
Die wolkenverhangenen Gipfel des Gebirgszuges Serra de Tramuntana bilden eine malerische Kulisse rund um den Platz, auf dem die Werder-Profis während des Mallorca-Trainingslagers arbeiten. Der Strand von Palma ist auch nicht weit. Dass am Freitagnachmittag bei der ersten Einheit auf der Mittelmeerinsel trotzdem nicht einmal ansatzweise Urlaubsgefühle aufkommen konnten, lag zum einen an der kühlen Temperatur von gefühlten fünf Grad Celsius, zum anderen an Florian Kohfeldt. Der Werder-Trainer stauchte am ersten Tag des Trainingslagers gleich mal Marco Friedl so richtig zusammen.
Der Verteidiger hatte den Ball verloren und war danach mit erhobenen Armen auf dem Rasen sitzen geblieben. „So etwas will ich nie wieder sehen“, brüllte Kohfeldt. „Wir kassieren in der Hinrunde vier Gegentore, weil wir liegen bleiben“. Der Coach lebt seinen Spielern also die Entschlossenheit vor, auf die es im Abstiegskampf ankommt, auch wenn Sportchef Frank Baumann die Szene nicht überbewerten wollte: „Wer in den bisherigen Trainingslagern dabei war, hat immer einen sehr engagierten Florian Kohfeldt erlebt. Das ist nicht anders als in den Jahren zuvor.“
Anders als in den Jahren zuvor ist allerdings Werders Tabellensituation, auf dem 17. Platz lag der Klub zur Winterpause noch nie. Auf Mallorca sollen nun bis zum 11. Januar die Grundlagen dafür gelegt werden, dass es in der Rückrunde bergauf geht. „Das Trainingslager ist sehr wichtig“, betonte Baumann. Dokumentiert wird diese Wichtigkeit auch dadurch, dass neben dem Sportchef zudem Aufsichtsratschef Marco Bode und Geschäftsführer Hubertus Hess-Grunewald mit im Charterflieger nach Spanien saßen. Klaus Filbry, der Vorsitzende der Geschäftsführung, kommt nach.
Die Bedingungen auf Mallorca stellten sich am ersten Tag ausgesprochen positiv dar. Die Trainingsplätze des Erstligisten RCD Mallorca, etwas außerhalb von Palma an einer Landstraße gelegen, sind in bestem Zustand. Das Wetter ist kühl, aber trocken. Und auch die Fünf-Sterne-Herberge Castillo Hotel Son Vida mache einen hervorragenden Eindruck, berichtete Baumann. Die Baustelle direkt vor dem Hotel, die für Werders aktuelle Situation durchaus Symbolcharakter haben könnte, nahm der Sportchef mit Humor: „Ich habe ein Zimmer mit Blick hinten raus.“
Vor einem Jahr war während des Winter-Trainingslagers in Südafrika ein besonderer Geist in der Mannschaft entstanden, der die starke Rückrunde erst möglich machte. Die Spieler wohnten dort in Vierer-Appartements. „Auf Mallorca haben wir jetzt auch kurze Wege zwischen dem Essensraum, dem Raum für die Physiotherapie und dem Besprechungsraum. Die Jungs haben die Möglichkeit, sich zu finden und einen neuen Geist zu entwickeln“, sagte Baumann. Neben den äußeren Bedingungen sind auch die personellen Bedingungen für das Trainingslager gut. Ömer Toprak und Josh Sargent machten nach ihren Verletzungen die erste Einheit voll mit. Von den 28 mitgereisten Spielern arbeitete nur Ludwig Augustinsson nach seinem Muskelfaserriss individuell, der Rest konnte trainieren. „Ludde stößt im zweiten Teil des Trainingslagers dazu. Ansonsten hat sich die Personalsituation deutlich entspannt“, konstatierte Kohfeldt zufrieden.
Erfreut zeigte er sich ebenfalls darüber, dass nach der Absage des geplanten Testspiels gegen RCD Mallorca ein neuer Gegner gefunden wurde. Am kommenden Montag testet Werder auf dem Trainingsplatz gegen den italienischen Drittligisten AC Monza (17 Uhr), der derzeit ebenfalls ein Trainingslager auf Mallorca abhält. „Es spielt mir in die Karten, um in den Rhythmus zu kommen, dass wir noch ein Testspiel auf Mallorca haben und am Tag nach der Rückkehr nach Bremen dann noch gegen Hannover testen", erklärte Kohfeldt.
Angenehmer Nebeneffekt: Die mitgereisten Werder-Fans bekommen in Spanien doch noch ein echtes Fußballspiel zu sehen. Rund 20 Anhänger verfolgten die erste Einheit am Freitag. Natürlich warten sie auch gespannt darauf, ob in den Tagen von Mallorca noch ein neuer Spieler zur Mannschaft stößt. Baumann äußerte sich diesbezüglich defensiv: „Die Hoffnung haben wir alle. Ich kann aber keine neuen Wasserstandsmeldungen abgeben. Wenn was Passendes kommt, werden wir auf dem Transfermarkt tätig, aber jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf die Jungs, die hier sind.“
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