
Oktober 1998
Es ist eine dieser mythischen Geschichten, die sich um Aílton Gonçalves da Silva ranken. So ganz genau weiß man nicht, ob sie stimmen – so ganz unwahrscheinlich ist es aber auch nicht. So wie in diesem Fall. Der Angreifer war gerade zu Werder gewechselt und lebte die ersten Monate in der See-Suite des Bremer Parkhotels. Und was stand da auf dem Speiseplan? Spaghetti Bolognese. Drei Wochen lang. „Deutsch ist schwer, ich konnte nur diese zwei Worte“, erklärte Ailton Jahre später einmal.
Januar 1999
In puncto Pünktlichkeit hat Ailton vor allem in den Trainingslagern Probleme. Dieses Mal ist er zwar da, aber irgendwie auch nicht. Bei einem Waldlauf in Herzlake geht er mit Andreas Herzog nach rund 60 Minuten verloren, erst knapp anderthalb Stunden später findet das Duo zurück ins Hotel.
März 2003
Werder hatte gerade gegen Hannover verloren, als es auch im Hause Ailton ungemütlich wurde. So stritt sich der damals 29-Jährige mit seiner Lebensgefährtin Rosalie, kurz darauf erstattete die Mexikanerin bei der Bremer Polizei Anzeige wegen Körperverletzung. Erst bestritt Ailton die Tat, räumte sein Vergehen dann aber doch ein. „Ich habe überreagiert und weiß, dass sich so etwas nicht wiederholen darf, zumal ich gegen jegliche Form von Gewalt bin.“ Die Beziehung ließ sich retten, trotz weiterer Streitereien wurde im Dezember 2004 geheiratet.
März 2004
Mit Werder kämpfte Ailton um die Meisterschaft, in der Nationalmannschaft Brasiliens fand er trotzdem nicht statt. Es war schlichtweg kein Platz für den „Kugelblitz“, weshalb er die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland für ein anderes Team spielen wollte: für Katar. Der dortige Verband plante gewissermaßen den Aufbau einer Söldnertruppe, neben Ailton sollten auch dessen Landsleute Dede und Leandro für Millionen-Gagen eine zusätzliche Staatsbürgerschaft annehmen. Fehlende Beziehung ins Emirat hin oder her. Das Trio hatte sogar einen kuriosen Ein-Tages-Trip in die Wüste unternommen und durfte träumen. „Hier ist es schön warm, wie in Brasilien“, schwärmte Ailton bereits. Doch dann ging es einige Stunden später unverrichteter Dinge schon wieder zurück. „Im Moment hat der Verein Vorrang. Deshalb habe ich im Augenblick keine Zeit für die Nationalelf. Das sahen Ailton und Leandro genauso“, sagte der Dortmunder Dede später etwas fadenscheinig. Die Fifa legte ohnehin im Eilverfahren ihr Veto ein, die unterschriftsreifen Verträge der Bundesliga-Profis wanderten in den Schredder.
Mai 2004
Was für ein Triumph. Werder wird nicht nur Deutscher Meister, sondern ausgerechnet durch einen 3:1-Sieg beim FC Bayern München. Nicht nur in Bremen gibt es kein Halten mehr, die Spieler verwandeln die Kabine in ein Tollhaus. Kameras fangen den nackten Ailton beim Jubeltanz ein, was zu Hause nicht gut ankommt. „Das Foto war geil. Aber es gab Ärger mit meiner Rosalie. Eine südländische Frau will, dass der Körper ihres Mannes nur ihr gehört.“ Prompt ließ er sich kurz darauf auf dem heimischen Sofa nackt fotografieren – bedeckt nur mit der Meisterschale und einem Krönchen.
Mai 2010
Die Schalker Arena kann ihr Dach öffnen, bei gutem Wetter fällt dann etwas Sonnenschein auf das kleine Rasenstück schräg hinter einem der beiden Fußballtore. Vor einem Spiel gegen Leverkusen nominierte der völlig genervte Trainer Ralf Rangnick Ailton nur für die Ersatzbank. Während sich die anderen Reservespieler aufwärmten, legte sich der beleidigte Ailton bis zum Abpfiff auf das sonnige Plätzchen neben dem Tor. „Wie im Freibad!“, motzte Rangnick. Der Boulevard freute sich über den „Freibad-Toni“, der schon früh auf Schalke sonderbare Wege einschlug: Zu einer Trainingseinheit kam Rodeo-Fan Ailton wie selbstverständlich auf einem Pferd angeritten. In einem Interview beklagte er: „Schalke versteht mich nicht. Was ein Manager oder Trainer sagen, geht links rein und rechts raus. Auf dem Feld, im Spiel, bin ich größer als sie.“ Trotz 14 Saisontoren verkaufte ihn Schalke nach nur einer Saison prompt an Besiktas.
September 2008
Manchmal, ja manchmal wirkt sogar ein Ailton sprachlos. Na ja, zumindest für einen kurzen Moment. Der österreichische Erstligist SCR Altach hatte den Brasilianer ausgeliehen, eigentlich stand er noch in der Ukraine bei Metalurh Donezk unter Vertrag. Nach dem Debüt gegen den SV Ried wurde der Angreifer deutlich. „Ich musste 35 Jahre alt werden und spiele schon lange Fußball. Aber so etwas wie heute habe ich noch nie gesehen“, sagte er ungläubig. „Für mich ist das keine Profimannschaft.“ Wenig überraschend bekam Ailton nach dieser öffentlichen Kritik eine Geldstrafe aufgebrummt, die Höhe blieb unbekannt. Nach nur zwölf Spielen und sieben Toren endete im Januar 2009 das Abenteuer Österreich auch schon wieder.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.