
Die Meinungen im Umfeld des SVW sind ja ziemlich differenziert bei der Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, in Bielefeld zu spielen. Abgesehen davon, dass auf der Alm allenfalls ein Schlittenhunderennen hätte stattfinden können: Suomi-Käpt’n Niklas Moisander, von daheim Polar-Kälte gewohnt, hätte wohl ganz gern die Schneeballschlacht aufgenommen. Offenbar, um den Schwung der letzten Wochen weiter mitzunehmen. „Denn wir sind aktuell ziemlich stabil,“
ließ Werders Spielführer im Nachhinein verlauten.
Mit Verlaub, meine – natürlich völlig unerhebliche – Meinung ist eine andere. Den kampfstarken Arminen wäre das Geläuf mit Sicherheit weit mehr entgegengekommen. Außerdem ist es mir viel lieber, in einigen Wochen mit den dann hoffentlich wieder ganz fitten (und treffsicheren) Stürmern Füllkrug und Selke in Bielefeld aufzulaufen. Eine nicht unmögliche Niederlage am vergangenen Wochenende in Ostwestfalen hätte den Druck im heutigen Heimspiel gegen den SC Freiburg auf häufig daheim schwächelnde Bremer merklich erhöhen können.
So konnte man eine zwar kühle, aber intensive Trainingswoche mit guten Nachrichten vor allem aus der medizinischen Abteilung zu Ende bringen. Trainer Florian Kohfeldt stehen bis auf Patrick Erras erstmals seit langer Zeit wieder alle Kader-Akteure zur Verfügung. Der Trainer hat also freie Auswahl. So könnten sich einige Profis, sicher zu ihrem Unmut, noch nicht einmal auf der Bank, sondern anderswo auf der Tribüne wiederfinden. Die offenen Fragen aus meiner Sicht: Felix oder Ludde? MM oder Grosso? Schmiddi oder Leo? Für wie lange haben Fülle und/oder Davie schon die Puste? Gleich draufgehen oder erst einmal abwarten?
Das Match der zwei, wenn man das so sagen darf, Freunde auf den Cheftrainersesseln dürfte geprägt sein von taktischen Spielchen der beiden Variantenfüchse. Aus Bremer Sicht bleibt zu hoffen, dass sich der Hausherr nicht verzockt. Denn der SCF ist und bleibt wohl die Wundertüte der Liga. Was Christian Streich und die Verantwortlichen an der Dreisam aus den begrenzten Möglichkeiten des SC Freiburg machen – und zwar schon seit Jahrzehnten –, das nötigt mir höchsten Respekt ab.
Auch wenn Fritz Keller im Nachhinein betrachtet wohl lieber Winzer und SCF-Grande geblieben wäre. Nun ist er DFB-Präsident und muss sich teilweise übel in die Mangel nehmen lassen. Aber ansonsten läuft’s am Schwarzwald, vor allem sportlich. Und das ist doch immer noch das Allerwichtigste.
Das neue Stadion macht noch gelegentlich Kummer. Aber warum sollte es dem Freiburger Sportclub damit anders ergehen als so vielen anderen Vereinen bei Neubauten.
Zwei Akteure aus dem Breisgau kommen immer besonders gerne nach Bremen. Der emotionale Leader Nils Petersen, den Werder unbedingt hätte halten müssen, und der geborene Achimer Lukas Höler, der bei Hansa Schwanewede, dem Blumenthaler SV und dem VfB Oldenburg irgendwie durch das grün-weiße Raster gefallen ist.
Sei’s drum, die Bilanz spricht für den SVW. Seit 1993 gab es 43 Spiele gegen Freiburg. 24 Siege für Werder (davon zwölf im Weserstadion), neun Remis (fünf) und zehn Erfolge für Freiburg (davon vier in Bremen). Und gegen kaum eine andere Bundesliga-Mannschaft hat Werder mehr Tore geschossen als gegen die Breisgauer. Das Torverhältnis gesamt lautet 92:55. Mir reicht heute Nachmittag ein schnödes 1:0. Und das dürfte schwer genug werden. Mahlzeit!
Christian Stoll ist seit 1996 Stadionsprecher von Werder Bremen im Weserstadion. Im wöchentlichen Wechsel mit Thomas Eichin, Jörg Wontorra, Lou Richter und Klaus-Dieter Fischer schreibt Christian Stoll in unserer Zeitung, was ihm im Bundesliga-Geschehen aufgefallen ist.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.