Zurückhaltung begründet sich ein Stück weit auch durch seine Mentalität und der tägliche Umgang mit ihm ist dadurch sehr angenehm. Aber es ist sportlich natürlich wichtig, das Optimum aus ihm herauszuholen.“
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