
Wenn das große Pokern und Kaufen vorbei ist, gibt es in jedem Sommer ein paar Übriggebliebene. Nach und nach schließen die Transferfenster in den Fußball-Ligen, und einige Spieler finden einfach keinen Klub. Auch jetzt stehen sie wieder zu Dutzenden irgendwo in den Startlöchern, halten sich privat fit oder dürfen bei Ex-Vereinen mittrainieren und warten darauf, dass irgendein Klub aufgrund von Verletzungen oder anderen unvorhergesehenen Ereignissen dringend noch Verstärkungen braucht. Werder erlebt gerade eine beispiellose Verletzungsmisere. Im Defensivbereich dürften demnächst immerhin mehrere Spieler zurückkehren, doch mit Yuya Osako und Niclas Füllkrug fallen die beiden wichtigsten Offensivspieler noch länger aus. Da liegt der Gedanke nahe, auf die Schnelle einen vertragslosen, ablösefreien Mann für die Offensive zu verpflichten. Sportchef Frank Baumann hält von dieser Idee allerdings gar nichts und betonte: „Das kann ich mir aus verschiedensten Gründen nicht vorstellen. Wir haben trotz des Ausfalls von Niclas eine sehr gute Offensive mit Spielern, um die uns viele in der Bundesliga beneiden.“
Werders Verantwortliche vertrauen ihrem Kader also und wollen nicht mehr tätig werden. Doch welche Möglichkeiten hätten sie überhaupt auf dem Markt? Auf der Liste der vereinslosen Spieler stehen aktuell durchaus namhafte Offensivkräfte, die jedoch allesamt ein gewisses Risiko bergen. Sie wollen ein hohes Gehalt, sind verletzungsanfällig oder ohne Spielpraxis. Eine kleine Auswahl:
Er ist der wertvollste Spieler unter den Vereinslosen. Sechs Millionen Euro beträgt der Marktwert des offensiven Mittelfeldspielers laut transfermarkt.de immer noch. Hatem Ben Arfa gehörte zu seiner Glanzzeit zu den Topfußballern Frankreichs. 15 Länderspiele bestritt er für die „Equipe Tricolore“, wurde mit Olympique Lyon viermal am Stück französischer Meister. In der vergangenen Saison verbuchte der 32-Jährige immerhin sieben Tore und zwei Torvorlagen in 26 Einsätzen für Stade Rennes. Dennoch ist er seit dem Sommer vereinslos, was aber auch daran liegt, dass Ben Arfa in Rennes 400.000 Euro pro Monat verdient haben soll. Da er kaum große Abstriche machen dürfte, ist er schwer zu bezahlen für Vereine wie Werder, obwohl er ablösefrei ist. Zuletzt war er bei mehreren Klubs im Gespräch, auch bei Eintracht Frankfurt. Ben Arfa schrieb jedoch bei Instagram: „Keines der Angebote hat mich gereizt. Das ist wie mit einer Frau. Wenn sie dich nicht reizt, lass es sein, Bruder.“
Inzwischen ist es fast sechs Jahre her, doch er gehörte zu den besten des Landes, zum Kader der Nationalmannschaft. Fünf Länderspiele bestritt Sidney Sam. In der Bundesliga kam der flinke Flügelspieler 122 Mal zum Einsatz und schoss 26 Tore. Zuletzt lief es jedoch nicht mehr rund für den 31-Jährigen, beim FC Schalke kam er nicht zurecht. Für Bochum bestritt Sam in der abgelaufenen Spielzeit 19 Zweitliga-Partien, schoss dabei zwei Tore und bereitete drei Treffer vor. Wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel verpasste er jedoch einen Großteil der Rückrunde und bekam keinen neuen Kontrakt. Ein Wechsel zum belgischen Topklub RSC Anderlecht scheiterte im Sommer, Sam hält sich vorerst bei der Dortmunder U19 fit. Sein Selbstvertrauen hat nicht gelitten: „Außer Bayern und Dortmund kann ich allen Mannschaften in der Bundesliga sofort weiterhelfen“, sagte er kürzlich der „Sport Bild“.
