
Werder hat sich spätestens mit dem Start dieser Saison für das 4-3-3 als „gesetzte“ Grundordnung entschieden. Entsprechend wurde auf dem Transfermarkt agiert, die Halbräume als zentrale Anlaufpunkte im Offensivspiel gewählt und das Gegenpressing als Kern im Spiel gegen den Ball. Florian Kohfeldt wählte diese Grundordnung bisher in sechs von acht Saisonspielen. Vom 4-3-3 lässt sich leicht und ohne große Umbaumaßnahmen in andere Anordnungen mit einer Viererkette wechseln, in ein 4-1-4-1 oder ein 4-4-2 mit Raute.
Eine Besonderheit bietet Werder dabei in den Defensivabläufen: Fast immer formt sich die Mannschaft in ein flaches 4-4-2 um, um mit zwei Angreifern anlaufen zu können und die Spielfeldbreite mit zwei Viererketten besser zu verteidigen. Der große Vorteil sind die Verbindungen der Spieler untereinander. Durch die Anordnung sind überall auf dem Platz schnell Dreiecke gebildet, mit der nötigen Passsicherheit und -schärfe lässt sich so die gewünschte Kontrolle über Ball und Gegner herstellen. Das 4-3-3 „passt“ trotz seiner durchaus vorhandenen Anfälligkeit für Konter und auf der ballfernen Seite im Prinzip zu jeder gegnerischen Grundordnung - sofern die eigene Mannschaft auch den Ball haben und nach vorne spielen will. Wie Werder.
Gegen Hertha BSC wich Kohfeldt von seiner gesetzten Grundordnung ab und ließ seine Mannschaft im 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld auflaufen. Das Berliner 4-2-3-1 bot sich dafür förmlich an, weil die Raute im Zentrum des Spiels deutlich mehr Vor- als Nachteile mit sich bringt und durch die eine Angriffslinie mehr zum einen eine bessere Staffelung garantiert und zum anderen die Passwege kürzer hält. Gegen die Hertha hatte Werder zwar einen direkten Gegenspieler für den Sechser Nuri Sahin, im Mittelfeld aber fast immer auch Überzahl. Die konnte Werder nutzen, um Sahin geduldig freizuspielen und der dann entweder kurze Anspiele in die Halbräume streuen oder aber lange Bälle hinter die gegnerische Abwehrkette.
Sehr effektiv gestaltete sich die Anordnung auch im Spiel gegen den Ball: Gerade gegen eine Mannschaft mit schnellen Spielern wie die Hertha, die oft und gerne umschaltet, ist das Gegenpressing ein wichtiger Faktor. Die Staffelung nach einem Ballverlust ist sehr gut, mit einrückenden Achtern kann das Zentrum fast komplett geschlossen oder auf den Seiten mit den Außenverteidigern gedoppelt werden.
Kohfeldt veränderte die Grundordnung auch im Spiel gegen den VfB Stuttgart. Der VfB spielte damals noch unter Tayfun Korkut ein 4-4-2 mit Raute, hätte also gegenüber den drei Mittelfeldspielern in Werders gewohntem 4-3-3 eine nummerische Überzahl im Mittelfeld gehabt. Und in der letzten Verteidigungslinie zwei Angreifer gegen zwei Innenverteidiger. Kohfeldt umging die beiden potenziellen Problemstellen mit der Umstellung auf ein 3-1-4-2.
In der Abwehr hatte Werder nun Überzahl gegen die beiden Stuttgarter Angreifer und im Mittelfeld - je nach Positionierung der beiden Schienenspieler Theo Gebre Selassie und Ludwig Augustinsson auf den Außen - fünf eigene gegen vier Stuttgarter Spieler. Mit Max Kruse, der sich immer wieder zum Überladen ins Mittelfeld fallen ließ im Angriff und der Tiefensicherung durch Libero Philipp Bargfrede in der Defensive verstärkte Kohfeldt die Effekte sogar noch.
Werder machte sich gegen die spielerisch eher schwache Mannschaft zunutze, dass der VfB sich sehr über seinen Pressingplan definierte und hatte im Dreieraufbau und mit Nuri Sahin davor geeignete Mittel, um das 4-4-2-Pressing des VfB zu umspielen. Grundsätzlich ist die Variante mit einer Dreierkette in der letzten Linie nicht wie immer behauptet eine recht defensive Anordnung. Der Interpretation sind kaum Grenzen gesetzt und Werder nutzte die Grundordnung, um etwa noch aggressiver nach vorne zu verteidigen.
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