
Frank Baumann will keinen „Blinden“ holen, das ist die gute Nachricht. Werders Sportchef sagte das am Mittwoch im Trainingslager in Grassau ein wenig im Spaß, es ging dabei um die gute Stimmung in Werders Umfeld nach der Vertragsverlängerung von Florian Kohfeldt und nach dem starken 4:0-Sieg im Test gegen SD Eibar. Deshalb sagte Baumann. „Wenn wir am Samstag 0:3 gegen Everton verlieren oder ich einen blinden Spieler hole, ist die Euphorie auch schnell wieder weg.“
Die Gefahr, einen Blinden zu holen, ist für Werder von daher ein wenig gebannt, weil der Verein seit Wochen einfach gar keinen Spieler holt. Angesichts der dünnen Personaldecke in der Defensive tickt aber die Zeit, jede weitere Woche ohne neuen Abwehrspieler ist ein Risiko. In der Offensive, wo man nach dem Abgang von Topscorer Max Kruse die größte Baustelle vermuten konnte, muss eigentlich nichts mehr passieren. Hier sieht es personell, taktisch und fußballerisch nach den ersten Eindrücken gut aus.
Am 8. August schließt für die Klubs der Premier League nun vorzeitig das Transferfenster, weil auf der Insel die Regelung durchgesetzt wurde, nach dem ersten Pflichtspiel keine neuen Spieler mehr verpflichten zu dürfen. Ein markantes Datum im europäischen Transfersommer. Aber nicht für Werders Pläne. „Bei den Spielern, die wir im Kopf haben, spielt das Transferfenster der Premier League keine Rolle“, erklärt Baumann, „da sind wir ein Stück weit unabhängig. Wir versuchen, unsere Kandidaten so schnell wie möglich umzusetzen, aber es ist so, dass in den nächsten ein bis zwei Tagen nichts passieren wird.“
Danach, so Baumann, müsse man einfach sehen, „ob wir vielleicht auf andere Kandidaten umspringen müssen“. Auch Trainer Florian Kohfeldt hatte zuletzt betont, dass man gerade bei der gewünschten Verstärkung der Defensive zwar in guten Gesprächen sei, man aber nicht ewig warten könne, ob Plan A klappt. Irgendwann müsse Werder auf Alternativen setzen.
Dass in England mit Beginn des Pflichtspielkalenders keine Zugänge mehr möglich sind, findet Baumann durchaus einen spannenden Ansatz. „Vor allem aus Sicht der Fans, aber auch aus Kaderplanungssicht und auch aus Trainersicht ist das schon nachvollziehbar“, meint Werders Sportchef, er verweist aber auch auf die Komplexität des Themas: „Man müsste für eine europaweite Umsetzung viele Dinge berücksichtigen. Es wäre dann wichtig, dass alle europäischen Ligen in etwa gleich starten, damit es für alle ein in etwa gleiches Transferende gibt.“
Zudem hätten die internationalen Qualifikationsspiele im Sommer gerade für Klubs aus kleineren Ligen enorme Auswirkungen. „Wenn die sich für die Champions- oder Europa League qualifizieren, haben sie ganz andere finanzielle Möglichkeiten. Wenn nicht, müssen sie vielleicht noch mal einen Spieler verkaufen in einer der größeren Ligen.“ Diese Möglichkeiten seien die Vorteile des jetzigen Systems, weshalb es gelte, Veränderungen genau abzuwägen.
Grundsätzlich, sagt Baumann, hätte er kein Problem damit, wenn auch in Deutschland das Transferfenster vor dem 1. Spieltag enden würde. Aber: „Zumindest die größeren Länder und damit auch die Bundesliga müssten dann ein ähnliches Datum haben.“ Und eine kleine Resthoffnung bleibt ja für Vereine wie Werder durch den „Transfer-Brexit“, vielleicht doch einen überraschenden Coup landen zu können. Baumann: „Natürlich können neue Situationen nach dem Ende des Transferfensters in England entstehen, dass Spieler auf den Markt kommen, bei denen das so jetzt noch nicht zu erwarten ist.“
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.