
Auf Platz drei meiner nervigsten Fußball-Floskeln: „Wir müssen jetzt von Spiel zu Spiel denken!“ Richtig. Und von Atemzug zu Atemzug. Zusätzlich blöd an dieser Phrase ist, dass „von Spiel zu Spiel denken“ tatsächlich aktuell den Werder-Weg nach dem vergurkten Start beschreibt.
Das klang doch alles prima: Optimaltrainer Kohfeldt optimiert weiter bis mindestens 2023, Osako macht den Kruse 2.0, die Offensive wird mit Füllkrug effektiver, die Defensive mit Toprak stabiler. Werder läutet den nächsten Entwicklungsschritt ein und hämmert mit harter Faust an die Pforte nach Europa.
Nichts davon ist abgesagt, das kann alles noch klappen. Dummerweise ist Werder in die völlig falsche Richtung gestürmt. Ja klar, das Düsseldorf-Spiel war beinahe tragisch: Die Fortuna verwandelte vier erstzunehmende Abschlüsse in drei Tore, Werder machte aus 24 Torschüssen nur einen Treffer. Ja klar, auch gegen Hoffenheim hat Fortuna (in diesem Fall die ominöse Glücksgöttin) den Bremern die lange Nase gezeigt. Kann man so sehen. Man muss sehen: null Punkte vor dem dritten Spieltag. Ein Déjà-vu, das war 2016 und 2017 schon so.
Auf die Laune drückt zusätzlich die vermaledeite Verletztenmisere. Die Notwendigkeit von Erste-Hilfe-Transfers brachte Michael Lang aus Gladbach an die Weser. Ich vermute, da ist noch Tinte im Füller für weitere Verträge. In den vergangenen Jahren bugsierte Sportchef Baumann die Verstärkungen Sahin, Gnabry, Rashica und Langkamp am letzten Tag durch das Transferfenster. Das schließt am Montag...
Vorher kommt der FC Augsburg. Zu einem Spiel mit überraschend schwerwiegender Bedeutung für Werder. Alles andere als ein Sieg hieße: Fehlstart brutal, Europa erstmal egal. Denn dann irrlichtert Werder im Tabellenkeller rum, dann stehen vorrangig Vermeidungs- statt Erreichungsziele im Mittelpunkt, dann gibt‘s statt Rückenwind die eiskalte Gischt von vorne ins Gesicht. Ich habe vor einem Super Bowl mal Football-Held Tom Brady gefragt, wie er mit einer Niederlage umgehen würde. Die lapidare Antwort war eine beliebte US-Sportler-Phrase: „I‘ll cross that bridge when i get there!“. Das kümmert ihn erst, wenn es soweit ist. Deshalb beschäftige ich mich hier, ohne weiter zu unken, lieber fix mit Werders Europa-Ambitionen. Die sind konsequent mutig, denn Mut ist ja ein Kernelement von Kohfeldts Spielphilosophie.
Unbestreitbar gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Marktwert eines Mannschaftskaders und der Abschlussplatzierung in der Tabelle. Die teuersten Mannschaften stehen üblicherweise am Ende der Saison oben, die günstigsten unten. Werder notiert in der Geldrangliste, dem Gesamtwert des Kaders, an elfter Stelle (Quelle: transfermarkt.de). Für Europa reicht der sechste Platz in der Tabelle. Werder müsste also fünf Positionen gutmachen. Das gelang in der vergangenen Saison keinem Team. Vor zwei Spielzeiten verbesserten sich aber gleich drei Teams um mindestens fünf Positionen, 2017 kletterte der SC Freiburg sogar mit dem drittniedrigsten Kaderwert auf den siebten Platz und damit in die Europa-League-Qualifikation. Also: Es geht alles. Außer Zahnpasta zurück in die Tube. Jetzt aber erstmal ans nächste Spiel denken!
wurde dem TV-Publikum durch die Moderation der Sat.1-Sportsendung „ran“ bekannt. Im wöchentlichen Wechsel mit Jörg Wontorra, Christian Stoll, Peter Gagelmann und Daniel Boschmann schreibt er auf, was ihm im Bundesliga-Geschehen aufgefallen ist.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.