
Hubertus Hess-Grunewald hat nicht nur klare Worte gefunden, sondern sogar Namen genannt, was durchaus ungewöhnlich ist. „Eine Gruppe besorgter Vereinsmitglieder“ um Willi Lemke, Jörg Wontorra und Lars Figura habe „offenbar das Ziel, zu einer veränderten Vereinspolitik zu kommen“, sagte Werders Präsident und Geschäftsführer im Interview mit dem WESER-KURIER. Ihr Ziel soll etwa eine Vergrößerung des Aufsichtsrats sein und dass der eingetragene Verein keinen Geschäftsführer der ausgegliederten Profiabteilung mehr stellt. Wontorra bemühe sich um eine Kandidatur für den Aufsichtsrat, und auch Figura habe „gewisse Ambitionen“, führte Hess-Grunewald aus. Er ging in die Offensive und sprach die Kritiker direkt an, doch was sagen die Genannten dazu, dass sie nun als die „Werder-Opposition“ gelten?
Ein zentraler Punkt der Diskussionen ist die Wahl des Aufsichtsrats. Da Werders Mitgliederversammlung wegen der Corona-Auflagen abgesagt wurde und voraussichtlich erst im April oder Mai 2021 nachgeholt werden kann, verschiebt sich auch die Wahl. Immer wieder ist zu hören, dass es erstmals mehr Kandidaten als vorhandene Plätze für das sechsköpfige Gremium geben soll. Zu seiner möglichen Kandidatur für den Aufsichtsrat sagte Jörg Wontorra auf Nachfrage: „Aktuell ist das kein Thema. Bis zur Mitgliederversammlung im April oder Mai kann noch so viel passieren. Es ist nicht sinnvoll, sich jetzt schon damit zu beschäftigen.“ Der Journalist gehörte dem Werder-Aufsichtsrat bereits von 1999 bis 2003 an.
Völlig überrascht zeigte sich Lars Figura davon, dass er von Hess-Grunewald genannt wurde. „Ich habe keine Ambitionen auf ein Amt, weder im Aufsichtsrat oder in der Geschäftsführung der SV Werder Bremen GmbH & Co. KG aA noch im geschäftsführenden Präsidium des e.V.“, erklärte der Anwalt und frühere Spitzen-Leichtathlet auf Nachfrage. Hess-Grunewald hatte gesagt: „Wortmeldungen in der Mitgliederversammlung der Leichtathletikabteilung lassen darauf schließen, dass auch Lars Figura gewisse Ambitionen hat.“ Laut Figura ist diese Interpretation abwegig: "Meine Wortmeldungen betrafen eine Unklarheit in der Satzung des eingetragenen Vereins."
Willi Lemke wollte Hess-Grunewalds Äußerungen nicht öffentlich kommentieren. „Frank Baumann hat kürzlich während der Pressekonferenz vor dem Wolfsburg-Spiel darum gebeten, dass mehr miteinander statt übereinander gesprochen wird. Daran halte ich mich“, sagte der ehemalige Manager und Aufsichtsratschef. Lemke hatte kritisiert, dass der auslaufende Vertrag mit Geschäftsführer Baumann in Kürze verlängert werden soll. Ursprünglich sollte sich der neu zu wählende Aufsichtsrat damit beschäftigen, doch nach der verschobenen Mitgliederversammlung will das aktuelle Gremium Klarheit in der wichtigen Personalie schaffen. Lemke nannte das im Interview mit dem Internetportal „Deichstube“ einen „Affront gegen den neuen Aufsichtsrat“. Hess-Grunewald verwies jetzt darauf, dass der Aufsichtsrat, zu dem Lemke gehörte, im Mai 2016 Baumann einen langfristigen Vertrag angeboten habe, obwohl sechs Monate später Wahlen anstanden. Baumann übernahm damals den Posten vom entlassenen Thomas Eichin.
Offen sprach Hess-Grunewald in dem Interview ebenfalls über die Differenzen mit seinem Vorgänger Klaus-Dieter Fischer. Seine Darstellung: Den großen Bruch habe es gegeben, als Fischer nach dem Abschied als Präsident und Geschäftsführer ein „lebenslanges Teilnahmerecht an Präsidiumssitzungen“ gefordert habe, das dem Ehrenpräsidenten nicht gewährt worden sei. Auf diese Kritik wollte Fischer nicht antworten und erklärte: „Ich mache dieses Pingpong-Spiel mit Wahrheiten und Unwahrheiten nicht mit.“ Das Verhältnis zwischen Fischer und der aktuellen Vereinsführung ist belastet. Der Ehrenpräsident sitzt nicht mehr in der Werder-Loge und verzichtet auf Feierlichkeiten des Vereins zu seinem 80. Geburtstag am 27. Dezember. In diesem Zusammenhang betonte Fischer: „Werder hat mir angeboten, eine Feier auszurichten. Ich habe aber darum gebeten, das Geld stattdessen an die Bremer Krebsgesellschaft zu spenden. Das hat Werder sofort gemacht.“
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