
Die Lage ist überschaubar und relativ komfortabel für die Kicker von Werders U 17. Gewinnt ihr Verfolger RB Leipzig am Sonnabend nicht gegen Hertha BSC oder sind sie am Sonntag (14 Uhr) im Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg siegreich, dann haben sich die Bremer vorzeitig den Meistertitel in der B-Junioren-Bundesliga Nord gesichert.
Ohne Punktverlust und bereits im April, fünf Spieltage vor dem Saisonschluss – solche Leistungen bezeichnet man im Allgemeinen als herausragend. „Ich bin sehr lange im Nachwuchsbereich, aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Heiko Flottmann. Er ist sich sicher, dass die U 17 bereits am Wochenende alles klarmachen wird. Warum sollte eine Mannschaft, die 63 Punkte aus 21 Spielen gewann, ihre Erfolgsserie nicht fortsetzen? Steht Werder also vorzeitig als Meister fest, hätte Flottmann seinen ersten Titel mit den Grün-Weißen gewonnen. Schließlich hatte er die Stelle als Koordinator der Altersstufen U 15 bis U 17 erst im vergangenen Sommer angetreten.
"Titel kommt zu früh"
Allzu viel beigetragen zum Erfolg habe er allerdings nicht, betont der 60-Jährige. „Der Titel kommt für mich zu früh“, sagt er lachend. Dafür besitzt Flottmann, zuvor 25 Jahre in verantwortlicher Position beim VfL Osnabrück tätig und zuletzt insgesamt drei Jahre als Scout für Bayern München und den HSV aktiv, noch den Blick von außen. Er findet, die erfolgreiche Arbeit der U 17 sei eine Folge des grün-weißen Systems. „Der Verein schafft immer wieder eine Kontinuität“, sagt Heiko Flottmann.
Was vor allem in Krisenzeiten gern als „Schmoren im eigenen Saft“ bezeichnet wird, ist für den Neuzugang demnach ein Vorteil. Nur wer verlässliche Strukturen in Organisation und Personal schaffe, könne auch etwas entwickeln – und darum ginge es ja im Juniorenbereich. „An der U 17 haben nun viele ihren Anteil, und der wird bei Werder auch wertgeschätzt“, sagt Heiko Flottmann. Er denkt an U 16-Trainer Frank Bender, der das Team in der vergangenen Saison geformt hatte, Marco Grote, unter dessen Regie die Erfolgsserie gestartet worden war, und an Markus Fila sowie Dennis Kahl, die die Arbeit zuletzt fortführten. Denn ausgerechnet in dieser Saison lief es mit der Kontinuität im engeren Sinn ja nicht ganz rund.
In der Winterpause war Grote in die U 19 aufgerückt, und deshalb hatten seine Co-Trainer übernommen. „Aber Markus Fila und Dennis Kahl sind nie nur nebenher gelaufen. Sie haben ein Team mit Marco Grote gebildet, und deshalb war ich mir immer sicher, dass auch sie Erfolg haben würden“, so Flottmann. Es hat geklappt, das dürfte bereits jetzt feststehen. Denn wenn der vorzeitige Titelgewinn an diesem Wochenende doch nicht gelingen sollte, wird er wohl schon sehr bald folgen.
Eine eingeschworene Einheit
Dabei weiß auch Heiko Flottmann, dass ein sehr großer Anteil am Erfolg natürlich der Mannschaft gebührt. Es sei schon mal ein großes Glück, einen solchen Jahrgang in einem Team zu versammeln, eine „starke Mannschaft mit starken Individualisten“. Wirklich entfalten könne die U 17 ihre Möglichkeiten aber nur, da sie über Jahre zu einer eingeschworenen Einheit gewachsen sei.
Dabei stellten sich auch die zahlreichen Nationalspieler in den Dienst der Sache. Gleich drei Spieler treten derzeit in der deutschen U 17 an (Manuel Mbom, Luca Plogmann, Pascal Hackethal), drei weitere zählen zum erweiterten Kreis (Julian Rieckmann, Patrick Osterhage, David Philipp). In der deutschen U 16 sind Louis Poznanski und Keanu Schneider aktiv, und Ilia Gruev spielt in der U 17 Bulgariens.