
Mitten in der schweren sportlichen Krise nimmt Werder auf drei wichtigen Positionen personelle Veränderungen vor. Der Klub trennt sich mit sofortiger Wirkung vom Sportpsychologen Andreas Marlovits. Auch Uwe Schellhammer, Chef der Physiotherapeuten, ist freigestellt. Sein Vertrag wurde zum Ende der Saison gekündigt. Darüberhinaus wird Axel Dörrfuß, Leiter Performance, ab sofort nicht mehr mit den Profis arbeiten, sondern nur noch im Leistungszentrum. Das gilt zunächst bis zum Sommer. Anschließend soll neu bewertet werden, wie und ob es mit Dörrfuß weitergeht.
„Wir haben in der ausführlichen Analyse während der Hinserie bereits Problemfelder insbesondere in der Abstimmung und Kommunikation zwischen den Fachbereichen benannt„, wird Frank Baumann in der Mitteilung Werders zitiert. „Nach einer vorübergehenden Verbesserung hat sich in letzter Zeit leider herausgestellt, dass wieder Probleme aufgetreten sind und wir in der bisherigen Konstellation zu viele Reibungsverluste hatten.“
Was so harmlos klingt, beschreibt einen Konflikt, der schon seit der vergangenen Saison schwelt. In den vergangenen 14 Tagen hat er sich so verschärft, dass Werder sich zum Handeln gezwungen sah. Dörrfuß und Schellhammer sind immer wieder aneinander geraten. In den täglichen Sitzungen, in denen sich der sportmedizinische Bereich mit dem athletischen darüber austauscht und abspricht, wie verletzte Spieler in der Reha belastet werden, soll es regelmäßig zu Auseinandersetzungen zwischen Dörrfuß und Schellhammer gekommen sein. Die Dynamik, die der Streit angenommen hat, sei nicht mehr zu stoppen gewesen. Nun hat Werder ihn beendet.
Fachlich gelten beide als kompetent, im persönlichen Umgang jedoch als nicht ganz einfach. Dass die Entscheidung, die nicht geräuschlos über die Bühne gehen wird, trotz des Abstiegskampfes getroffen wurde, zeugt von dem Druck, der auf diesen Personalien lastete. Die radikalen Maßnahmen sollen helfen, im Abstiegskampf den Fokus besser zu setzen.
„Da wir in der aktuellen Situation weitere Konflikte vermeiden und alle Kräfte für das Ziel Klassenerhalt bündeln müssen, haben wir diese Entscheidungen im Sinne des Vereins getroffen“, erklärt Frank Baumann die personellen Veränderungen. Aufgefangen werden soll der Abschied Schellhammers intern. Kurzfristig werden verschiedene Physiotherapeuten aus dem Nachwuchsbereich bei den Profis mitarbeiten.
Die Trennung vom Teampsychologen in einer Krisen-Situation kommt ebenfalls zu einem bemerkenswerten Zeitpunkt. 2016 hat Marlovits seine Arbeit bei Werder begonnen, damals steckte die Mannschaft ebenfalls im Abstiegskampf. „Er hat in den letzten rund vier Jahren sehr gute Arbeit geleistet und seinen Anteil an der positiven Entwicklung gehabt„, sagt Baumann. „Nach dieser langen Zeit sind wir gemeinsam zu dem Schluss gekommen, die Zusammenarbeit zu beenden.“
Anzeichen, dass die Zusammenarbeit von Vereinsseite kritisch gesehen wird, hat es schon längere Zeit gegeben. Es gab Phasen, in denen Marlovits nur noch sporadisch mit den Spielern gearbeitet hat. Dann wieder war er sehr eng an der Mannschaft. Dass all die Maßnahmen ohne Effekt blieben, mündete in den Entschluss, Marlovits' Vertrag vorzeitig zu kündigen. Vielleicht, so die Hoffnung bei Werder, bringt das ja einen spürbaren Effekt.
„Für die Mannschaft kann es in der aktuell sehr schwierigen Phase sinnvoll sein kann, einen neuen Impuls zu bekommen", erklärte Frank Baumann. „Wir machen uns jetzt intensiv Gedanken, hier Lösungen zu finden.“ Ob kurzfristig ein neuer Sportpsychologe dazu geholt wird, hat Werder noch nicht entschieden. Mittelfristig ist die Nachbesetzung der Position definitiv geplant.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.