
Eigentlich fing im Juli alles ganz harmlos an. Weil Werder ein paar Probleme in der Abwehr plagten, rückte Christian Groß aus der U23 – und blieb. Woche um Woche. Je länger die Vorbereitung dauerte, desto größer wurde das Lob, das er sich von den Verantwortlichen verdiente. Vorläufiger Höhepunkt eines ganz persönlichen Sommermärchens: Groß erhielt einen Platz in der Startelf im Pokal gegen den SV Atlas Delmenhorst. „Es war ein Gänsehaut-Moment“, sagte er anschließend. „Hätte mir jemand gesagt, dass ich mit 30 Jahren ein Pflichtspiel für Werder Bremen machen, dann hätte ich wahrscheinlich sehr gelacht.“
Theoretisch müsste das Abenteuer doch nun aber wirklich vorbei sein. Ömer Toprak ist da, der zweite Platz neben Abwehrchef Niklas Moisander in Werders Innenverteidigung somit fest vergeben. Mit anderen Worten: Christian Groß wird doch eigentlich nicht mehr gebraucht und könnte in Ruhe zurück zur U23 in die Regionalliga. So einfach ist die Rechnung für Trainer Florian Kohfeldt aber nicht. „Die Wahrscheinlichkeit, dass er nächste Woche im Bundesliga-Kader sein wird, ist nicht gering“, sagte Werders Chefcoach bereits unmittelbar nach dem Pokalderby. „Es tut mir leid für die U23, aber bis auf Weiteres kann ich da keinem Hoffnung machen, dass er bald zurückkommt.“
Im Grunde wäre es auch recht fahrlässig, jetzt ad hoc auf Christian Groß zu verzichten. Sollte das Duo Moisander/Toprak nämlich doch vor oder während des Spiels auseinandergerissen werden, stünde mit Marco Friedl zwar ein zuverlässiger Ersatz bereit – der junge Österreicher wird aber wohl auf der linken Seite als Alternative für den angeschlagenen Ludwig Augustinsson gebraucht. Da Milos Veljkovic und Sebastian Langkamp weiter fehlen, kann da ein zusätzlicher Innenverteidiger auf der Bank nicht schaden. Zumal die Kader in der neuen Saison bekanntlich 20 statt 18 Spieler umfassen dürfen.
Auf Christian Groß wartet somit nun auch noch die große, weite Bundesligawelt. Das nächste Kapitel dieses verrückten Märchens, das irgendwann zwangsläufig zu Ende sein wird. Angst davor hat er nicht. Warum auch? „Es klingt wie eine Floskel, aber ich schaue wirklich von Tag zu Tag“, sagte er. „Solange ich gebraucht werde, bin ich da, versuche meine beste Leistung abzurufen und genieße es einfach.“
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