
Den Matchplan mit seinen sechs bis acht Kernthemen, der im Laufe der Trainingswoche vor dem Freiburg-Spiel dann auch der Mannschaft präsentiert wird, hat Florian Kohfeldt schon seit letzten Freitag im Kopf. Basierend auf den Stärken und Schwächen des Gegners passen Werders Trainer- und Analyseteam die eigenen Ideen und Inhalte an, um so gut wie möglich vorbereitet in diese sehr wichtige Partie zu gehen.
Kohfeldt wollte bei einer längeren Medienrunde zuletzt natürlich nicht zu sehr ins Detail gehen, aber man darf einigermaßen sicher davon ausgehen, dass auch das Thema Defensivstandards einen beträchtlichen Teil in der Spielvorbereitung einnimmt. Freiburg war bereits in der abgelaufenen Saison eine der gefährlichsten Mannschaften bei Standards und steht nach elf Spieltagen schon wieder bei vier Toren nach einem ruhenden Ball. Mit Florian Bruns hat der kommende Gegner einen ausgesprochenen Spezialisten für Eckball-, Freistoß- und Einwurfvarianten im Trainerteam und Werder hat sich gerade in den letzten Spielen in diesen Spielsituationen nicht eben besonders konzentriert gezeigt.
Schon fünf der 19 Gegentore kassierte die Mannschaft nach einem Eckball, Einwurf oder per Elfmeter. Nimmt man die beiden Pokalspiele bei den Viertligisten Worms und Flensburg noch dazu, sind es sogar schon sieben von 21 Treffern. Werder lässt dabei kein Muster erkennen: Mal führte wie gegen Frankfurt ein unsauberer Rückpass zum Strafstoß, dann leistete sich Jiri Pavlenka einen Aussetzer wie gegen Leverkusen.
In Mainz war es ebenso ein gruppentaktisches Fehlverhalten im Rausrücken und Zuordnen wie beim ersten Gegentor gegen Gladbach und einmal wurde von der Borussia Werders Manndeckung durch einen recht schlichten Laufweg des Schützen ausgehebelt. Auch gegen Worms und Flensburg waren es Probleme beim Nachrücken und in der Zuordnung auf den zweiten Ball.
Die handwerklichen Gründe mögen unterschiedlich sein, was sich aber wie ein roter Faden durch die Liste der Gegentore zieht, ist dieser Tick an Spannkraft und Konzentration, der der Mannschaft in den kleinen Momenten abgeht. Selbst wenn man die Finte des Gegners zu kennen glaubt, den Kopfballspezialisten als Zielspieler ausgemacht und markiert hat, muss der Angriff auch erst verteidigt werden. Manchmal weiß man vorher schon recht genau, was gleich passieren wird und ist trotzdem machtlos. In Werders Fall trifft das aber nicht zu.
“Aufmerksamkeit ist schwierig zu trainieren. Wir versuchen es unter anderem über Elemente im kognitiven Training, was wie eine Aufmerksamkeitsschule ist”, sagt Kohfeldt und kündigt ein etwas eindringlicheres Coaching dieser Elemente an. “Es ist jetzt unsere Aufgabe als Trainerteam, die kleinen Dinge in den Fokus zu rücken, also: Gibt es einen Einwurf für den Gegner, dann stellen wir den richtig zu. Gibt es eine Ecke, dann müssen wir die richtig verteidigen. Das sind keine großen taktischen Abläufe, sondern die Kleinigkeiten, die in der Woche vor dem Freiburg-Spiel ein Schwerpunkt sein werden.”
Die vier Gegentore nach Standards aus den letzten drei Partien und vor allen Dingen die Art und Weise des Zustandekommens überlagerten – mit Ausnahme der schlechten Partie in Mainz – durchaus auch die Leistungen der Mannschaft. “Wir haben etwa gegen Mönchengladbach Momente zugelassen für den Gegner, die eigentlich leicht zu verteidigen waren. In den normalen Spielphasen haben wir wenig zugelassen. Aber das Andere gehört eben auch dazu, da kann man sich nicht rausnehmen”, sagt Kohfeldt.
Keine Entschuldigung, aber vielleicht ein Grund dafür könnte der eingeschränkte Trainingsbetrieb der letzten Wochen gewesen sein. Zwischen den beiden Länderspielpausen im Oktober und November blieb Kohfeldt wenig Zeit zu trainieren. Die Nationalspieler waren lange weg, dazu gab es wegen des Pokalspiels in Flensburg eine englische Woche zu überbrücken. Die Vorbereitung auf das Mainz-Spiel etwa war wegen der engen Taktung nur videobasiert.
Wenn am Dienstag oder spätestens am Mittwoch aber alle Nationalspieler wieder zurückkehren, sollen in Spielelementen die kleinen Dinge im Elf gegen Elf gecoacht, angesprochen und verbessert werden. Auf dem Platz, und nicht nur in der Teambesprechung.
Da trifft es sich ganz gut, dass Werder im Hinblick auf das Freiburg-Spiel eine ganz normale Fünf-Tage-Woche zur Vorbereitung nutzen kann, weil die Partie eben erst am Sonntag und nicht schon am Samstag stattfindet. “Wir haben Donnerstag, Freitag und Samstag als Vorbereitung mit der kompletten Mannschaft. Das ist schon gut.”
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.