
Hinter den Kulissen glühen an diesem Montag die Telefone der Bundesligamanager und Geschäftsführer wegen des Coronavirus und der nun möglichen Spiele ohne Zuschauer, der so genannten Geisterspiele. Nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Sonntag über seinen Twitter-Kanal die Empfehlung verschickte, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern abzusagen, blicken die Fußball-Bundesligisten nun auf ihre dafür zuständigen lokalen Behörden. In Bremen zum Beispiel liegt es in den Händen des Gesundheitsamtes und des Innensenators, ob das bisher für kommenden Montag angesetzte Werder-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen wie geplant stattfinden kann oder ohne Zuschauer durchgeführt werden müsste. Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) erklärte am Montag, sie unterstütze die Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, öffentliche Veranstaltungen mit mehr als Tausend Menschen abzusagen. „Ich gehe davon aus, dass wir uns dem anschließen werden." Am Dienstag wolle der Senat darüber beraten, erklärte Bernhard bei der Eröffnung der Bremer Corona-Ambulanz.
Liga-Chef Christian Seifert sagte am Montag bei „Bild live“: „Wir würden am liebsten schon nächsten Spieltag mit Zuschauern spielen. Das ist aber leider nicht realistisch.“ Eine Komplett-Absage des kommenden Spieltags schloss er aus. Bei Werder und auch an anderen Bundesligastandorten ist man mehr als verwundert darüber, dass Seifert verfügte, dass die Saison in jedem Fall pünktlich mit dem 34. Spieltag am 16. Mai beendet sein müsse, damit die Absteiger, Relegationsteilnehmer und Europacupstarter entsprechende Planungssicherheit hätten. Nach Informationen des WESER-KURIER drängen mehrere Bundesligisten auf eine andere Lösung, darunter auch Werder.
Diesen Klubs wäre es lieber, die kommenden beiden Spieltage komplett abzusagen, statt Geisterspiele durchzuführen. Die entsprechenden Partien könnten nach Meinung der Klubs im Mai noch nachgeholt werden, auch wenn dadurch die entsprechenden Wochen am Saisonende noch einmal neu geplant werden müssten. Doch vor den Endspielen im DFB-Pokal und in der Champions League bliebe nach Meinung der Vereine genügend Spielraum, englische Wochen zu spielen und die Bundesliga dort zu Ende zu bringen. Die Relegationsspiele müssten dann eben noch etwas nach hinten verschoben werden.
Im Interesse der Zuschauer und auch aus wirtschaftlicher Sicht sollen damit Geisterspiele - wenn denn noch irgendwie möglich - vermieden werden. Denn die wirtschaftlichen Einbußen sind für die Klubs enorm. Die Einnahme-Verluste aus dem Ticketing, dem Catering und dem Kiosk-Geschäft wären erheblich, keine Versicherung würde dafür aufkommen. Zudem sind es im Etat der Vereine fest eingeplante Einnahmen. Die Bandenwerbung wäre davon zunächst nicht betroffen, da auch bei Geisterspielen eine Übertragung im Fernsehen gesichert wäre.
Den Bundesligabetrieb komplett für zwei Wochen ruhen zu lassen, macht aus Sicht vieler Vereine deshalb mehr Sinn, als spontan Geisterspiele anzusetzen. Grundsätzlich haben die Klubs wie Werder natürlich Verständnis dafür, wegen des Virus sehr vorsichtig zu sein. Dabei geht es weniger um die Frage, ob bei „Freiluftveranstaltungen“ wie Bundesligaspielen weniger Gefahr einer Ansteckung bestehe, wie Kölns Manager Horst Heldt es formulierte, sondern vor allem auch um die An- und Abreise der Zuschauer: Viele tausend Menschen in engen Bussen und Bahnen scheinen das größere Problem rund um die Bundesligaspiele zu sein.
Noch besteht bei Werder die Hoffnung, dass es lokal unterschiedliche Entscheidungen der Behörden gibt. So könnten Geisterspiele in Nordrhein-Westfalen notwendiger erscheinen als in Bremen oder Stuttgart – nach jetzigem Stand. Manche Klubs bringen auch das Thema Wettbewerbsnachteil in die Diskussion ein: Wenn es Vereine geben würde, die häufiger mit ihren Heimspielen betroffen wären, müssten diese Klubs im Vergleich zu Konkurrenz auch erhebliche Mindereinnahmen verkraften. Das würde dafür sprechen, nicht nur einen, sondern gleich zwei Spieltage zu Geisterspielen zu erklären. Dann wären alle Vereine in Heim- und Auswärtsspielen gleich stark betroffen.
Natürlich sind das theoretische Diskussionen, die gerade quer durch die Managerbüros der Liga geführt werden und die auch in Frankfurt landen, wo an diesem Montag eine Sondersitzung der Ligaführung zum Thema stattfindet. Aber es zeigt immerhin: Die Vereine sind zum Schutz ihrer Fans und zum Schutz ihrer wirtschaftlichen Interessen an kreativen Lösungen interessiert und zu vielen Kompromissen bereit. Erst vergangene Woche war Werders Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt wegen eines verlegten Europacupspiels der Hessen abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Auch dafür müsste noch ein neuer Termin gefunden werden.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.