
Sie könnten in Harvard eine Lehrveranstaltung über den Job des Innenverteidigers abhalten. Das hat zuletzt niemand Geringeres als „The Special One“, José Mourinho, über das italienische Abwehrduo Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini gesagt. Damals hatten die beiden in der Champions League mit Juventus Turin bei Manchester United zu Null gewonnen. Am Samstag gab es mit der italienischen Nationalmannschaft gegen Portugal wieder kein Gegentor.
Für Josh Sargent, Werders Sturmtalent im Einsatz für die USA, gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht vor dem Duell mit Italien am Dienstagabend. Die gute: Chiellini ist bereits zurück nach Turin gereist. Die schlechte: Mit Bonucci wird er es wohl zu tun bekommen im belgischen Genk. Sargent steht vor seinem sechsten Einsatz für die A-Nationalmannschaft der USA. Die Zahl seiner Nominierungen für Werders Profikader: null. Die Zahl seiner Einsätze in der Regionalliga Nord: elf. Im Juni durfte er sich mit der späteren französischen Weltmeister-Abwehr um Raphaël Varane und Samuel Umtiti messen, nun darf er sich wahrscheinlich noch Bonucci in den Lebenslauf schreiben.
„Bei Josh sieht es gut aus, er wird uns zur Verfügung stehen“, sagte US-Interimscoach Dave Sarachan am Montag. In der letzten Einheit bei Werder vor der Abreise zur Nationalmannschaft hatte Sargent etwas am Knöchel abbekommen. Deshalb konnte er vergangene Woche nur individuell trainieren und verpasste das Länderspiel in Wembley gegen England. „Wir haben von Tag zu Tag geschaut. Aber er hatte ein paar gute Einheiten“, sagte Sarachan, der einige Änderungen im Vergleich zum ernüchternden 0:3 am Donnerstag ankündigte.
Hinter dem US-Team liegt ein Jahr der Experimente. 2018 war 2018 relativ egal, nach der verpassten Qualifikation für die WM in Russland liegt der Fokus auf der Zukunft – zunächst auf der WM 2022 und mit ganz viel Weitsicht auf der WM 2026 im eigenen Land. Dann wäre Sargent 26 Jahre alt und im besten Fußballeralter. „Er wird davon profitieren, wenn er jetzt schon Erfahrung in solchen Spielen sammelt“, sagte Sarachan mit Blick auf Italien, das zweite Schwergewicht binnen fünf Tagen, mit dem sich die USA messen. Genau so ist es gewollt: Fördern heißt Fordern.
Jeff Carlisle begleitet das Team als Journalist für den Fernsehsender ESPN. Er glaubt, dass Sargent mit der Erwartungshaltung gut umgehen kann. „Die USA sind auf der Mittelstürmer-Position dünn besetzt. Deshalb setzen alle großen Hoffnungen in Josh. Aber er hat es bislang beeindruckend gemacht“, sagte Carlisle. In fünf Spielen sind Sargent zwei Tore gelungen, schneller waren für die USA bislang nur zwei 18-Jährige, darunter Borussia Dortmunds Christian Pulisic. Der ist mit 20 bereits in eine Leader-Rolle aufgerückt, er soll Talente wie Sargent oder Timothy Weah mitziehen. Letzterer ist der Sohn des ehemaligen Weltfußballers George Weah und spielt für Paris Saint-Germain. Anders als Sargent kann der zwei Tage jüngere Weah allerdings schon Erstligaeinsätze vorweisen.
Dass ein Spieler, der diese Saison seine Tore unter anderem gegen Eintracht Norderstedt oder die SV Drochtersen/Assel gemacht hat, es vielleicht mit Bonucci und Chiellini aufnehmen darf, ist eine außergewöhnliche Geschichte. „Wir schauen auf das große Ganze“, sagte US-Coach Sarachan, dessen Nachfolger in Kürze verkündet werden soll. Mehrere US-Quellen vermuten, es wird der ehemalige Bundesligaprofi Gregg Berhalter, derzeit noch in der Major League Soccer für Columbus Crew verantwortlich. „Josh hat es definitiv verdient, hier zu sein“, findet ESPN-Journalist Carlisle. Jede Herausforderung, die ihm gestellt worden sei, habe er auch gemeistert. Hat die Aussage am Dienstagabend weiter Bestand, wäre Sargent wieder einen Schritt weiter.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.