
Karlheinz Kamp war die Verärgerung anzumerken. „Das ist ja schlimmer als vor einem Europapokalspiel", schimpfte Werders Assistenztrainer und nannte auch den Grund seines Kummers: „Inzwischen war schon das siebte oder achte Fernsehteam im Stadion, hier kehrt ja überhaupt keine Ruhe ein." Doch einen Tag vor dem Bundesliga-Auftakt des Jahres 1994 ging es gestern, wie man sich denken kann, nicht um die Starkicker des Meisters. Manager Willi Lemke und seine Agentenvergangenheit (wir berichteten) war das zentrale Medienthema, der so Begehrte sichtlich genervt: „Hoffentlich geht es bald mit Fußball los, und ich stehe nicht mehr im Mittelpunkt."
Immerhin, es gab auch Balsam für das gestreßte Managergemüt. Schon am Morgen rief Bundestrainer Berti Vogts an und versicherte: „Ich habe großen Respekt für Ihr Verhalten!" Ähnlich empfanden es wohl auch Werders Profis, die ihren Manager mit einem neuen Spitznamen verblüfften: „Die nennen mich nur noch James", wunderte sich Lemke, nach Meinung seiner Spieler nun der „James Bond von der Weser".
Ansonsten war das heutige Punktspiel gegen Kaiserslautern jedoch zentrales Thema im Sportressort des Weserstadions. Die schlechte und die gute Nachricht für Werders Fans: Bernd Hobsch fällt nach seinem Muskelfaserriß vom Mittwoch abend mit Sicherheit aus, ebenso gewiß ist jedoch der Einsatz von Rune Bratseth. Kamp: „Es geht bei ihm, diesmal vielleicht sogar über 90 Minuten." Auch Thomas Wolter, dessen Vater am vergangenen Mittwoch gestorben war, ist wieder mit von der Partie.
Dennoch bleibt Werders Personallage (Borowka, Neubarth, Harttgen fehlen weiterhin) angespannt. „Wenn sich etwas angeboten hätte, wären wir aktiv geworden, aber es hat keiner zu uns gepaßt", berichtete Otto Rehhagel und machte deutlich, wie streng er selbst die Meßlatte anlegt: „Uns hilft keiner, der nicht stärker ist als die, die schon bei Werder spielen. Und das sind nicht viele." Selbst Thomas Doll, der nun von Rom nach Frankfurt übergesiedelte Nationalspieler, war laut Rehhagel kein Thema. „Wir haben nie mit ihm verhandelt, er hätte überhaupt nicht in unser System gepaßt."
Weil Bernd Hobsch fehlt, wird Andreas Herzog wohl wieder die wenig geliebte Rolle des Angreifers übernehmen müssen, neben dem für zumindest ein weiteres Jahr an Werder gebundenen Wynton Rufer. Rehhagel: „Ungeheuer wichtig für uns, daß er geblieben ist, allerdings war ich mir da schon seit einigen Wochen sicher.„ So rechnet er auch seit geraumer Zeit fest mit Torsten Legat, dessen gute Partie am Mittwoch den Trainer bestätigte: „Er hat überdurchschnittliche Möglichkeiten.“ Angesichts der Verletzungssituation ergibt sich Werders Aufstellung nahezu von selbst, so sind folgende Formationen zu erwarten:
Werder: Reck — Bratseth — Beiersdorfer, Votava — Wolter, Basler, Eilts, Legat, Bode — Rufer, Herzog.
Kaiserslautern: Raitmeier — Kadlec — Funkel, Schäfer — Lusch, Ritter, Sforza, Brehme, Wagner — Haber, Kuntz.
Schiedsrichter: Weber (Essen).
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