Bremen. Bremens Busbahnhof schneidet bei einem bundesweiten Test mit am schlechtesten ab. Der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) testete zum ersten Mal Halteplätze für Fernbusse in Deutschland. Bremen und Göttingen bekamen dabei die Note „sehr mangelhaft“. Nur knapp landete Bremen nicht auf dem letzten Platz.
Die Tester kritisieren laut ADAC vor allem, dass es am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) am Breitenweg keine elektronischen Anzeigen mit aktuellen Informationen gebe. Außerdem sei der Bussteig nicht wettergeschützt, habe keine Schließfächer für Gepäck und keine Gastronomie. Der Bahnhof sei darüber hinaus nicht barrierefrei. Unter anderem fehle ein Leitsystem für Sehbehinderte und ein Steig für Rollstuhlfahrer. Zur Mängelliste gehören auch fehlende Hinweise: Der Busbahnhof sei nicht deutlich beschildert, es gebe keine Pläne für die öffentlichen Verkehrsmittel. Das Urteil ist deutlich: Der Busbahnhof sei nur wegen 0,1 Prozent Abstand nicht auch absoluter Verlierer unter den zehn getesteten ZOB geworden. Diesen Platz nimmt Göttingen ein.
„Das Ergebnis verwundert uns nicht“, sagt Jens Tittmann, Sprecher des Bau- und Verkehrssenators Joachim Lohse (Grüne). „Wir wissen auch ohne den Test, dass die Situation nicht schön ist.“ Nun sei man aber mit Vollgas dabei, sie schnellstmöglich zu ändern. Ein neuer Bahnhof solle dann auch selbstverständlich über Sitzplätze, Toiletten und Gastronomie verfügen. Doch die Verhandlungen dauern weiter an. Noch ist offen, wo die Haltestelle gebaut werden soll.
Flixbus begrüßt die Pläne nach eigener Aussage grundsätzlich. Doch das Projekt scheint dem Marktführer nicht schnell genug voranzugehen. Vor einiger Zeit hat der einzige Fernbusanbieter in Bremen der Stadt einen konkreten Vorschlag für eine Übergangslösung gemacht. Daraus sei aber nichts geworden. Derzeit gebe es keine gemeinsamen Gespräche mehr.
Tittmann weiß von einem solchen Vorschlag nichts. „Vielleicht hat der Vorstoß die Entscheidungsebene gar nicht erst erreicht, weil er nicht tragfähig war.“ Eine Zwischenlösung, die wiederum Zeit und zusätzliches Geld koste, strebe das Ressort zudem nicht an, kurz bevor der neue ZOB entstehe: „Wir sind auf der Zielgeraden.“ Die Behörde wolle mit Flixbus auch nicht kooperieren, erklärt der Sprecher, um unabhängig zu bleiben. Das Unternehmen werde ein Angebot an Bedingungen knüpfen. Flixbus solle jedoch nicht gegenüber möglichen Konkurrenten bevorzugt werden.
In Frankfurt, wo ebenfalls ein neuer ZOB entsteht, gibt es dagegen eine solche Interimsvereinbarung mit Flixbus. Dort betreibt das Unternehmen eine Haltestelle in Eigenregie. Dies sei eine verbraucherfreundliche Lösung für die Fahrgäste, so ein Flixbus-Sprecher. Weitere Vorschläge für Bremen solle es aber nun nicht mehr geben. Trotz der Situation am Breitenweg sind die Flixbus-Fahrgastzahlen im vergangenen Jahr nochmals um 15 Prozent im Vergleich zu 2015 gestiegen. 560 000 Menschen nutzten den Fernbus von und nach Bremen.
Heiko Strohmann, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, hat kein Verständnis dafür, dass es noch keine Lösung gibt. „Das ist beschämend.“ Schon lange bevor Busse ab 2013 auch längere Strecken anbieten durften, habe seine Partei gefordert, den Halteplatz attraktiver zu gestalten. Passiert sei nichts. Die Zustände seien katastrophal. „Wir wollen ein Ziel für Touristen sein, aber entwickeln nicht die Infrastruktur. Ich hoffe, dass der Test einen Schub gibt.“ Diese Hoffnung hat auch Nils Linge, Sprecher des ADAC Weser-Ems. „Wer in Bremen mit dem Fernbus fahren möchte, ist ziemlich auf sich allein gestellt. Der ZOB ist im Prinzip ein Bordstein, wo ein Bus hält.“ Wer sich nicht auskenne, sei völlig überfordert. Zumindest ein wenig Geld könne Bremen schon jetzt investieren, um das Nötigste anzubieten.
„Zu Recht wird dieser Busbahnhof vom ADAC in seinem Test mit ,sehr mangelhaft‘ abgestraft“, sagt Annabel Oelmann, Chefin der Verbraucherzentrale. Für Busreisende sei es wichtig, angemessen warten, ein- oder umsteigen zu können. Die Realität sei anders: „Aktuell stehen die Verbraucher im Regen – und zwar im übertragenen und im wörtlichen Sinn.“ Insgesamt kommt der ADAC zum Fazit, dass viele Bahnhöfe noch nicht den Bedürfnissen der Fahrgäste entsprechen. „Der Fernbusmarkt hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die zugehörige Infrastruktur“, sagt Alexander Möller, Geschäftsführer Verbraucherschutz des ADAC. Nur vier Bahnhöfe bekamen die Note „gut“: der Testsieger Stuttgart sowie Hamburg, Hannover und München.