
Wilken Köhler sitzt in seinem Wintergarten und genießt den Blick auf die Weideflächen, während seine Frau Anita wie eine emsige Biene durch das Haus huscht, um Wasser zu holen. Alte und neue Fotos zieren die Wände und Ablageflächen. Wilken Köhler, der Name steht für drei Generationen, jahrelange landwirtschaftliche Arbeit und einen Betrieb, der vieles überlebt hat und einer der wenigen Überbleibsel im Bremer Ortsteil Strom ist.
Seit sechs Generationen gibt es den landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb der Familie Köhler. Von Kindheit an unterstützte Wilken Köhler seine Familie bei der Arbeit im Kuhstall und ist sich noch heute sicher, dass es keinen schöneren Beruf als den des Landwirtes gibt. „Der Arbeitsplatz und der Wohnsitz sind identisch, die Arbeit ist einerseits abwechslungsreich, andererseits mit Tieren und Natur verbunden. Außerdem haben wir Landwirte viel Entscheidungsfreiheit. Was will man mehr?“Wilken – groß und klein
Heute wohnt der Rentner mit seiner Frau Anita direkt neben dem Hof seines Sohnes. Dieser bewirtschaftet das Gut schon in der sechsten Generation. Wilken Köhler nennt ihn nur „der Große“, denn der Sohn trägt denselben Namen wie sein Vater. Und auch der 23-jährige Enkel hat den Namen seines Großvaters bekommen und wird nur „der Kleine“ genannt, wiewohl er körperlich weit über beide hinaus ragt. „Die Leute kommen da schon mal durcheinander.
Eigentlich hätte man einen Doppelnamen vergeben müssen, aber das haben wir schon verkehrt gemacht“, scherzt der Rentner. Drei Männer, eine Passion: die Landwirtschaft. „Unser Enkel ist unsere große Hoffnung. Er ist gelernter Landmaschinenmechaniker und absolviert momentan die Meisterschule. Wilken Junior steht schon in den Startlöchern für die Nachfolge unseres Hofes“, erzählt der 79-Jährige stolz und wirft seiner Frau einen glücklichen Blick zu.
Das GVZ als Hauptproblem
Die Zahl der bewirtschafteten Höfe wurde durch das GVZ stark reduziert: „Ehemals gab es im vorderen Bereich der Stromer Landstraße, wo auch unser Hof liegt, sieben landwirtschaftliche Betriebe – heute sind davon lediglich noch zwei aktiv.“ Das GVZ Bremen ist das größte Güterverkehrszentrum in Deutschland und wurde ab 1985 auf Flächen der Ortsteile Seehausen und Strom sowie des Stadtteils Häfen errichtet. Es erstreckt sich auf einem 472 Hektar großen Gelände. Im GVZ sieht Köhler das Hauptproblem für die Negativentwicklung des Stadtteils Strom. Das damit verbundene hohe Verkehrsaufkommen auf der Stromer Landstraße empfindet Köhler als störend.
Zwar kann der 79-Jährige seinem Sohn nicht mehr helfen, da er vor acht Jahren einen Arbeitsunfall hatte und seitdem eine Beinprothese trägt. Trotzdem ist er Tag für Tag auf dem Hof und schaut nach dem Rechten, einmal am Morgen und einmal am Nachmittag: „Trotzdem lasse ich meinem Sohn alle Freiheiten und rede ihm nicht rein. Ich bin sehr zufrieden mit seiner Arbeit“, sagt Köhler.
In Strom wohnt der Rentner schon sein Leben lang. Fernweh hatte er noch nie – er ist zufrieden mit dem, was er hat und sein Leben lang hatte. „Der Zusammenhalt in Strom gefällt mir besonders gut“ – denn hier kennt jeder jeden und ist mit dem Bürgermeister per du. Wie auch Seehausen stehen Strom aber einschneidende Veränderungen bevor: Die Schule soll geschlossen werden.
Wilken Köhler sieht die mögliche Schließung als sehr problematisch für den Stadtteil an: „Die Schule ist der Dorfmittelpunkt. Sogar von Woltmershausen und Huchting werden Kinder gebracht, weil es eine gute Schule ist. Wenn die Schule schließt, kommen vielleicht keine jungen Leute mehr nach Strom“, sagt er kopfschüttelnd.
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