
Bremen. Das Thema hat Werder mehr als fünf Monate lang beschäftigt: die so genannte Affäre um Jürgen L. Born. Dabei ging es um vermeintliche Zahlungen aus Südamerika an den damaligen Werder-Boss Jürgen L. Born.
So sollten laut peruanischen Medienberichten im Jahr 2001 bei der Verpflichtung des Stürmers Roberto Silva 50.000 US-Dollar an den ehemaligen Banker Born geflossen sein. Und bei der Vertragsverlängerung von Stürmer Nelson Valdez im Jahr 2003 soll es weiteres Geld gegeben haben. Nach einer mehrmonatigen Prüfung der Vorgänge durch die renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers steht nun fest: Jürgen L. Born hat sich nichts zuschulden kommen lassen.
In einer Presseerklärung des Aufsichtsrats von Werder Bremen, die gestern Abend herausgegeben wurde, heißt es als Fazit: „Auf dieser Grundlage sieht der Aufsichtsrat von Werder Bremen keine Beweise dafür, dass Herr Born Werder Bremen einen wirtschaftlichen Schaden zugefügt hat.“
Born, der im Zuge der Vorwürfe von seinem Amt als Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung zurückgetreten war, ist damit rehabilitiert und reagierte gestern am späten Abend gegenüber unserer Zeitung zufrieden und erleichtert: „Ich habe monatelang immer wieder meine Unschuld beteuert.“ Unter anderem auch Born-Nachfolger Klaus Allofs sowie Cheftrainer Thomas Schaaf hatten mehrfach betont, dass sie an die Unschuld Borns glauben. „Es hieß ja zwischenzeitlich schon: Mein Gott, was mag da jetzt noch alles auf uns zukommen“, sagte Born gestern Abend weiter, „ich denke, dass sich diese Frage nun nicht mehr stellt.“
Was dies für die Zukunft der Beziehung Born/Werder bedeutet, ist unklar. Aufsichtsratsboss Willi Lemke äußerte sich nicht: „Es gibt die Presseerklärung. Darüberhinaus haben wir uns vom Aufsichtsrat geeinigt, keine Kommentare abzugeben.“ Also spricht die Presseerklärung. Nach, wie es heißt, „umfangreichen Recherchen“, einer „Vielzahl von Unterlagen“ und „diversen Gesprächen mit beteiligten Personen“ kommt der Abschlussbericht von PricewaterhouseCoopers zu folgenden Ergebnissen:
1. Jürgen Born war nicht unmittelbar am Transfer von Roberto Silva beteiligt.
2. Die 50000 Dollar, die Born von Silva-Berater Carlos Delgado auf ein Konto der Banco de Montevideo überwiesen worden sind, hat Born (Zitat) „im Auftrag von Herrn Delgado an eine namentlich bekannte Person weitergeleitet, die den Empfang dieser Zahlung schriftlich bestätigt hat“. Born selbst hat keine 50000 Dollar eingestrichen.
3. Den Spieler Nelson Valdez hat Born an Werder vermittelt und auch an der Abwicklung des Transfers mitgearbeitet.
4. Im Zuge der Vertragsverlängerung mit Valdez zwei Jahre später hat Born 20000 Euro auf das Konto seines Sohnes Maximilian erhalten, diese Summe aber wie schon im Falle Silva an „eine weitere namentlich bekannte Person übermittelt (...), die den Empfang (...) schriftlich bestätigt hat“.
5. Eine weitere Zahlung über 20000 Euro von Delgado an Born stand „in keinem sachlichen Zusammenhang mit der Vertragsverlängerung“.
Offiziell ausgeräumt ist der Zwist zwischen Aufsichtsratsboss Willi Lemke und Aufsichtsratsmitglied Hans Schulz. Von Schulz waren Aussagen an die Öffentlichkeit geraten, die sich kritisch mit der Vorgehensweise von Lemke im Fall Born auseinandersetzten. In der Presseerklärung heißt es: „Mir wurden einige Formulierungen (in einem Artikel bei Welt Online, Anmerkung der Redaktion) zugeschrieben, die ich nicht gemacht habe“, so Schulz. „Ich habe das Verhalten von Willi Lemke nicht als ,Unverschämtheit’ bezeichnet und auch nicht gesagt, dass er das Verfahren ,verschleppt’. Ich habe auch nicht davon gesprochen, dass Willi Lemke sich bei Jürgen Born entschuldigen muss“, erklärte Schulz weiter. (...) „Ich habe Willi Lemke versichert, dass wir keinen Zweifel daran haben, dass er den Aufsichtsrat zum Wohle von Werder Bremen führt. Daher hätte ich erwartet, dass zunächst einmal die Ergebnisse der Untersuchungen im Fall Born abgewartet werden.“
Dieser Artikel ist am 9. August 2009 im WESER-KURIER erschienen
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