
Es hat wieder geknallt zwischen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt. Während und nach dem Spiel am Freitagabend ging es hoch her zwischen Vertretern beider Clubs. Die Giftpfeile und Anschuldigungen flogen von der einen zur anderen Seite. Am Tag danach fühlte sich Werder-Sportchef Frank Baumann sogar genötigt, sich auch als Reaktion auf Medienberichte zum Anwalt seines Clubs aufzuschwingen. Im Gespräch mit unserer DeichStube erklärte er: „Ich lasse nicht stehen, dass wir grundsätzlich die Rabauken der Liga sein sollen und wir für die Vorfälle am Freitag den Schwarzen Peter bekommen. Dagegen wehre ich mich massiv.“
Was er auch tat. Wie? Indem er seinerseits die Eintracht, die nach dem Spiel in Person von Trainer Adi Hütter das Bremer Verhalten deutlich kritisiert hatte („Das hat mit Niveau wenig zu tun, das hat mir nicht gefallen“), attackierte. Denn dass es an der Seitenlinie brodelte, habe vor allem mit den Hessen zu tun gehabt, behauptete Baumann zum Beispiel im Interview mit Sky: „Von unserer Seite kam da während des Spiels nichts.“
Das hatten die Frankfurter allerdings völlig anders wahrgenommen. Hütter fühlte sich durch Bremer Proteste und Zwischenrufe fortgesetzt provoziert, kassierte kurz vor Schluss selbst die Gelbe Karte, weil ihm „der Kragen geplatzt“ sei. Auch einen sehr stimmgewaltigen Bremer Zeugwart knöpfte sich der Österreicher noch auf der Tribüne vor. Und Eintracht-Pressesprecher Marc Hindelang bedankte sich nach der Online-Pressekonferenz mit nicht zu überhörendem Sarkasmus für „diese spezielle Form der Gastfreundschaft“ bei den Bremern. Es waren offene Antipathien nach einem Spiel, das der SV Werder überraschend gewonnen hatte und das den schon in vergangenen Duellen entstandenen Eindruck bestätigte, dass sich zwischen den Clubs eine leidenschaftlich geführte Dauerfehde entwickelt.
Um das Verhältnis vielleicht doch noch zu kitten, telefonierte Baumann am Samstag mit seinem Frankfurter Kollegen Fredi Bobic. Ob es zum Friedensschluss gekommen ist, wurde nicht überliefert. Zumindest eine Aussprache muss es aber gegeben haben. Baumann hatte zuvor via Sky den Schwarzen Peter, den er nicht haben will, an die Eintracht gereicht. „Auch ich habe Beleidigungen unterhalb der Gürtellinie über mich hören müssen. Da sind Grenzen überschritten worden“, echauffierte sich der 45-Jährige. Florian Kohfeldt hatte unmittelbar nach den Hütter-Aussagen gekontert, dass sich „jeder fragen muss, welche Wortwahl er gefunden hat“.
Dass gerade Kohfeldt aber wegen seiner emotionalen Art des Coachings mit oft lauten und in der Art nicht gerade zurückhaltenden Protesten eine Reizfigur für den Gegner sein kann, ist nicht neu. Auch gegen die Eintracht war der 38-Jährige früh auf Betriebstemperatur. Doch das entschuldige nicht, was von der Frankfurter Seite zurückgekommen sei, verteidigte Baumann den Coach: „Ja, wir haben einen emotionalen Trainer. Aber er versucht nur, die Mannschaft zu coachen und zu pushen, beleidigt niemanden.“
Am Freitagabend wäre die Lage beim Gang in die Kabine dennoch beinahe eskaliert. Kohfeldt hielt mit einer rüden Geste Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner auf Distanz, und zwischen Bremens Niclas Füllkrug und Frankfurts Martin Hinteregger drohte gar eine Prügelei. Letztlich konnten beide abgehalten werden, für Adi Hütter war die Szene aber mit ein Grund, eine weitere deutliche Anklage Richtung Werder zu erheben: „Ich hatte schon das Gefühl, dass sie es im Spiel auf Hinteregger abgesehen hatten – speziell Füllkrug.“
Auch das rief Baumann auf den Plan. Von Härte seitens der Bremer könne nicht die Rede gewesen sein, meinte er gegenüber unserer DeichStube und argumentierte mit Zahlen: „Neun Fouls und zwei Gelbe Karten bei uns bei 69 Prozent Ballbesitz der Frankfurter stehen im Gegensatz zu 31 Prozent Ballbesitz bei uns, aber 16 Fouls der Frankfurter Spieler – ich kann nicht erkennen, was da unfair und eine harte Gangart von uns gewesen sein soll. Wir hatten 75b Minuten lang ein faires Spiel.“ Allerdings hatte sich Hütter über das Bremer Vorgehen auf dem Platz auch nur hinsichtlich Hinteregger beschwert. Sonst seien es die normalen Emotionen gewesen: „Wir sind ja nicht beim Schachspiel oder in der Oper.“
Dass die Frankfurter sich aber über das Bremer Verhalten abseits des Spielfelds vehement beschwerten, setzte eine Serie an großen und kleinen Scharmützeln zwischen den Clubs fort. Einst hatte Bobic Kohfeldt zu mehr Ruhe geraten („Das ist besser für das Herz“), dann hatte Hütter Gespräche mit Baumann aus seiner Vor-Frankfurt-Zeit ausgeplaudert, hinzu kam eine Hütter-Kritik an Kohfeldt („Man muss nicht bei jeder Entscheidung aufspringen, das ist auch eine Frage des Respekts“) sowie das folgenschwere Foul von Filip Kostic an Ömer Toprak vor etwa einem Jahr, bei dem der Bremer einen Syndesmosebandriss erlitt. Und nicht zu vergessen die Hinteregger-Aussagen über Davie Selke und der Ärger über die Spielverlegung in der vergangenen Saison.
In der Summe also eine Menge, die sich da angestaut hat. Am Freitag sah Baumann den Auslöser allerdings nicht in den alten Geschichten, sondern in der nicht erwarteten Niederlage der Frankfurter: „Im Verlaufe des Spiels hat die Eintracht gemerkt, dass sie in Bremen verlieren kann, was sie sicher nicht erwartet hat. Da sind die Emotionen insbesondere bei der Eintracht hochgekocht.
“Hütter räumte tatsächlich ein, dass die erste Niederlage nach elf Spielen tief sitze – weil die Eintracht sie ausgerechnet bei Werder kassiert hat. „Hier ist es immer speziell, dass wir hier verlieren, tut mir besonders weh.“
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