
In der größten wirtschaftlichen Krise seiner Geschichte muss sich der SV Werder derzeit vor allem mit Mindereinnahmen beschäftigen: In Folge der Pandemie brechen dem Bundesligisten in jedem Halbjahr Einnahmen im zweistelligen Millionenbereich weg, durch fehlende Zuschauer, weniger Sponsorengelder und geringere TV-Einnahmen. Allein bis Saisonende kommt dadurch ein Fehlbetrag von etwa 40 Millionen Euro zusammen, sagt Geschäftsführer Klaus Filbry. Die Liquidität für die laufenden Monate sicherte Werder zuletzt durch einen Kredit in Höhe von 20 Millionen Euro ab.
Umso überraschter war man im Verein, dass trotz der Corona-Krise in einem Bereich ein Plus ausgewiesen werden kann: nämlich im Verkauf von Fanartikeln. Obwohl die Werder-Fanwelt am Stadion und auch alle übrigens Fanshops im Stadtgebiet geschlossen haben, erwartet der Verein im Merchandising ein Umsatz-Plus von etwa fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Werder-Boss Filbry reagiert erfreut auf diese Entwicklung: „Die deutlichen Umsatzrückgänge durch die Schließung der Fanshops werden durch unser Online-Geschäft mehr als kompensiert.“ Läuft es weiter so, wird Werder die zuletzt im Merchandising erwirtschafteten 600.000 Euro Gewinn sogar übertreffen können.
Während in vielen anderen Bereichen des Vereins Kurzarbeit nötig wurde, mussten in den Wochen vor Weihnachten sogar Sonderschichten eingelegt werden, um die hohe Nachfrage nach Fanartikeln in den Griff zu bekommen. Nicht nur die klassischen grün-weißen Weihnachtsartikel liefen diesmal außergewöhnlich gut, berichtet Werders Kommunikationsdirektor Michael Rudolph. Im Vergleich zu den Vorjahren zeichne sich in der Pandemie auch ein grundsätzlicher Trend zu anderen Produkten ab: „Die Leute kaufen viel mehr Wohngegenstände wie Bettwäsche, Tassen oder Frühstücksbrettchen. Auch normale Textilien wie T-Shirts liegen über dem vorherigen Durchschnitt.“ Zudem war die Nachfrage nach Masken mit Werder-Logo zwischenzeitlich sehr hoch. Weniger gut verkauften sich Produkte, die oft primär für den Stadionbesuch erworben werden, wie Schals, Sitzkissen oder wärmende Kleidung – was natürlich daran liegt, dass schon seit dem vergangenen Frühjahr keine Zuschauer mehr zu den Spielen kommen dürfen.
Im Trikotverkauf, der für jeden Bundesligaverein entscheidende Bedeutung hat, gibt es in diesem Jahr ebenfalls eine unerwartete Veränderung: Nicht etwa das grüne Heimtrikot ist hier führend bei der Nachfrage, der Renner ist das schwarze Stadttrikot, für das Werder und Ausrüster „Umbro“ schon bei der Vorstellung viele positive Reaktionen erhielten. Das lässt sich nun auch in den Verkaufszahlen ablesen.
Im Jahr eins nach Claudio Pizarro war offen, wer den Publikumsliebling von seinem Spitzenplatz im Fanshop verdrängen würde. Vergangene Saison war das Pizarro-Trikot noch das mit großem Abstand meistverkaufte bei Werder. In der laufenden Saison wurde nun das Trikot eines anderen Stürmers besonders oft bestellt und verkauft: das von Niclas Füllkrug, obwohl der Torjäger erneut viele Wochen verletzt fehlte. Füllkrugs Shirt mit der Rückennummer 11 ist aktuell das meistverkaufte Werder-Trikot, es folgen das Trikot von Leonardo Bittencourt sowie von Theo Gebre Selassie.
„Wir freuen uns sehr, dass unsere Fans uns auf diese Weise die Treue halten“, sagt Rudolph, „wir hoffen aber dennoch, dass wir uns bald wieder ohne gesundheitliche Bedenken persönlich sehen können.“ Die positive Umsatzentwicklung im Fanartikelverkauf hatte in den vergangenen Monaten schöne Nebeneffekte. So spendete der SV Werder vor Weihnachten 30.000 Euro an die „Bremer Suppenengel“; das Geld stammte aus dem Verkauf von Mund-Nasen-Schutzmasken aus dem Fanshop. Anfang Dezember erhielt zudem die „Innere Mission“ 35.000 Euro, die Werder mit einer Sonderaktion erwirtschaftete: Für jedes verkaufte „Stay at Home“-Trikot wurden wie angekündigt fünf Euro gespendet. Wann die Fanshops wieder öffnen dürfen, ist offen. Bei Werder rechnet man aber damit, dass der Online-Verkauf auch nach der Pandemie eine positive Rolle auf der Einnahmeseite spielt.
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