
er in den vergangenen Monaten rund ums Weserstadion auf die Jogger achtete, konnte wenigstens mal einen kurzen Blick auf Johan Mina erhaschen. Mit Kopfhörern (und ohne Handschuhe) drehte der Südamerikaner regelmäßig seine Runden entlang des Osterdeichs. Ansonsten war in Bremen bisher wenig zu sehen vom 18-jährigen Junioren-Nationalspieler aus Ecuador, den Werder bei den großen internationalen Nachwuchsturnieren entdeckte und von einem Wechsel nach Deutschland überzeugte. Seit dem vergangenen Sommer wohnt Mina im Werder-Internat im Stadion und wird an das Niveau des Profifußballs herangeführt.
Das Problem dabei: Wegen angeblicher Unklarheiten mit seinem vorherigen Verein hatte Mina schon in Ecuador kaum noch gespielt oder auf Vereinsebene trainiert, in Deutschland wiederum konnte er keine Spielgenehmigung für die U 23 in der Regionalliga bekommen. Der Sprung zu den Profis war für ihn noch zu groß. So konnte er nur bei der U 23 trainieren und wurde von Werder speziell betreut.
Frank Baumann weiß, dass schwierige Monate hinter Mina liegen. „Johan hat leider kein gutes Jahr gehabt. Durch die Pandemie konnte er erst sehr spät nach Deutschland kommen, und in Ecuador konnte er vorher gar nicht trainieren. Nicht einmal Einzeltraining war dort für ihn möglich", berichtet Werders Sportchef. "Deshalb haben wir im Sommer beschlossen, ihn sehr langsam und sehr systematisch aufzubauen, insbesondere im Bereich Athletik. Wir wollen ihn in eine Verfassung bringen, in der er die Herausforderungen des europäischen Herrenfußballs kurz-, mittel- und vor allem dann auch langfristig bewältigen kann. Das haben wir bisher sehr gut hinbekommen mit dem Programm, das wir im Training der U 23 mit ihm absolviert haben."
Südamerikameisterschaft abgesagt
Inzwischen hat Mina das kalte Deutschland wieder verlassen, aber nicht nur wegen der Weihnachtsfeiertage daheim im sonnigen Ecuador, sondern tatsächlich auch, um wieder Fußball zu spielen. Seit etwa zwei Wochen befindet sich der offensive Mittelfeldspieler in seiner Heimat bei einem Lehrgang der U 20-Nationalmannschaft, die im Februar die Südamerikameisterschaft der U 20-Teams in Kolumbien bestreiten sollte. Am Mittwoch wurde das Turnier jedoch wegen der Corona-Pandemie erst einmal abgesagt.
Gespielt hat Mina trotzdem schon. In den vergangenen Tagen gab es bereits zwei Testspiele von Ecuador gegen Kolumbien. Doch bei einem dieser Spiele hat sich Mina verletzt. Wie Werder in Erfahrung bringen konnte, bekam der Bremer einen Schlag aufs Knie. Baumann geht von einer Knieprellung aus, "nach unserem Wissensstand ist es nichts Schlimmes, sodass er auch zeitnah dort wieder einsteigen kann".
Ruhige Tage mit der Familie
Zunächst soll Johan Mina nun die Weihnachtstage und den Jahreswechsel mit seiner Familie in Ecuador verbringen. Der junge Fußballer hängt sehr an seinen Eltern und möchte ihnen, wenn er sich bei Werder durchgesetzt hat, gerne ein Haus kaufen als Dankeschön für alle Strapazen, die sie in den vergangenen Jahren für den talentierten Sohn auf sich genommen haben. Nach der Absage der Südamerikameisterschaft soll das Offensivtalent im Januar nach Bremen zurückkehren und wieder bei der U23 mittrainieren. Nach all den Monaten ohne richtige Spiele wäre das Turnier sicher auch für seinen Kopf und sein Selbstwertgefühl wichtig gewesen. Zuletzt konnte der schussgewaltige Mina solche Meisterschaften stets nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen, doch daraus wird dieses Mal nichts.
In jedem Fall soll Mina aber nach seinem Heimataufenthalt "gestärkt" zu Werder zurückkommen, wie Baumann hofft, "damit wir das Akklimatisierung-Programm mit ihm finalisieren können". Das große gemeinsame Ziel bleibt der Durchbruch bei den Profis. Baumann hofft, dass Mina schon im kommenden Sommer und mit dann 19 Jahren so weit ist, "dass er eine Option für den Kader unserer Bundesligamannschaft sein kann". Wenn er das Können, das er bei den Turnieren in Südamerika aufblitzen ließ, auch bei Werder zeigt, dürften ihm jedenfalls viele Türen offen stehen. Denn den Bremern fehlt nicht nur Kreativität in der Offensive, sondern auch das nötige Geld, um diese auf dem Transfermarkt einzukaufen.
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