
Es gäbe so einige Dinge, über die man bei Werder vor dem Bundesliga-Start jammern könnte. Kapitän Zlatko Junuzovic ist verletzt. Abwehrchef Niklas Moisander auch. Der versprochene neue Stürmer ist noch nicht da, der erhoffte neue Innenverteidiger mittlerweile kein Thema mehr. Trainer Alexander Nouri hat sich trotz allem dazu entschieden, vor dem Bundesliga-Start bei der TSG Hoffenheim am Sonnabend die positiven Dinge hervorzuheben. Die Vorbereitung sei insgesamt sehr gut verlaufen, sagte er. „Wir konnten uns physisch eine gute Basis erarbeiten.“
Über die Ausfälle sprach Nouri am Donnerstag auf der Pressekonferenz zum Hoffenheim-Spiel nicht. Zu den ausgebliebenen Verstärkungen in der Abwehr und im Angriff sagte er nur: „Unser Kader ist stark genug. Wir lassen uns nicht drängen. Wenn was passt, sind wir da.“ Kein Zweifel: Der Werder-Coach lässt kein Jammern zu, er will die eigenen Stärken betonen und versprüht Optimismus. Nouri kann das glaubhaft tun, weil Werder nach der starken Rückrunde zuletzt im Pokal gegen die Würzburger Kickers deutlich souveräner aufgetreten ist, als die Skeptiker erwartet hatten. „Da haben wir schon gute Dinge gesehen“, blickte Nouri auf den 3:0-Erfolg beim Drittligisten zurück.
Die Defensive wirkt gefestigt
Auch, wenn es keiner zugeben wollte: Die Angst vor einer erneuten Blamage war groß gewesen, doch die Mannschaft hat dem Druck standgehalten. Vor einem Jahr war das ganz anders, da war die Laune in Bremen schon im Keller, bevor es überhaupt richtig losging. Nach der peinlichen Pokalpleite in Lotte taumelte Werder angeknockt in die Bundesliga-Saison und ließ sich im ersten Spiel dann von den Bayern nach allen Regeln der Kunst vermöbeln.
Dass die Bremer jetzt gegen Hoffenheim zum Auftakt erneut mit 0:6 untergehen, muss derzeit nicht befürchtet werden. Die Defensive wirkte in der Vorbereitung und im Pokalspiel gegen Würzburg gefestigt, auch wenn der neue Torwart Jiri Pavlenka nicht immer sicher agierte. In der Offensive sorgte der neue Linksverteidiger Ludwig Augustinsson mit seinen Flankenläufen für Belebung. Gegen Hoffenheim ist nun Fin Bartels nach seiner Sperre im Pokal wieder dabei. Dessen Rolle als Sturmpartner von Max Kruse füllte gegen Würzburg Florian Kainz aus. „Kainzi hat das gut gemacht, aber ich bin fit und will natürlich gerne spielen“, sagte Bartels.
Die Allrounder Bartels und Kainz könnten aber nicht nur im Sturm, sondern auch im Mittelfeld auf der Achter-Position anstelle von Neuzugang Jerôme Gondorf auflaufen. Im defensiven Mittelfeld muss Nouri sich wieder entscheiden zwischen Maximilian Eggestein, der im Pokal überzeugte, und Hoffenheim-Spezialist Philipp Bargfrede, der vier seiner insgesamt fünf Bundesliga-Treffer gegen die TSG erzielt hat. Selbst ohne Ersatzkeeper Michael Zetterer, der wegen einer Bindehautentzündung passen muss, Moisander und Junuzovic, der am Donnerstag wieder individuell auf dem Platz trainierte, gibt es also Konkurrenzkampf bei Werder.
Sinsheim ist ein gutes Pflaster für Werder
„Wir fühlen uns bereit“, hielt Nouri fest. „Für uns geht es gleich am Anfang gegen Champions-League-Vereine. Da weißt du sofort, was die Stunde geschlagen hat. Wir fiebern dem Start entgegen.“ Das tun auch die 3.500 Werder-Fans, die ihren Klub zum Auswärtsspiel gegen Hoffenheim begleiten. Sinsheim war bislang ein gutes Pflaster für die Bremer. Fünf Siege, drei Unentschieden und nur eine Niederlage weist die Statistik aus. Dazu liegt das Duell mit Werder für die Hoffenheimer genau zwischen den wichtigen Champions-League-Qualifikationsspielen gegen Liverpool. TSG-Coach Julian Nagelsmann hat Personalwechsel zur „Belastungssteuerung“ angekündigt. Für Nouri ist das allerdings kein Vorteil: „Bei Hoffenheim wird niemand von anderen Dingen abgelenkt sein, wenn im heimischen Stadion das erste Bundesliga-Spiel ansteht. Uns wird alles abverlangt werden.“
Als große Stärke des Gegners hat der Werder-Trainer die Ballsicherheit ausgemacht. „Wir müssen uns dem mutig gegenüberstellen“, forderte Nouri. Weiter in die Karten gucken lassen wollte er sich vor dem Taktikduell mit Nagelsmann, den er vom gemeinsamem Trainerlehrgang gut kennt, nicht. Wie der Ex-Bremer Serge Gnabry gestoppt werden soll, behielt Nouri für sich. „Er ist ein außergewöhnlicher Spieler, aber wir kennen ihn natürlich“, sagte er lediglich. Mitte Mai hatte sich Nouri von Nagelsmann austricksen lassen. Statt mit der erwarteten Dreierkette spielte Hoffenheim mit einer Viererkette und siegte im Weserstadion 5:3. Nouri nahm die Pleite auf seine Kappe. Welche Lehren er daraus gezogen hat, wird sich am Sonnabend zeigen.
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