
Diego Maradona selbst wird Bremen schnell wieder vergessen haben, das Weserstadion war eher eine Randnotiz in den vielen Kapiteln seines Lebens. Viele Bremer aber haben bei der Todesnachricht des großen Diego an jenen nasskalten Abend des 6. Dezember 1989 gedacht. Es war die grün-weiße Begegnung mit dem besten Spieler seiner Zeit, vielleicht sogar dem grandiosesten Fußballer aller Zeiten. Auch Werder war damals eine größere Nummer und spielte international, mit dem SSC Neapel erwischte die Mannschaft von Trainer Otto Rehhagel dann aber im Uefa-Cup den größtmöglichen Gegner. Mit den Superstars Maradona, Alemao und Careca galt der Klub aus Italien als bestes Team des Planeten. Und trat auch so auf.
Ganz Bremen war elektrisiert, die Straßen waren menschenleer, als Maradona im Wesersadion spielte. Wer konnte, erlebte es vor Ort, 38 500 Zuschauer wurden zu Augenzeugen an diesem historischen Abend. Noch viel mehr schauten in den Kneipen der Stadt zu oder daheim, zumal eine Sensation in der Luft lag. Werder hatte das Hinspiel mit 3:2 gewonnen, doch das galt aus Neapels Sicht eher als Ausrutscher gegen ein Team, das in Italien noch keinen so klangvollen Namen hatte, Werder Bremen. Diesen Namen machten sich gleich mehrere Bremer Spieler dann aber an diesem Abend. Allen voran Uli Borowka, der Maradona mit der ihm eigenen Art komplett abmeldete. Oder Dieter Eilts, damals 19 Jahre jung, der sich in diesen Duellen mit Neapel den bekannten Spitznamen „Ostfriesen-Alemao“ erwarb. So taufte ihn Rehhagel vor diesem Rückspiel, um deutlich zu machen, dass er seinem Team gegen die großen Stars aus Neapel vertraute: „Neapel hat Alemao, wir haben unseren Ostfriesen-Alemao.“
Es wurde ein Abend für die Ewigkeit. 5:1 gewann Werder das Rückspiel, unter Flutlicht schossen Riedle (2), Rufer, Sauer und Eilts die Tore. Und Maradona? Was Borowka nicht schaffte, erledigten der tiefe Boden und das nasskalte Wetter. Bis in die frühen Morgenstunden wurde der Triumph in Bremen gefeiert. „Durch diese Spiele“, sagte Werders Manager Frank Baumann nun an diesem Donnerstag, „hatten auch die Werderaner eine Verbindung zu Maradona.“ Damals habe man gesehen, dass selbst „so ein außergewöhnlicher Fußballer, vielleicht der beste aller Zeiten, gegen die Werder-Wand wenig ausrichten konnte mit Dieter Eilts, Mirko Votava und Uli Borowka. Die hatten ihn ganz gut im Griff.“
In Werders Geschichte sind diese Momente fest verankert. Baumann selbst schwärmte schon als Elfjähriger von Maradona, rund um Argentiniens WM-Triumph 1986, wie er am Tag nach der Todesnachricht erzählte: „Wir haben damals tausendmal versucht, auf dem Bolzplatz Szenen von ihm nachzustellen. Das ist uns aber natürlich nicht gelungen, nicht mal ansatzweise. Wenn man zum Beispiel an das Tor gegen England denkt, war das einfach außergewöhnlich.“ Er sei sehr traurig, „dass einer der größten Fußballer aller Zeiten von uns gegangen ist“.
Der etwas jüngere Kohfeldt erlebte Maradona erstmals bei der WM 1990 bewusst im Fernsehen, in den Jahren danach hat er sich viele Youtube-Videos mit Szenen des Argentiniers angesehen. Legendäre Tore, aber auch legendäre Aufwärmübungen. Maradona eben. „Er war mit Sicherheit einer der allergrößten Spieler im Weltfußball“, sagte Kohfeldt am Donnerstag, „er hat diese unglaublich kindliche und pure Freude am Fußball immer rübergebracht. Es ist ein trauriger Moment für den Fußball.“ Auf der ganzen Welt, aber eben auch in Bremen wird Maradona unvergessen bleiben. Als phänomenaler Spieler. Und als Gegner an einem legendären Werder-Abend…
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.