
Werder Bremen hatte etwas gutzumachen. Vergangene Woche hatten sie alle Tugenden vergessen, die sie in dieser Saison stark gemacht hatten: Die sonst so starke Defensive war während der 0:4-Niederlage in Hoffenheim nicht einmal zu erahnen. Gegen Eintracht Frankfurt galt es zu beweisen, dass diese Schmach nur ein Ausrutscher war. Das gelang: Nicht nur stand Werders Fünferkette wieder sicher wie eine Mauer. Auch offensiv konnten die Bremer einige Akzente setzen.
3-4-3 gegen 3-4-3
Eintracht Frankfurt war als Mannschaft der Stunde nach Bremen angereist. Keine Bundesliga-Mannschaft holte im Kalenderjahr 2021 mehr Punkte. Ein Erfolgsgeheimnis ist das Frankfurter 3-4-3-System.
Gleiches mit Gleichem bekämpfen: So lautete der Plan von Werder-Coach Florian Kohfeldt. Er stellte seine Mannschaft ebenfalls in einem 3-4-3-System auf. Joshua Sargent und Romano Schmid begannen als Halbstürmer neben Milot Rashica. Werder spiegelte damit die Formation der Frankfurter; jedem Bremer Verteidiger war automatisch ein Frankfurter Angreifer zugeteilt.
Werder interpretierte das Spielsystem allerdings wesentlich defensiver, als dies die Frankfurter taten: Die beiden Außenverteidiger rückten weit nach hinten, sodass ein 5-2-3 entstand. Werder war vor allem darauf bedacht, das Zentrum zu schließen. Dazu schlossen Sargent und Schmid die Passwege in die Spielfeldmitte. Frankfurt sollte den Ball innerhalb der Dreierkette laufen lassen und anschließend auf die Außen passen.
Kaum Zugriff vor der Pause
Werders Plan kam allerdings schon nach wenigen Minuten völlig ins Wanken. Frankfurt bezwang die Bremer Abwehr nicht aus dem Spiel heraus, sondern nach einem Standard. Bremen verpasste es, nach einem kurz ausgeführten Eckball die Raumdeckung im eigenen Strafraum aufzulösen. Kostic konnte völlig frei flanken, Silva ohne Druck eines Verteidigers einköpfen (9.).
Nach dem Tor ließ Frankfurt Ball und Gegner laufen. Nun kamen die Nachteile des Bremer Systems zum Tragen: Werder stand zwar im Zentrum enorm kompakt, rückte allerdings in der ersten Linie nicht auf die Flügel. Frankfurts Innenverteidiger konnten unbedrängt die Außenlinie entlangdribbeln. Auch Frankfurts Sechser wichen immer wieder in den freien Raum aus (siehe Grafik).
Zu Werders Glück sammelten die Frankfurter zwar 65% Ballbesitz in der ersten Halbzeit. Sie kamen allerdings nur selten in Abschlusspositionen. Das war der Vorteil der tiefen Bremer Verteidigung: Sie blockierten die Rückpasswege ins Zentrum. Frankfurt blieb häufig nur die Flanke. Im eigenen Strafraum blieb Werder fast gänzlich ohne Fehler. Die Innenverteidiger schalteten rechtzeitig auf Manndeckung um und gewannen praktisch jedes Kopfballduell. So blieb es bis zur Pause beim 0:1.
Die Lücke hinter Kostic
Schon vor der Halbzeitpause war in einzelnen Situationen zu erahnen, wie Werders Offensivplan aussah. Die Außenverteidiger absolvierten ein hohes Pensum: Sie schossen nach Ballgewinnen direkt nach vorne. Sie sollten die hoch stehenden Außenverteidiger der Frankfurter abhängen. Bis zur Halbzeitpause gelang dies aber nur selten.
In der zweiten Halbzeit funktionierte dieser Trick jedoch wesentlich besser. Werder hatte vor allem Frankfurts linke Seite als Schwachstelle ausgemacht. Kostic arbeitete nicht fleißig mit nach hinten, und auch der linke Innenverteidiger Martin Hinteregger lief immer wieder nach vorne. Theodor Gebre Selassie und auch Sargent boten sich immer wieder hinter ihnen im halbrechten Raum an.
Werder fand die beiden Sprinter auf Rechtsaußen nun immer häufiger. Das lag nicht zuletzt daran, dass sie mehr Risiko im Zentrum eingingen. Da beide Teams dieselbe Formation spielten, entstanden viele Eins-gegen-Eins-Duelle auf dem ganzen Feld. Dribbelte nun ein Gegenspieler seinen direkten Kontrahenten aus, hatte er meist genügend Zeit, einen Pass in die Tiefe zu spielen. Sowohl vor dem 1:1 (47.) als auch vor dem 2:1 (62.) setzten sich die Bremer im direkten Duell im Zentrum durch, um anschließend den Ball nach halbrechts hinter die Abwehrkette zu spielen.
Frankfurter Flankengewitter
Nach der Führung zogen sich die Bremer noch weiter zurück. Frankfurt versuchte weiterhin, auf den Außen durchzubrechen. Gäste-Trainer Adi Hütter schwächte mit seinen Wechseln allerdings die rechte Seite. Ab der 65. Minute griff Frankfurt praktisch nur noch über die linke Seite an. Das war äußerst ausrechenbar, zumal fast alle Frankfurter Angriffe mit Flanken endeten. Von den insgesamt 39 Hereingaben führte keine zu einer Großchance.
Werder konnte sich auf die eigene Defensive verlassen. Frankfurt hatte am Ende zwar fast siebzig Prozent Ballbesitz, Chancen blieben aber Mangelware. Werder mauerte sich zum Erfolg. Dass sie über die rechte Seite Nadelstiche setzen konnten, sorgte letztlich für den verdienten Sieg.
Es war ein Sieg mit Ansage: Bereits vor dem Spiel hatten die Bremer die Schwachstelle der Frankfurter auf deren linker Seite verortet. Für Kohfeldt muss es ein schönes Gefühl gewesen sein, dass sein Plan aufging.
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