
Frank Baumann ist dafür bekannt, dass er sich stets schützend vor die Werder-Spieler stellt. Der Sportchef äußert sich öffentlich normalerweise bedacht, Kritik übt er lieber intern. Wenn Baumann mit dieser Leitlinie bricht, muss schon einiges passiert sein – so wie im Fall Ole Käuper. Für den Mittelfeldspieler, den Werder derzeit an den Drittligisten FC Carl Zeiss Jena verliehen hat, findet Baumann gegenüber dem WESER-KURIER sehr klare Worte: „Ich kann nur schwer verstehen, wie es bei Ole jetzt zum zweiten Mal zu solch einer Situation gekommen ist. Er muss diese Warnschüsse registrieren und für sich nachhaltig Konsequenzen ziehen. Sonst kann eine Profi-Karriere auch schnell mal vorbei sein.“
Starker Tobak also für den 22-Jährigen, die Einstellung zum Beruf stimmt offenbar nicht. Was hat Baumann dazu gebracht, derart deutliche Kritik zu äußern? Das Drittliga-Schlusslicht Jena gab am Dienstag bekannt, dass Käuper und zwei Teamkollegen vorerst nur noch für das Oberliga-Team auflaufen. Die drei Spieler hätten „die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen können“, erklärte Geschäftsführer Chris Förster laut Vereinswebseite. Diese Strafversetzung Käupers ist besonders heikel, weil er schon in der vergangenen Saison Probleme bei einer Leihstation hatte. Im April stellte der Zweitligist Aue Käuper frei und verwies auf „disziplinarische Gründe“.
Die aktuelle Entscheidung Jenas, Käuper in die zweite Mannschaft zu beordern, akzeptiere Werder, sagt Baumann. Clemens Fritz, der die Bremer Leihspieler betreut, wurde von den Verantwortlichen des Drittligisten im Vorfeld darüber informiert. „Einmal kann es durchaus passieren, dass es einfach nicht so passt. Dass er mit der Spielweise vielleicht nicht zurechtkommt. Aber ein zweites Mal sollte es nicht passieren“, betonte Baumann. „Da muss mehr kommen von Ole. Er hat sich bewusst für Jena entschieden. Er wusste, worauf er sich einlässt und dass es für die Mannschaft um den Klassenerhalt gehen kann.“
Käupers Karriere steht nun früh am Scheideweg. Dass der gebürtige Bremer über großes Talent verfügt, wissen bei Werder alle. Trainer Florian Kohfeldt hält viel von dem spielintelligenten Mittelfeldspieler, holte ihn von der U23 zu den Profis und setzte ihn im Dezember 2017 bei der 0:1-Niederlage in Leverkusen erstmals in der Bundesliga ein. Die Begeisterung darüber, dass mal wieder ein echter Bremer das Werder-Trikot trug, war bei den Fans groß. Wenig später fiel Käuper jedoch wegen einer Operation am Fuß lange aus. Im August 2018 bekam er wieder seine Chance bei den Profis, zog sich im Pokalspiel gegen Worms nach einem rüden Foul aber einen Außenbandanriss im Sprunggelenk zu. Danach kam Käuper im Bremer Bundesliga-Team erst einmal nicht mehr zum Zug und sollte woanders Spielpraxis sammeln.
Das hat in Aue und Jena allerdings nicht wirklich gut geklappt. Beim FC Carl Zeiss kam Käuper in den ersten acht Ligaspielen zwar immer zum Einsatz, saß am vergangenen Wochenende aber nur noch auf der Bank und muss nun vorerst in der fünften Liga auflaufen. „Bei allem Talent, was er hat, muss Ole solche Situationen auch annehmen“, fordert Baumann. „Wir können nur an ihn appellieren, dass er sich anpasst und verändert, damit seine Stärken zum Tragen kommen.“ Erst einmal wolle Werder Käuper jetzt in Ruhe lassen, erklärt der Sportchef. In den kommenden Tagen werde Clemens Fritz dann das Gespräch mit dem Mittelfeldtalent suchen. Eine Auflösung des Leihvertrags mit Jena, der bis zum Saisonende läuft, ist für Baumann aktuell kein Thema: „Der Verein hat die Tür zur ersten Mannschaft nicht zugeschlagen. Ich gehe davon aus, dass Ole bis zum Saisonende in Jena spielt.“
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