
Wer hätte das gedacht. Einige hatten ihn schon fast totgesagt, den SV Werder, gestern war er plötzlich wieder da. Mit einem 2:0 (0:0)-Sieg bei Eintracht Frankfurt meldeten sich die Bremer zurück und deuteten an, daß sie die Realität „Abstiegskampf" angenommen haben. Andreas Herzog (46.) und Rade Bogdanovic (73.) zeichneten für die Treffer zu Werders zweitem Saisonsieg nach dem 4:2 in Wolfsburg vor zwei Monaten verantwortlich.
Es war kein großes Spiel, das die 27 500 Besucher gestern Abend im Waldstadion verfolgten. Doch im Abstiegskampf werden halt keine Schönheitspreise vergeben. Mit einer taktisch klugen Vorstellung gelang es der Elf von Trainer Felix Magath gestern, einer enttäuschenden Eintracht schnell den Schneid abzukaufen und die eigenen Chancen konsequent zu nutzen. Gleich zu Beginn durften sie staunen, die Bremer, die sich mit auf den Weg nach Frankfurt gemacht hatten: Frank Rost kam da Punkt 20 Uhr auf den Platz gelaufen und Stefan Brasas, seit dem 3. November und Werders Europacupspiel in Marseille die Nummer eins im Werder-Kasten, mußte wieder auf der Ersatzbank Platz nehmen. Das Ergebnis der kurzfristig vorgenommenen Trainer-Befragung war der Wahrheitsfindung nur in begrenztem Maße dienlich: „Ich will heute zu Null spielen„, sagte Magath, der das Ganze eingefädelt hatte. „Des Herrn Wege sind unergründlich“, lästerte Brasas, dem seine Nichtberücksichtigung die Laune offenbar nicht verdorben hatte.
Das war nicht die einzige Umstellung des Werder-Trainers. Frings draußen, Roembiak draußen, Wicky auf dem Posten des Abwehrchefs. Das Ergebnis: Werder stand sicher in der Abwehr und ließ kaum kritische Situationen zu. Bei den wenigen Kontern, meist über die linke Seite, wo sich Bernhard Trares gestern Abend wiederfand, kam anfangs zwar auch nichts Zählbares heraus, doch Magath hatte seinen Leuten eingebleut: Wartet ab, irgendwann kommt eure Chance.
Nach dem Seitenwechsel war es soweit. Einen Angriff über die linke Seite schloß Andreas Herzog mit einem fulminanten Schuß ab, Nikolov hätte das Leder fast noch erwischt, aber die psychologisch so wichtige Führung war perfekt. Es kam Werders Kontertaktik entgegen, daß die Gastgeber jetzt Risiken eingehen mußten. Werder mußte hinnehmen, daß Dieter Eilts verletzt ausschied, doch auch ohne den Schwerstarbeiter im Mittelfeld lief es. „Das Tor gab uns Sicherheit„, analysierte Felix Magath nach dem Spiel, sein Gegenüber Ehrmanntraut sah es genauso: „Das war unser Genickbruch, daß wir gegen die ungemein aggressiven Bremer in Rückstand gerieten.“
In den Spielen der jüngsten Vergangenheit war es immer der SV Werder gewesen, der nach einem Rückstand nicht mehr zum Spiel zurückfand. Diesmal schaukelte der führende Gast das Spiel sicher über die Runden. Die Entscheidung fiel, als Roembiak in der 73. Minute Bogdanovic auf die Reise schickte, der Eintracht-Torhüter Oka Nikolov mit einem Beinschuß verlud. Es war die vorzeitige Entscheidung in einer Begegnung, die geeignet ist, wieder ein wenig Hoffnung für die Zukunft aufkommen zu lassen. „Sie können sich vorstellen, daß ich eine große Erleichterung verspüre", sagte Felix Magath.
Den vielen Fans zu Hause geht's nicht anders. Schon am Dienstag in Schalke kann die mutmachende Vorstellung von Frankfurt bestätigt werden. Ein kleiner Wermutstropfen: Voraussichtlich kann Dieter Eilts dann nicht mitwirken. Eine Adduktorenzerrung könnte Werders wichtigen Mittelfeldspieler zu einer Zwangspause zwingen.
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