Der Mann, den sie in Italien nur „Pepito“ nennen, galt einst als die große Sturmhoffnung des Landes. Giuseppe Rossi bestritt 29 Länderspiele für die Squadra Azzura und traf siebenmal. Der Mittelstürmer lief für Topklubs wie Manchester United, Villarreal und Florenz auf, hatte aber immer wieder Verletzungspech. Inzwischen ist der 32-Jährige schon über ein Jahr lang vereinslos. Sein Marktwert lag mal bei 30 Millionen Euro und ist auf eine Million Euro gesunken. Rossi hielt sich zwischenzeitlich bei seinem Ex-Verein in Manchester fit, findet aber einfach keinen neuen Arbeitgeber mehr. Die Klubs scheuen offenbar das Risiko, den verletzungsanfälligen Angreifer, der lange nicht gespielt hat, zu verpflichten.
Diese Geschichte ist kurios. Für die Rekordablösesumme von neun Millionen Euro verpflichtete Hannover 96 2017 Jonathas von Rubin Kasan. In 22 Bundesliga-Spielen traf der 1,92 Meter große Mittelstürmer sechsmal, spielte dann ein halbes Jahr in seiner brasilianischen Heimat für Corinthians Sao Paulo, ehe er zur Rückrunde nach Hannover zurückkehrte, dort aber nur eine Zweitliga-Partie bestritt. Jonathas‘ Vertrag wäre noch bis 2020 gelaufen, doch Hannover löste den Kontrakt des Rekordzugangs überraschend mit dem Ende der Transferfrist auf. Diese Entscheidung sei nach einer Bewertung der sportlichen Situation gefallen, erklärte Sportdirektor Jan Schlaudraff. Also ist der 30-Jährige, der in seiner Karriere so oft den Klub gewechselt hat wie andere ihre Unterhose, nun ablösefrei und sucht einen neuen Arbeitgeber.
Vier Jahre ist es her, dass er im Starensemble von Manchester City regelmäßig zum Einsatz kam. Für 32 Millionen Euro hatten ihn die „Citizens“ von Swansea City losgeeist. Richtig durchsetzen konnte sich Wilfried Bony aber nicht und wurde an Stoke City ausgeliehen. Da er in den Planungen von City-Trainer Pep Guardiola keine Rolle spielte, ging der 52-fache ivorische Nationalspieler 2017 zurück zu Swansea City. Nach einem Kreuzbandriss im Jahr 2018 kam der kräftige Stoßstürmer nicht mehr richtig auf die Beine, spielte zwischenzeitlich auf Leihbasis in Katar und ist nun vereinslos. Bony kann immerhin auf 115 Spiele und 36 Tore in der Premier League verweisen. Der 30-Jährige hatte nach eigenen Angaben Angebote von mehreren Klubs, ist aber immer noch auf der Suche.
In Frankreich galt er aufgrund seiner Eleganz und technischen Klasse einst als Erbe des großen Zinedine Zidane. Yoan Gourcuff bestritt 32 Länderspiele und markierte dabei vier Tore. Der torgefährliche Spielmacher wurde früh gefeiert, konnte sich dann aber beim großen AC Mailand nicht durchsetzen. Auch bei Olympique Lyon klappte es nicht, dafür führte er Girondins Bordeaux 2009 zur Meisterschaft und wurde zum Fußballer des Jahres gewählt. Heute ist der 33-Jährige bereits seit Januar vereinslos, da trennten sich die Wege von Gourcuff und dem FCO Dijon, wo der Ex-Nationalspieler nur selten zum Einsatz gekommen war. Ob Gourcuff noch einmal einen Klub findet oder seine Karriere beendet, bleibt abzuwarten.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.