
Im Grunde ist die Sache mit der Halbzeitpause ja ganz einfach. Sie soll dazu dienen, die Kraftreserven einer jeden Mannschaft ein wenig aufzufüllen und dabei helfen, sich neu zu sortieren. So weit die Theorie. In der Praxis zeigt Werder in diesen Wochen, dass die zwischenzeitliche Auszeit in der Kabine für den Bundesligisten alles andere als hilfreich ist.
Und so urteilte Sportchef Frank Baumann nach der Niederlage gegen Bayern München: „Unser Problem nach dem Ausgleich kurz vor der Halbzeit war, dass wir wieder mal schlecht aus dieser rausgekommen sind. Da hatten wir direkt ein, zwei schlechte Situationen, speziell über außen.“ Ein Fehlpass, eine Ungenauigkeit – fertig war das Dilemma. Kurz darauf traf Serge Gnabry. Da waren gerade einmal 50 Minuten gespielt. Ein Gegentreffer, der einem Déjà-vu-Erlebnis gleichkam.
Gegen Mönchengladbach hatte Werder nach dem Wechsel schnell zwei Tore kassiert und war so endgültig auf die Verliererstraße geraten. Auch in Mainz hatte es zuvor in Windeseile das 0:2 gesetzt. Und nun schlug eben auch der FC Bayern direkt nach der Pause zu. Das macht die Sache nicht unbedingt leichter, wenn man weitere Zähler auf das eigene, nach Punkten dürstende Konto hieven will. „Danach war es dann wieder schwer anzurennen“, sagte Baumann.
Das wirft natürlich die Frage auf, was bei den Bremern in der Pause passiert. Warum knüpfen sie nicht an die gute Phase an, in die sie sich mit Mühe kurz zuvor hineingearbeitet hatten? Stattdessen spielte Werder plötzlich wieder wie zu Beginn der Partie, als die Münchner dominierten. Einen expliziten Einblick in das Kabinenleben gewährte Trainer Florian Kohfeldt freilich nicht. Und doch war ihm deutlich anzumerken, dass ihn die Schlafmützigkeit nach der Pause mächtig störte. „Das ist etwas, was wir besprechen müssen“, monierte er. „Das passiert nicht das erste Mal.“
In eine ähnliche Richtung argumentierte Kapitän Max Kruse, der vor allem die Einfachheit der Treffer kritisierte. „Irgendwann kann man dann auch nicht mehr sagen, dass uns das nötige Glück fehlt“, sagte er. „Und wenn du solche einfachen Gegentore gegen Bayern kriegst, dann verlierst du so ein Spiel.“
Natürlich, so viel ist klar, legt sich auch Werder während der 15-minütigen Auszeit einen Plan zurecht, wie die Rückkehr aufs Feld möglichst eindrucksvoll gelingen soll. Im positiven Sinne. Bislang funktioniert sie eben meist nur eindrucksvoll unbefriedigend. „Wir haben schon verschiedene Dinge probiert und wir werden weiter daran arbeiten. Es geht darum, Aktivität direkt nach der Pause zu haben“, skizzierte Kohfeldt grob das Vorhaben.
Eine Zeit lang habe das Team beispielsweise die Order bekommen, den Ball kurz nach dem Wiederanpfiff direkt weit in die gegnerische Hälfte zu bringen, um schnell nach dem Seitenwechsel ins Pressing gehen und den Gegner vom Fleck weg beeindrucken zu können. Gelungen ist das jedoch viel zu selten. Aus diesem Grund wurde der Gedanke vom Trainerstab vorerst wieder ad acta gelegt. Ein anderes, passenderes Mittel ist bislang noch nicht gefunden worden. Fest steht nur: „Da lassen wir uns im Moment zu viel Zeit. Das darf uns nicht passieren“, sagte Kohfeldt.
Folglich hat der Coach intern Redebedarf. Und zwar nicht zu wenig. Verraten wollte er die Gründe für das Schwächeln nicht, aber er hatte bereits eine klare Vermutung: „Ich habe Ideen dazu, die werde ich mit der Mannschaft aber erst besprechen.“ Bislang ist Kohfeldt für seine Kommunikation regelmäßig gelobt worden. Es ist nicht unwichtig, dass er auch dieses Mal die richtigen Worte findet – und zugleich auf verständnisvolle Zuhörer stößt.
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