
"Grundsätzlich sollte man erst einmal sagen, dass man großen Respekt vor diesen Aussagen haben und sie auf keinen Fall verurteilen sollte, weil Per Mertesacker dort sehr ehrlich über seine Gefühle geredet hat und das ist etwas, was sehr selten passiert. Das sollte man sich auf jeden Fall anhören", betonte Eggestein am Donnerstag während der Werder-Pressekonferenz vor dem Spiel beim FC Augsburg (Sonnabend, 15.30 Uhr).
Natürlich drängte sich in diesem Moment dann auch die Frage danach auf, wie ein junger Spieler wie Maximilian Eggestein mit ähnlichen Drucksituationen umgeht – und davon gab es dank des intensiven Abstiegskampfs schließlich auch schon die eine oder andere mehr in seiner noch recht kurzen Bundesliga-Karriere. "Ich versuche mir zu sagen, dass es halt nur Fußball ist. Es gibt viel wichtigere Dinge im Leben", sagte der 21-Jährige enorm abgeklärt. "Es gibt Menschen, die viel wichtigere Aufgaben im Leben erledigen müssen – das versuche ich mir immer vor Augen zu halten."
Nichtsdestotrotz könne er die Aussagen des früheren Werder-Verteidigers absolut nachvollziehen. "Es ist schon so, dass man einen gewissen öffentlichen Druck hat und nach einem schlechten Spiel von vielen Leuten darauf angesprochen wird. Das ist nicht immer ganz einfach." Der Mittelfeldakteur nutzte die Gelegenheit daher für einen kleinen Appell. "Es sollten alle so halten, dass es nur Fußball ist. Das sollte allen – ganz egal, ob Spieler, Trainer, Medien oder Zuschauern – bewusst sein. Ich halte das für ganz wichtig."
Einige Meter neben Maximilian Eggestein saß Frank Baumann. Der Werder-Sportchef kennt Per Mertesacker ziemlich gut, einst bildeten sie in Bremen gemeinsam einen Teil der Defensive. Auch der 42-Jährige hat die Worte seines einstigen Teamkollegens natürlich interessiert vernommen. "Es ist immer ein persönliches Empfinden. Was ist Druck, was ist Stress? Das ist im Alltag ganz genauso, wenn man beispielsweise in die Schule schaut", sagte Baumann. "Der eine geht mit einer Prüfung locker um, der andere schläft vorher schlecht, hat Bauchschmerzen. Bei Bewerbungen ist es genauso. Da ist der Fußball, glaube ich, nur ein Spiegelbild der Gesellschaft."
Darüber hinaus verwies Frank Baumann auf einen Aspekt der Mertesacker-Aussage, der in der öffentlichen Wahrnehmung mitunter zu kurz komme. "Per hat auch betont, dass er alles wieder so machen würde, mit Leib und Seele Fußballer war und ist", sagte er. Als Fußballer stehe man eben in der Öffentlichkeit, ganz Deutschland schaue auf einen Spieler und reagiere auf dessen Verhalten, sagte Baumann. "Nichtsdestotrotz ist es so, dass eine Vielzahl der Spieler damit gut umgehen kann. Mittlerweile werden die Spieler in den Leistungszentren viel besser auf dieses Profileben vorbereitet. Deshalb ist es wichtig, dass man Pers Aussagen in den richtigen Kontext setzt."
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