
Herr Veljkovic, im Training am Mittwoch haben Sie sich ans Knie gefasst und sind dann vorzeitig in die Kabine gegangen. Bei all den vielen Verletzungen, die es im Laufe dieser Saison bei Werder schon gegeben hat, denken Sie selbst in so einer Situation automatisch das Schlimmste?
Milos Veljkovic: An die Gesamtsituation habe ich in dem Moment nicht gedacht. Wir hatten viel Pech mit Verletzungen, das stimmt. Ich konnte es aber relativ gut einschätzen. Es ist eine Knieprellung nach einem Zusammenstoß mit Fin Bartels. Zunächst konnte ich weiterspielen, dann musste ich rein. Ich denke nicht, dass es für das Spiel gegen Hoffenheim am Sonntag ein Problem ist.
Führen die vielen Verletzungen dazu, dass man als Spieler vorsichtiger ist oder sogar Angst, sich auch etwas zu tun?
Bei mir nicht. Jeder muss auf sich schauen, wie er sich vorbereitet auf das Spiel oder die Trainingseinheiten. Ja, wir hatten viel Pech. Und passieren kann immer etwas. Abergläubisch sind wir aber nicht, niemand hier glaubt, dass wir verhext sind.
Nicht mal, als sich auch noch Florian Kohfeldt verletzt hat?
Das war schon eine ungewöhnliche Situation. Aber jetzt geht es ihm ja wieder gut. Diese Saison ist schon ein wenig speziell. In der geballten Form habe ich so etwas noch nie erlebt.
War es komisch, dass auf einmal nicht Kohfeldt am Rand stand, sondern nur die Co-Trainer?
Das war ja bereits vergangene Woche so. Die Mannschaft hat gut reagiert und gut trainiert, die Qualität war hoch in der Woche. Das hat man dann auch im Spiel gesehen. Jetzt ist er ja wieder da und er bewegt sich schon wieder gut.
Zu einem verletzten Spieler gehört auch, dass ein anderer davon profitiert. Sie selbst zählten mitunter dazu, es gibt ja inzwischen reichlich Innenverteidiger im Kader.
Im Trainingslager auf Mallorca habe ich nur zweimal trainiert, deshalb war mir klar, dass ich in Düsseldorf nicht von Beginn an spielen würde. Niemand wünscht einem Mitspieler, dass er sich verletzt. Aber jetzt zählt sowieso nur der Erfolg der Mannschaft, nicht der von einzelnen.
Zum Spiel in Düsseldorf waren alle Innenverteidiger fit, mit Kevin Vogt ist gerade ein weiterer hinzugekommen. Wie sehen Sie Ihre Chancen bei der Fülle an Konkurrenz, zum Einsatz zu kommen?
Zu Beginn der Saison hatte ich Pech mit meiner Zehenverletzung. Als ich wieder zurück und fit war, habe ich über 90 Prozent der Spiele gespielt. An meiner Einstellung hat sich nichts geändert und wird sich nichts ändern: Ich muss und werde für meinen Platz kämpfen, wie jeder andere auch.
Haben Sie nicht gezuckt, als mit Vogt in der Winterpause ein weiterer Innenverteidiger geholt wurde?
Es sind schon viele Innenverteidiger gekommen und gegangen. Und egal, wie viele noch kommen, mein Fokus bleibt derselbe.
Mit Vogt ist ein Spezialist für die Dreierkette gekommen, was ein Hinweis darauf sein dürfte, dass diese in der Rückrunde verstärkt gespielt wird. In welchem System fühlen Sie sich wohler: Dreier- oder Viererkette?
Ich bevorzuge kein bestimmtes System. Auch die Position, rechts, links, Mitte, ist mir gleich. Schon in der Jugend habe ich diese verschiedenen Positionen gespielt, bei den Profis, im Nationalteam, da bin ich flexibel.
