
Fußball ist ein Ergebnissport. Für diese Weisheit müsste man beim TV-Talk Doppelpass drei Euro in das Phrasenschwein stecken. Sie beschreibt aber vortrefflich, wie sich Werders zähe erste Halbzeit gegen den FC Augsburg einordnen lässt. Wäre Werders Strategie schiefgegangen, müsste man über die viel zu defensive Spielweise der Bremer vor der Pause schimpfen. Angesichts des 2:0-Siegs hingegen entpuppte sich die defensive Taktik der ersten Halbzeit als guter Trick, um den Gegner mit einem Strategiewechsel nach der Pause zu überraschen.
Werder begann die erste Halbzeit passiv. Florian Kohfeldt hatte seine Elf in einem 5-3-2-System auf das Feld geschickt. Die beiden Stürmer Davie Selke und Joshua Sargent liefen jedoch den Gegner im Spielaufbau nicht an. Im Gegenteil: Augsburgs Dreierkette durfte den Ball laufen lassen.
Der FC Augsburg begann die Partie etwas offensiver. Das Team von Trainer Heiko Herrlich stellte sich in einer 3-4-3-Formation auf. Defensiv mutierte diese Formation zu einem 5-4-1. Doch auch sie rückten bei eigenem Ballbesitz nicht allzu weit vor.
Zumindest zeitweise stießen die Augsburger im Pressing nach vorne. Die Außenstürmer rückten in solchen Situationen auf, um zusammen mit Stürmer Alfred Finnbogason Bremens Dreierkette anzulaufen. Werder wagte kein Risiko im Spielaufbau und drosch den Ball über Augsburgs Pressing nach vorne. Somit schenkten die Bremer die Kugel schnell wieder her. Aufgrund des aktiveren Pressings hatten die Augsburger in der ersten Halbzeit wesentlich mehr Ballbesitz.
Mit dem Ball etwas anzufangen wussten die Augsburger indes nicht. Zwar zeigten sie einige ansehnliche Flachpass-Kombinationen über den rechten Flügel. Von dort gelangten sie jedoch praktisch nie zurück ins Zentrum. Werder verschob gewissenhaft, die drei Innenverteidiger sicherten den eigenen Strafraum. Die einzige Chance des Spiels gab es, als Marco Friedl einen katastrophalen Fehlpass spielte. Torchancen nach Kombinationen? Fehlanzeige.
Die Bremer schienen mit der defensiven Taktik den Zweck zu verfolgen, möglichst lange ein 0:0 zu halten. Nach der Pause überraschten sie die Augsburger mit einer strategischen Umstellung. Die Bremer kamen ungleich offensiver aus der Pause zurück.
Selke und Sargent beschränkten sich nun nicht mehr darauf, die Passwege ins Mittelfeld zu schließen. Sobald die Augsburger den Pass auf die äußeren Innenverteidiger wagten, rückte der jeweilige Bremer Stürmer aggressiv hinterher. Werder zwang Augsburg zu frühen langen Bällen. Diese konnten Bremens Verteidiger allesamt erobern.
Nach rund einer Stunde intensivierten die Bremer ihr Pressing noch einen Tick. Jean-Manuel Mbom rückte aus dem Mittelfeld nach vorne. Er lief Jeffrey Gouweleeuw an, den zentralen Innenverteidiger der Augsburger. Werder hielt nun konstant den Druck hoch auf den Spielaufbau der Gegner.
Augsburg konterte die Bremer Spielweise, indem sie sich selbst weiter zurückzogen. In der ersten Halbzeit lag der Augsburger Ballbesitz bei 63%. Nach der Pause drehte sich die Statistik, nun hatte Werder fast 60% Spielanteile. Die Bremer sahen sich einem zunehmend passiver auftretenden Gegner gegenüber.
Um das kompakte 5-4-1 des Gegners zu knacken, sorgte Werder für mehr Bewegung im Mittelfeld. Ömer Toprak rückte aus der Verteidigung hervor, um auf der Sechs anspielbar zu sein. Er zog Gegenspieler auf sich und befreite damit wiederum Kevin Möhwald. Der frühere Nürnberger nahm das Spiel in die Hand.
Im Zentrum ließen sich die Angreifer immer wieder fallen, um Möhwald entgegenzukommen. Sie sollten Gegenspieler aus der Abwehr locken. Im Zentrum funktionierte das nicht so gut, Augsburg agierte hier positionstreu.
Auf den Flügeln wiederum hatte Werder mehr Erfolg: Immer wieder rückten die Augsburger Außenverteidiger in die Mitte ein, um Bremens Übergewicht in dieser Zone zu kontern. Werder nutzte dies, um das Spiel auf die Flügel zu verlagern. Tatsächlich: Über zwei Flügelangriffe konnte Werder die entscheidenden Tore erzielen.
Dass Werder die Außenverteidiger im Zentrum bedienen musste, zeigt indes: Es fehlt weiterhin ein Zielspieler im Zentrum. Werder darf sich bei einer katastrophalen Strafraumbesetzung der Augsburger bedanken, dass sie am Ende zu einem klaren 2:0-Erfolg kamen. Das Ergebnis gibt indes der Strategie recht, im Verlaufe der Partie immer offensiver zu agieren.
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