
Bei der Mitgliederversammlung Werder Bremens steht am Montag das Präsidium des Vereins zur Wahl. Mangels Gegenkandidaten darf sich Hubertus Hess-Grunewald schon jetzt als alter neuer Präsident fühlen. Es wird in der Werder-Halle Hemelinger Straße auch um die Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres gehen, in Zusammenhang mit den Zahlen der Saison 2017/2018 können sich die Mitglieder auf eine Überraschung gefasst machen.
Der Gewinn, den Werder am Montag ausweisen wird, liegt nach Informationen von Mein Werder bei 500.000 Euro. Damit ist ein wichtiges Ziel des Vereins erreicht: keinen Verlust zu machen. Finanziell ist Werder also weiterhin solide aufgestellt. Nach 2,8 Millionen Euro 2016 und 0,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr wurde zum dritten Mal in Folge ein Gewinn erwirtschaftet. Das Eigenkapital liegt damit bei rund sechs Millionen Euro. Das ist ein wichtiges und gutes Signal.
Die Summe, die als Gewinn ausgewiesen wird, wäre eigentlich deutlich höher ausgefallen: 1,5 Millionen Euro könnte sie betragen. Allerdings taucht diese Zahl in der Bilanz nicht auf. Stattdessen wird nach Informationen von Mein Werder eine Million Euro genutzt, um eine Rückstellung für Polizeikosten zu bilden. Ein deutliches Zeichen, dass sich der Verein darauf einstellt, sich künftig an den polizeilichen Mehrkosten bei sogenannten Hochrisikospielen zu beteiligen. Und das, obwohl die juristische Auseinandersetzung darüber noch in vollem Gange ist. Grundlage der Entscheidung über die Rückstellung dürfte der juristische Sieg sein, den das Land Bremen im Februar dieses Jahres vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL) errungen hat.
Im Berufungsverfahren stellte das OVG klar, dass die Gebührenbescheide rechtens sind. Und kassierte damit das Urteil aus erster Instanz ein. Die DFL kündigte indes bereits an, in Berufung gehen zu wollen. Die Verhandlung dürfte jedoch erst 2019 vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig stattfinden.
Die juristische Auseinandersetzung mit dem Land Bremen führt zwar die DFL. Dass Werder im Falle einer Niederlage die finanziellen Konsequenzen tragen muss, darüber gibt es im Klub keinerlei Zweifel. „DFL und Werder Bremen sind beide Veranstalter, sie werden deshalb gesetzlich als Gesamtschuldner angesehen“, sagte Hess-Grunewald nach der Entscheidung des OVG. Aufgrund eines sogenannten Ausgleichsanspruchs habe die DFL jedoch das Recht, sich ihren Anteil von Werder erstatten zu lassen. Und das, so die Einschätzung bei Werder, werde sie auch tun.
Verhandelt wurde vor dem OVG im Februar dieses Jahres ein Gebührenbescheid aus dem Jahr 2015. Eine Rechnung über 415.000 Euro anlässlich des Nordderbys gegen den Hamburger SV hatte Bremen damals an die DFL geschickt. Längst sind weitere Spiele hinzugekommen, die Summe beläuft sich mittlerweile auf einen siebenstelligen Betrag. Das OVG stellte in seinem Urteil fest, dass das vergrößerte Polizeiaufkommen dem reibungslosen Ablauf gedient habe. Statt zwischen 300 bis 600 Polizisten seien beim Nordderby 2015 969 Polizisten im Einsatz gewesen. Das sei dem Veranstalter in Rechnung zu stellen, nicht der Allgemeinheit.
Die eine Million Euro, die Werder nun zurückgestellt hat, entspricht in etwa der Summe, die als polizeiliche Mehrkosten pro Saison aufgerufen werden. Hess-Grunewald kalkuliert dabei mit rund 1,2 Millionen Euro. „In einem sehr engen Wettbewerb ist das eine zusätzliche Belastung, an der wir sehr zu tragen haben werden“, sagte der Präsident anlässlich der Berufungsverhandlung im Februar. Und bezeichnete die Summe als „erhebliche wirtschaftliche Belastung“. Geld, das Hess-Grunewald vermutlich lieber an anderer Stelle ausgeben würde. Beispielsweise beim Bau des geplanten neuen Leistungszentrums, das sich in der Planung befindet. Oder für neue Spieler, um so die Wahrscheinlichkeit für sportlichen Erfolg zu erhöhen.
Das Urteil das OVG war indes so eindeutig und gab Bremen in allen Punkten recht, es dürfte bei der DFL und Werder als Alarmsignal gewertet worden sein. Und es dürfte deshalb bereits für Konsequenzen gesorgt haben. So ist durchaus denkbar, dass die DFL Werder im Zuge des Lizensierungsverfahrens für die laufende Saison aufgefordert hat, eine Rückstellung zu bilden. Damit im Falle einer letztinstanzlichen Niederlage vor dem Bundesverwaltungsgericht die nötigen finanziellen Mittel vorhanden sind.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.