
Manchmal, ja manchmal, da liegt man so richtig daneben. So wie Florian Kohfeldt am Sonntag bei der Aufstellung und Ausrichtung gegen Leverkusen. Oder so wie der Verfasser dieser Zeilen. Und auch dabei geht es um Werders Coach. Es ist jetzt ein Jahr her, dass Kohfeldt das Traineramt in Bremen übernommen hat – und somit liegt es auch fast zwölf Monate zurück, dass intensiv über die Richtigkeit dieser Beförderung diskutiert wurde. Schließlich kam da erneut einer aus der U23, abermals aus der viel beschworenen Werder-Familie. Genau dieser Weg hatte zuvor bei Viktor Skripnik und Alexander Nouri nur temporäre Glücksmomente gebracht. Zumeist herrschte Tristesse im Abstiegskampf. Ein Ausweg aus dem stetigen Niedergang? War nicht zu erkennen. Warum also sollte dieses Mal alles anders werden?
Das dachten viele Fans, das dachte auch ich. Und so erklärte ich seinerzeit in einem Mein-Werder-Video. „Ich glaube, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht der Richtige ist, um Werder aus der Krise zu holen.“ Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass ich Florian Kohfeldt damals nicht das Können dazu abgesprochen habe. „Das hängt weniger damit zusammen, dass ich seine Qualitäten nicht schätze – sie sind nämlich zweifelsfrei vorhanden“, sagte ich damals. Aber es blieben eben Restzweifel. Zu vertrackt erschien Werders sportliche Situation. Der Blick aufs große Ganze wich gefühlt der Hoffnung auf den kurzfristigen Kick.
Einen Herbst später sind wir alle schlauer. Viel besser hätte auch eine externe Lösung diesen Job nicht meistern können. Unter Florian Kohfeldt ging es nicht nur stetig bergauf, der Klub ist mittlerweile Tabellenvierter. Selten wie lange nicht klingt das Wort „Nachhaltigkeit“ wieder wie ein realistisches Ziel und nicht nur wie eine Floskel. Sportchef Frank Baumann hat damals viel Häme und Kritik für seine Entscheidung einstecken müssen. Dank der Schnelllebigkeit des Geschäfts wird auch er inzwischen gefeiert. Wegen seiner guten Transfers. Wegen des Vertrauens in Florian Kohfeldt.
In Windeseile ist der Coach zum Gesicht eines ganzen Vereins geworden. Ein Gesicht, um das ihn viele andere Klubs, viele Medienschaffende an anderen Standorten und viele Fans in Deutschland beneiden. Es ehrt Florian Kohfeldt, dass er sich selbst am allerwenigsten an diesen Lobeshymnen ergötzt. Stattdessen steht er vielleicht besser als je ein Werder-Trainer zuvor für die Bremer Bescheidenheit – so skurril das im heutigen kommerzialisierten Bundesliga-Alltag auch klingen mag. Er lebt den Verein, ist der vielleicht größte Fan seiner Mannschaft und scheint mit seiner ausgeprägten grün-weißen DNA auch alle anderen anzustecken oder wiederzubeleben, die es mit Werder halten. Er wirkt dabei nie anbiedernd, sondern immer authentisch.
Florian Kohfeldt ist ein Trainer, der nicht nur Krisensituationen überstehen und wegmoderieren kann, sondern aufgrund seiner Kompetenz und seiner Intelligenz auch einen enormen Rückhalt genießt. Von ihm dürfte sich der Verein nicht so schnell trennen wollen, wenn es sportlich doch mal wieder kriselt. Und wenn ein Konkurrent anklopft schon gar nicht.
Aber es muss ja auch gar nicht erst wieder ungemütlich werden bei Werder – daran ändert auch die Klatsche gegen Leverkusen nichts. Jeder darf mal Fehler machen und dann die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Das gilt für Trainer wie Florian Kohfeldt. Aber auch für Mein-Werder-Reporter.
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