Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten befristet, sind in Teilzeit beschäftigt, sind Leiharbeiter oder geringfügig Beschäftigte. Ihre Zahl stieg binnen 20 Jahren um mehr als 70 Prozent. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Fraktion der Linken hervor. So waren 1993 noch
4,4 Millionen Arbeitnehmer atypisch beschäftigt – 2013 waren es bereits 7,6 Millionen. Zum Vergleich: Als normal beschäftigt gilt, wer mit einem unbefristeten Vertrag in Vollzeit oder zumindest mehr als 21 Stunden pro Woche arbeitet. Im Jahr 1993 galt das für 76,8 Prozent der Beschäftigten, heute sind es nur noch 67,5 Prozent.
Auch in Bremen hat sich der Anteil atypischer Beschäftigungsverhältnisse zuletzt drastisch erhöht. So ist jeder vierte Arbeitnehmer in Bremen entweder als Minijobber, Zeitarbeiter oder befristet tätig. Das ist das Ergebnis des jüngsten IAB-Betriebspanels. Für die Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) sind 2013 etwa 860 Firmen im Land Bremen befragt worden. Dabei zeigt sich, dass ein Fünftel der Betriebe generell nur noch befristet einstellt. Es gilt die Grundregel: Je größer ein Betrieb, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ausnahmslos Einstellungen mit befristeten Verträgen vorgenommen werden. In Bremen waren davon im Jahr 2013 bereits 38 Prozent aller neu eingestellten Arbeitnehmer betroffen.
Besonders viele prekäre Arbeitsverhältnisse gibt es im Verarbeitenden Gewerbe. Insgesamt erhielten hier fast zwei Drittel der neu eingestellten Arbeitskräfte nur noch einen Job mit Verfallsdatum. Zu den Branchen mit überdurchschnittlich hohen Anteilen von zeitlich begrenzten Verträgen gehören auch das Gesundheits- und Sozialwesen, Logistik, Öffentliche Verwaltung sowie sonstige Dienstleistungen.
Nur etwa jeder vierte befristet Beschäftigte in Bremen wird nach Vertragsablauf fest übernommen. Bei 38 Prozent wurden erneut Zeitverträge abgeschlossen. Die restlichen 34 Prozent der Beschäftigten schieden aus dem Betrieb aus. Das widerspreche dem Argument von Befürwortern, dass Befristung eine Chance auf dauerhafte Beschäftigung sei, meinen die Autoren der IAB-Studie: „Die Tatsache, dass bislang nur eine Minderheit der befristet Beschäftigten in unbefristete Beschäftigung beim selben Arbeitgeber einmündet, spricht auch weiterhin eher gegen die Funktion befristeter Arbeitsverträge als Brücke in längerfristige Beschäftigungsverhältnisse.“
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