
Es gab da diesen einen Moment, als die Augen von Davy Klaassen zu leuchten begannen. Einen Sekundenbruchteil später war ein breites Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen. Es ging um das jüngste Länderspiel der Niederlande gegen Deutschland, das bekanntlich mit einem 3:0 für die Elf aus der Heimat von Davy Klaassen endete. „Das war natürlich gut“, sagte der 25-Jährige am Donnerstag und ließ schelmisch die Zähne blitzen. Weitere Kommentare verkniff er sich, er genoss die Erinnerungen an den Sieg gegen den Erzrivalen lieber im Stillen.
Einziges Problem aus seiner Sicht: Er war wieder einmal nicht dabei. In der Nationalmannschaft wird Klaassen seit seiner Durststrecke beim FC Everton nicht mehr berücksichtigt, das bis dato letzte Gespräch mit Bondscoach Ronald Koeman gab es im vergangenen Februar. „Ich will immer für die Nationalmannschaft spielen“, sagte Klaassen. „Es ist aber nicht meine Entscheidung, ob ich dabei bin oder nicht. Ich gebe hier im Verein alles – und hoffe, bald eine Einladung zu bekommen.“ In knapp vier Wochen gibt es eine neue Gelegenheit, dann treffen die Niederlande auf Frankreich und abermals auf Deutschland. Es geht um die ersten Entscheidungen in der Nations League. Ob Klaassen dabei ist? Er weiß es selbst nicht. „Es gab noch keinen Kontakt zum Nationaltrainer, aber wenn er mich braucht, bin ich da.“
Es sind schon beinahe klassische Worte eines Profis, doch wer nur kurz darauf Florian Kohfeldt reden hört, merkt schnell, dass Klaassens Äußerungen alles andere als leere Worthülsen sind. Denn Werders Trainer tat etwas, was er nur in ganz selten Fällen tut: Er schwärmte von einem seiner Spieler in den allerhöchsten Tönen. Dabei hatte es eigentlich ganz harmlos begonnen. Schließlich war Florian Kohfeldt lediglich gefragt worden, ob er mit den ersten Wochen seines neuen Mittelfeldakteurs zufrieden sei. „Zufrieden wäre untertrieben“, antwortete Florian Kohfeldt postwendend.
Und dann holte der 36-Jährige aus. „Das Allerwichtigste, was ich über Davy Klaassen sagen kann: Er denkt immer zuerst an die Mannschaft, dann an sich. Trotzdem schafft er es mit dieser Denkweise immer noch, Momente im Spiel zu haben, in denen man sieht, welche Klasse er hat. Im Passspiel. Im Bewegen im Raum. Im Antizipieren auf zweite Bälle“, sagte Kohfeldt. „Dann arbeitet er auch noch mit einer unheimlichen Aggressivität und Leidenschaft gegen den Ball – und dabei nicht dumm, sondern immer clever.“
Der Bremer Trainer hätte es bei diesem ausgiebigen Lob belassen können. Es hätte als Huldigung genügt, um seine Begeisterung auszudrücken. Doch Kohfeldt schwärmte weiter: „Jeden Tag, wenn ich auf den Trainingsplatz gehe und er ist dabei, weiß ich einfach, dass da jemand ist, der immer zu hundert Prozent dabei ist“, sagte der Coach. „Dabei ist es egal, ob es das Training am Dienstagmorgen oder das Aufwärmen vor dem Spiel ist. Und das ist etwas, was eine Mannschaft dauerhaft auf ein anderes Niveau heben kann. Jeder merkt in der Mannschaft, dass unser absoluter Leader auf dem Platz, unser Stammspieler, keine Sekunde nachlässt.“
Florian Kohfeldt wäre allerdings nicht Florian Kohfeldt, wenn er nicht auch noch eine kleine Spitze parat hätte. „Gut ist auch, dass er nicht so gut Tischtennis spielt“, scherzte er, was Klaassen prompt zu einem Kopfschütteln veranlasste. „Ich bin besser als…“, hob der 25-Jährige an, wurde aber direkt wieder von seinem Trainer unterbrochen: „Als wer?“ Davy Klaassen begann wieder schelmisch zu lachen. „Als letzten Monat.“
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