
Dass sich die Werder-Verantwortlichen das Leben einfach machen, kann man nicht behaupten. Der Trikotsponsor ist Wiesenhof, ein umstrittener Geflügelproduzent, dem ein Teil der Fans sehr kritisch gegenübersteht. Werder hat sich in diesem Sommer dann auch noch auf dem chinesischen Markt positioniert, und China ist beileibe kein demokratischer Rechtsstaat. Und jetzt entdeckt Werder offenbar auch noch den Iran für sich, ein autoritär geführtes Land, in dem es mit Frauenrechten nicht weit her ist, um nur ein Beispiel zu nennen.
Wie passt das zu Werder, wie passt das zu einem Verein, der das SV in seinem Namen gern mit Soziale Verantwortung übersetzt? Auf den ersten Blick gar nicht. Werder ist ein bundesweit sehr beliebter Verein, weil Werder es geschafft hat, sich ein paar Besonderheiten zu bewahren. Das Weserstadion heißt weiterhin Weserstadion, während überall sonst in der Liga die Stadionnamen längst verkauft sind. Die aktuelle Vereinsführung wird selbst dann, wenn es irgendwann erlaubt sein sollte, die Mehrheit der Vereinsanteile nicht an einen Investor verkaufen. Werder wird immer Herr im Hause Werder bleiben.
Diese Haltung kann man sympathisch finden oder fahrlässig, man kann sie romantisch nennen oder weltfremd. Sie hat auf jeden Fall ihren Preis. Andere Klubs verdienen am verkauften Stadionnamen gutes Geld, und die Klubs in Leipzig, Hoffenheim, Wolfsburg oder Leverkusen leben in erster Linie vom Kapital ihrer Geldgeber. Wenn Werder bestimmte Möglichkeiten ausschließt, muss es andere Wege gehen. Aber müssen die ausgerechnet in den Iran führen?
Warum nicht, wenn Werder offen und ehrlich mit dem Thema umgeht. Werder muss deutlich machen, dass es natürlich darum geht, im und mit dem Iran Geld zu verdienen; Trikots und Knowhow zu verkaufen, Sponsoren zu finden, sich eine Fanbasis aufzubauen. Das kann ausgerechnet im Iran gut funktionieren, weil Werder der erste Bundesligist dort wäre, und weil Werder in seinem Cheftrainer Alexander Nouri eine Identifikationsfigur hat.
Aber allein dabei darf Werder es nicht belassen. Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich Werder bewegt. Der Iran öffnet sich seit ein paar Jahren zaghaft dem Westen. Werder hat deshalb die Chance und die Pflicht, seine soziale Verantwortung nicht nur hierzulande, sondern auch dort wahrzunehmen. Wie? Indem Werder den Austausch befördert, etwa über Jugendprogramme. Indem Werder Freundschaftsspiele austrägt, aber nur unter der Voraussetzung, dass dann auch Frauen ins Stadion dürfen. Indem Werder mit den Einnahmen aus diesen Spielen Projekte vor Ort unterstützt.
Eine naive Hoffnung? Vielleicht. Aber vielleicht auch ein Anfang, um Zustände zu verändern.
Ja! Was die Werder-Fans abseits des aktuellen Spielbetriebs noch interessiert, gibt es auf dieser Seite gesammelt zum Nachlesen. Wenn Sie auf der Suche nach anderen Sportarten wie Tischtennis, Schach oder Handball von Werder suchen - diese finden Sie nach wie vor im Lokalsport!