
Am Sonntag und Montag ruht der Trainingsbetrieb am Weserstadion. Die Bremer Profis bekommen zwei freie Tage am Stück spendiert, das ist in Länderspielpausen häufig der Fall. Und es ist ja nicht so, dass bei Werder nicht gearbeitet wird. Der wichtigste Job, die wichtigste Personalie des Klubs muss besetzt werden: Wer wird Werders Trainer? Daran arbeiten die Entscheidungsträger seit der Entlassung Alexander Nouris. Eine Woche ist die Trennung vom Trainer nun bereits her.
Am Dienstag wird Florian Kohfeldt das erste Training der Woche leiten. Das hat Frank Baumann schon nach der Niederlage in Frankfurt verlauten lassen: „Bis dahin fällt keine Entscheidung.“ Und es kann durchaus sein, dass Kohfeldt noch ein paar weitere Tage als Chef auf dem Trainingsplatz am Weserstadion steht, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird.
Entschieden werden muss, ob ein Trainer kommen soll, der den Verein aus der schwierigen Situation befreit. Oder einer, der den Kader entwickelt und besseren Fußball spielen lässt. Also entweder ein klassischer Feuerwehrmann, wie es wohl Bruno Labbadia wäre. Oder ein Konzepttrainer, der das große Ganze im Blick hat. Ein Typus, zu dem Kohfeldt gerechnet werden darf.
Baumann über das Anforderungsprofil: „Trotz der ganz schwierigen Situation, in der wir uns befinden, suchen wir auch einen Trainer, der auf Sicht den Fußball spielen lässt, den wir sehen wollen: attraktiven, erfolgsorientierten Kombinationsfußball mit Leidenschaft.“ Kandidaten, die ins Profil passen, gebe es. Aber nicht wie Sand am Meer, sagt der Sportchef. Gespräche brauchen Zeit, auch weil ein Treffen nicht immer zeitnah möglich ist. Besonders, wenn der Trainer noch bei einem anderen Klub im Amt ist.
Keine leichte Situation für Kohfeldt
Ein Kandidat ist wohl Bruno Labbadia, Gespräche soll es bereits gegeben haben. Bemerkenswert ist, dass Labbadia dann noch nicht inthronisiert wurde. Es ist ja nicht so, dass er aus einem Vertrag herausgekauft werden muss. Labbadia ist ohne Job und könnte theoretisch sofort anfangen. Es sei denn, er hält sich seinerseits noch andere Optionen offen, beispielsweise einen möglichen Job beim 1. FC Köln. Oder es gibt in vertraglichen Details schlicht noch keine Einigung zwischen beiden Parteien, beispielsweise in der Frage des Gehalts. Oder Werder zweifelt, dass Labbadia die richtige Lösung der Probleme ist.
Kohfeldt steckt seinerseits in einer Situation, die nicht leicht ist. Er trägt die Verantwortung, ohne zu wissen, wie lange er den Weg vorgibt. Ein neuer Trainer hat immer ein paar andere Ideen als der Vorgänger. Kohfeldt auch, das lies sich in Frankfurt an der Aufstellung erkennen. Lamine Sané auf die Bank zu setzen, war eine. Auch Ishak Belfodil und Robert Bauer nahm Kohfeldt aus der Mannschaft. Aber grundlegende Dinge kann er nicht verändern, er wird keine unangenehmen, aber nötigen Entscheidungen treffen.
Dass Baumann die Lösung mit Kohfeld favorisiert, lässt sich nur vermuten. Seine Wertschätzung für ihn hat er nie verheimlicht. Und doch ist ihm bewusst, dass die Entscheidung für Kohfeld Risiken beinhaltet. „Ich weiß, dass jetzt der Ruf nach einem erfahrenen Trainer laut wird.“
Werder lässt sich Zeit
In jedem Fall vergeht Zeit, die besser hätte genutzt werden können. Das, was Werder jetzt gerade macht, den Markt sondieren und Gespräche mit potenziellen Trainern führen, hätte längst getan sein müssen. Auf den Fall einer Trainerentlassung muss ein Verein, der sich wochenlang in einer Krisensituation befindet, vorbereitet sein. Mögliche Kandidaten zu prüfen, sei es direkt oder indirekt, gehört zur professionellen Ausübung der Aufgabe einer Geschäftsführung.
Die laufende Länderspielpause hätte der neue Trainer nutzen können, die Spieler auf seinen Weg vorzubereiten. Das Testspiel gegen den SC Heerenveen am Donnerstag in Leer hätte genutzt werden können, um mögliche taktische Veränderungen auszuprobieren. Baumann widerspricht: „Die Hälfte der Mannschaft ist weg, darunter viele Stammspieler und somit ist es auch nicht der perfekte Zeitpunkt.“ Und wohl doch besser, als kurz vor dem nächsten Ligaspiel.
Also lässt sich der Klub Zeit, die Entscheidung zu treffen. Vergangenen Donnerstag nutzte der Aufsichtsrat eine Sitzung, sich über den Stand der Trainersuche zu informieren. „Wir haben uns ausgetauscht und diskutiert“, sagt Baumann. Eine von den Räten favorisierte Lösung gebe es nicht, beispielsweise einen erfahrenen Trainer zu holen. „Es gibt keine Forderungen aus dem Aufsichtsrat nach einem bestimmten Trainertypen“, sagt Baumann.
Und so kann es sein, dass beim nächsten Spiel gegen Hannover 96 Mitte November noch immer Kohfeldt auf der Bank sitzt. Weil Werder keinen besseren gefunden hat, oder sich mit einem anderen Kandidaten nicht einigen konnte. „Es ist eine Option, dass Florian auch gegen Hannover Trainer ist“, sagt Baumann. Und es ist bei Weitem nicht die unwahrscheinlichste.
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