Niklas Moisander ist gesperrt, Kevin Vogts Einsatz aufgrund der Gehirnerschütterung fraglich, in der Partie am Sonntag gegen Hoffenheim werden Sie wahrscheinlich zum Einsatz kommen. Es ist das erste Spiel im Weserstadion nach dem gegen Mainz. Haben Sie besondere Erinnerungen an das 0:5?
Es war ein sehr unglückliches Spiel. Von uns allen, denke ich, aber auch von mir persönlich.
Sie haben mit einem Eigentor das 0:2 erzielt. Der Treffer war so kurios, dass man zu dem Schluss kommen konnte, das ganze Pech der Hinrunde habe sich daran verdichtet.
Das kann schon sein. Erst rutscht mir der Ball über das Schienbein, dann prallt er vom Pfosten an den Rücken Pavlenkas und von dort ins Tor. Es war mein Fehler. Entscheidend für die Rückrunde wird sein, wie wir mit Fehlern und Rückschlägen umgehen. In diesem Spiel haben wir das nicht gut gemacht.
Wie haben Sie das Eigentor verarbeitet?
Zunächst war ich geschockt, dann habe ich weiter meinen Fußball gespielt. Ich habe Bälle gefordert, was dafür spricht, dass ich nicht so schlecht mit der Situation umgegangen bin.
Sind Sie ein Mensch, der über solche Situationen nachdenkt, oder verdrängen sie sie?
Ich bin eher der Typ, der so etwas nach dem Spiel abhakt. Wenn im Anschluss die Analyse des Spiels stattfindet, wir also Videos schauen, bin ich offen dafür, über Korrekturen zu sprechen. Darüber, was ich besser machen kann. Der Fußball insgesamt aber ist so schnell – eine Woche ist man top, die andere schlecht – , da muss man Erlebnisse abhaken und nach vorne schauen auf das nächste Training oder das Spiel.
Nach Ihrem Eigentor ging jedes Mal ein Raunen durch das Stadion, wenn Sie am Ball waren. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Ich habe mitbekommen, dass die Fans nicht zufrieden waren mit der Mannschaft, oder in diesem Fall vielleicht auch mit mir. Trotzdem versuche ich, cool zu bleiben, mein Spiel zu spielen und der Mannschaft zu helfen.
Wo wird Werder am Ende der Saison stehen?
Das klingt abgedroschen, ich weiß, aber wir müssen von Spiel zu Spiel schauen. Mit der Partie in Düsseldorf haben wir gut angefangen, alle haben gut reagiert auf die Hinrunde. So müssen wir jetzt weiter machen.
Wird sich der Klassenerhalt erst gegen Ende der Saison entscheiden, oder haben Sie den Glauben, sich zügig aus der gefährlichen Zone der Tabelle zu verabschieden?
Das ist schwer zu sagen. Hoffentlich geht es schnell, aber auch wenn es länger dauert, müssen wir geduldig sein und fokussiert bleiben.
Falls es nicht klappt und Werder absteigt: Gilt Ihr Vertrag auch für die 2. Liga?
Jeder Vertrag gilt auch für die 2. Liga, denke ich. Aber das ist weit weg.
Ihr Vertrag läuft bis 2022. Gehen Sie davon aus, diesen zu erfüllen?
Wie wohl ich mich im Klub, in der Stadt und bei den Bremern fühle, habe ich schon mal betont. Alle geben mir ein gutes Gefühl. Ich spiele gerne für Werder, es ist mir eine Ehre.
Mit der Nationalelf Serbiens haben Sie über die Relegation noch die Chance, sich für die EM im Sommer zu qualifizieren. Bei den letzten Länderspielen wurden Sie nicht mehr nominiert. Stehen in Kontakt mit dem Verband?
Mit verschiedenen Spielern und dem Nationaltrainer. Wenn ich weiter in Bremen spiele, werde ich hoffentlich wieder eingeladen. In der Relegation zum Einsatz zu kommen, würde mich sehr freuen.
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