
Der Abpfiff erfolgte fünf Stunden vor dem Anpfiff – und kurz darauf machte sich der SV Werder Bremen am Sonntagmittag trotz des heftigen Wintereinbruchs mit seinen beiden Mannschaftsbussen schon wieder auf den Weg in die Heimat. Die Grün-Weißen hielt nicht viel in der Stadt, wo wegen des lange angekündigten und dann auch eingetretenen Schnee-Chaos die für Sonntagabend angesetzte Bundesliga-Partie gegen Arminia Bielefeld abgesagt worden war. Ein neuer Termin steht noch nicht fest und dürfte auch vor dem 9. oder 10. März kaum zu finden sein. Kein Thema ist es, die Partie bereits in den nächsten Tagen auszutragen.
Die DeichStube erreichte Frank Baumann am Sonntag auf der Rückreise im Bus – und der Werder-Sportchef erklärte, warum sich der Bremer Tross bei schwierigsten Witterungsbedingungen auf die Straße wagte. „Die Prognosen für den nächsten Tag sind nicht viel besser. Wir haben zwei sehr gute Busfahrer und fahren sehr, sehr langsam.“ Mit 50, 60 km/h ging es über die Autobahn zurück in den Norden – zwar auf Schnee bedeckter Fahrbahn, „aber es geht ganz gut, es ist auch nicht viel los“, berichtete Baumann. Für den späten Nachmittag war die Ankunft am Weserstadion geplant.
Bei aller Gelassenheit deutete Baumann allerdings auch an, dass der Trip nach Ostwestfalen vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre. Schließlich gab es rechtzeitig gerade für die Region Bielefeld die Vorhersage, dass es in der Nacht zu Sonntag zu extremen Schneefällen kommen werde. Werder musste trotzdem den Statuten der Deutschen Fußball-Liga (DFL) entsprechend am Samstag anreisen und dann bis zur Absage am Sonntagmittag im Hotel warten. Die DFL, so war zu vernehmen, wollte die Partie unbedingt durchführen, um gerade in Coronazeiten keine Zeit zu verlieren. „Das hätte man auch früher entscheiden können“, sagte Baumann: „Aber es ist jetzt so. Und es ist eine vernünftige Entscheidung, dass nicht gespielt wird.“
Um 9.30 Uhr hatte es am Sonntag erstmals eine offizielle Begehung des Platzes gegeben. Die Arminia versuchte anschließend alles, um den Rasen vom Schnee zu befreien. Die Rasenheizung lief auf Hochtouren, aber sie ist – wie in anderen Stadien auch – nicht dafür ausgelegt, den Schnee zu tauen. Also wurde Hand angelegt. „Die Bielefelder haben sich wirklich viel Mühe gegeben. Aber sobald sie den Platz geräumt hatten, war er schon wieder zugeschneit. Dazu bildete sich Eis. Das machte einfach keinen Sinn“, berichtete Baumann, der selbst im Stadion auf der Alm war. Dazu habe der starke Wind immer wieder für Schneeverwehungen gesorgt – auch vom Dach herunter. Das sei nicht ganz ungefährlich gewesen. Deshalb habe es eigentlich keine andere Möglichkeit gegeben, als die Partie abzusagen. Das machte die DFL dann auch um 12.46 Uhr. Zum ersten Mal in dieser Saison. Vor einem Jahr war das rheinische Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln wegen des Sturmtiefs Sabine ausgefallen. Davor hatte es sieben Spielzeiten ohne witterungsbedingte Absagen gegeben.
„Natürlich hätten wir grundsätzlich gerne gespielt, weil wir gut drauf waren“, sagte Baumann. Aber die Absage empfindet er nun nicht als Nachteil. Anders als vor einem Jahr, als die Auswärtspartie in Frankfurt wegen Terminschwierigkeiten der Eintracht in der Europa League verschoben wurde – zum Ärger der Bremer. „Wir waren damals in der Tabelle deutlich hinten dran, mussten unbedingt aufholen. Da war die Absage ärgerlich. Jetzt haben wir ein bisschen Vorsprung“, so Baumann.
Der Abstand auf den Relegationsplatz ist bei fünf Zählern geblieben, weil eben auch Bielefeld nicht spielen konnte und nun 17. ist. Aber Köln (2:1-Sieg gegen Mönchengladbach) und Mainz (1:0 gegen Union Berlin) konnten Boden gutmachen. Damit will sich Baumann nicht groß beschäftigen, er schaut schon auf das nächste Spiel am Samstag im Weserstadion gegen Freiburg. Dafür muss die Vorbereitung geplant werden, was auch nicht ganz so leicht werden dürfte. Denn in Bremen gab es ebenfalls jede Menge Schnee, die Plätze müssen erst noch hergerichtet werden.
Im Bus bastelten Baumann und Trainer Florian Kohfeldt an entsprechenden Plänen. Die Mannschaft konnte sich ausruhen oder wie es Baumann beschrieb „runterfahren“. Der Sonntag sei zwar kein Nervenspiel gewesen, „aber es ist trotzdem nicht so einfach, die Spannung hoch zu halten und alle möglichen Szenarien für ein Spiel unter besonderen Bedingungen durchzuspielen“. Auf eine Generalprobe am Morgen hatten die Bremer übrigens verzichtet, die bei Abendspielen übliche Aktivierung auf einem Rasenplatz entfiel. „Wir hatten unsere Langlaufskier vergessen“, unkte Baumann: „Deshalb sind wir im Hotel geblieben und haben dort etwas gemacht.“ Ehe es dann schon wenig später mit dem Bus zurück nach Bremen ging – wenn auch nur im Schneckentempo.
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