
Einen „souveränen und klaren Auftritt“ hatte Florian Kohfeldt nach dem 2:6 gegen Bayer Leverkusen von seinen Spielern gefordert. Und die Werder-Profis taten ihrem Trainer den Gefallen, allerdings nahmen sie ein bisschen Anlauf dafür. Am Ende aber setzte sich Werder in der Zweitrunden-Partie im DFB-Pokal gegen den SC Weiche Flensburg aus der Regionalliga Nord mit 5:1 (3:1) durch, allerdings ohne dabei zu glänzen.
„Die Mannschaft hat das wirklich gut gemacht“, sagte Kohfeldt, „das war nicht so einfach, wie es den Anschein hatte. Der Gegner war gut organisiert.“ Auch Sportchef Frank Baumann war zufrieden: „Wir haben unsere Pflicht souverän erfüllt. Wir waren von der ersten Minute an dominant.“
Das Spiel Flensburg gegen Werder war ein Duell Viertligist gegen Erstligist, und genau so lief das Spielchen an der ausverkauften Lübecker Lohmühle vor 8 600 Zuschauern auch ab. Flensburg verteidigte tief, hinten stand eine Fünferkette, davor war eine Viererkette aufgereiht. Das machte die Räume eng und Werder das Kombinieren schwer. Die Bremer spielten zwar 80 Prozent Ballbesitz heraus, aber viele dieser Bälle rollten quer hin und her anstatt scharf in die Spitze.
Solange wie möglich wollten die Flensburger ein 0:0 halten, doch dieser Plan ging schon nach acht Minuten nicht mehr auf. Johannes Eggestein, erstmals in einem Pflichtspiel für die Werder-Profis in der Startelf, steckte den Ball schön auf Theo Gebre Selassie durch. Der Rechtsverteidiger setzte den Ball an den Pfosten, den Abpraller drückte Claudio Pizarro ins Netz. Auch Pizarro hatte beginnen dürfen. Kohfeldt ließ den leicht angeschlagenen Kapitän Max Kruse vorsichtshalber auf der Bank. „Für 30 Minuten“, so Kohfeldt, hätte es bei Kruse im Notfall gereicht, aber der Notfall trat nicht ein, und Werder spielt ja schon am Sonntag wieder, dann in der Bundesliga und in Mainz. Dann ist ein gesunder Kruse wichtiger.
Ebenfalls auf die Bank musste Sebastian Langkamp. Gegen Leverkusen hatte Kohfeldt noch mit Dreierkette verteidigen lassen, diesmal stellte er wieder auf das bevorzugte 4-4-3 um, und den Platz in der Innenverteidigung neben Milos Veljkovic nahm Linksfuß Marco Friedl ein, der gegen Leverkusen mehrfach gepatzt hatte und als Wackelkandidat für das Pokalspiel galt. „Das war kein Zeichen an die Öffentlichkeit, aber vielleicht an ihn“, hatte Kohfeldt vor dem Anpfiff zur Nominierung Friedls gesagt, „für mich ist er auf der Position der spielstarke Innenverteidiger.“ Hinterher stellte Kohfeldt fest: „Er hat das souverän gemacht, und das ist ein großes Lob.“
Werder ließ nach der frühen Führung weiter den Ball laufen und den Gegner verteidigen. Dabei vergaßen es die Bremer aber, zwingend vors Flensburger Tor zu kommen. Und dann war es plötzlich passiert: Flensburg glich zum 1:1 aus. Ilidio Santos hatte den Ball aus dem Halbfeld fast 40 Meter vom Werder-Tor entfernt hoch in den Bremer Strafraum geschlagen. Kein Bremer griff ein, im Rücken von Friedl hatte sich dazu noch Christian Jürgensen in den Fünfmeterraum geschlichen. Der Flensburger Kapitän kam zwar nicht mehr an den Ball, aber seine Bewegung zum Ball reichte, um Jiri Pavlenka so sehr zu irritieren, dass der Ball ins Tor trudeln konnte – 1:1 (27.). Es war der nächste kuriose Gegentreffer nach mehreren merkwürdigen Gegentoren im Leverkusen-Spiel.
Das Pokalspiel Vierte Liga gegen Bundesliga hätte nun zu einer Pokalschlacht werden können, doch darauf ließ sich Werder nicht ein. „Auch nach dem Ausgleich hatte ich keine Sorge, weil die Mannschaft nie nachlässig war“, sagte Baumann. Tatsächlich reagierte Werder noch vor der Pause zweimal. Zunächst drehte sich Florian Kainz gut 20 Meter vor dem Flensburger Tor nach einem Zuspiel von Gebre Selassie einmal um die halbe Achse und jagte den Ball ins Tor, 2:1 (37.). „Für mich persönlich war das Tor wichtig, denn ich habe mir vorgenommen, wieder stärker den Abschluss zu suchen“, sagte Kainz. Und nur sechs Minuten später hatte der umtriebige Johannes Eggestein seine nächste gute Aktion. Entschlossen drang er in den Flensburger Strafraum ein, dort stoppte ihn Hendrik Ostermann mit einem Foul. Den fälligen Elfmeter hämmerte Ersatzkapitän Davy Klaassen hoch zum 3:1 ins Tor (43.). Damit war die Partie im Grunde bereits entschieden.
Entsprechend unspektakulär verlief das Spiel nach der Pause zunächst. Werder kam noch ein paar Mal ganz ansehnlich zum Abschluss, Nuri Sahin per Kopf (50.), Kainz per Freistoß (68.), Friedl mit der Hacke (69.). Aber bis zum nächsten Tor sollte es noch etwas dauern. Für Flensburg hatte Patrick Thomsen mit einem Distanzschuss die beste Chance (52.). Und dann traf Werder ein weiteres Mal: Die Eggestein-Brüder kombinierten sich gefällig durchs Mittelfeld, nachdem Johannes den Ball erobert und dann nach einem Doppelpass mit Maximilian für den eingewechselten Martin Harnik durchgelassen hatte. Harnik schloss überlegt zum 4:1 (76.) ab.
Und Harnik hatte noch nicht genug. Nach einer Hereingabe von Kainz, der ebenfalls sehr engagiert gespielt hatte, traf Harnik aus kurzer Distanz auch noch zum 5:1 (80.). Die Pflicht auf dem angepeilten Weg ins Achtelfinale war damit erfüllt. Ausgelost wird die Runde der letzten 16 am Sonntag ab 18 Uhr in der ARD-Sportschau. Gespielt wird erst im neuen Jahr, am 5. oder 6. Februar. Dann geht es für Werder neben dem Einzug ins Viertelfinale auch um 1,28 Millionen Euro. Der Sieg in Lübeck gegen Flensburg war jedenfalls schon mal 664.000 Euro wert.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.