Zum inzwischen vierten Mal hat es am Freitagmorgen auf einem ehemaligen Parzellengebiet in der Vahr gebrannt. Das heute verwilderte Areal an der Ostpreußischen Straße ist bereits seit Längerem für ein sogenanntes Klimaquartier mit Reihenhäusern, Mehrgeschosswohnungsbau sowie einer Kita und einer Senioreneinrichtung vorgesehen, wie der Stadtteil-Kurier bereits berichtete. Gegen das Bauvorhaben hatte sich die Bürgerinitiative Klimawald Gete-Vahr gegründet, die nicht nur das Waldstück als Versickerungsfläche und Biotop erhalten will, sondern auch ein dort brütendes und unter Artenschutz stehendes Sperberpaar. Wenige Tage, nachdem das Oberverwaltungsgericht im Dezember 2022 die Baupläne nach einer Klage der Anwohner gekippt hatte, gab es einen ersten Feuerwehreinsatz auf dem Gelände. Im Mai und Juni 2023 folgten weitere Einsätze wegen Bränden auf dem Gelände. Unter anderem ein Parzellenhäuschen und eine Gartenlaube wurden dabei komplett zerstört. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen zu den Zusammenhängen der Einsätze auf.
Eine ungewöhnliche Entdeckung machte die Polizei im Oktober vergangenen Jahres, nachdem die Anwohner ein schrilles Geräusch auf dem größtenteils umzäunten Waldstück gemeldet hatten. Versteckt in einem Brombeerstrauch und laut der Bürgerinitiative unweit eines der dortigen Sperberneste fanden die Beamten schließlich einen sogenannten Totmannmelder. Die Geräte kommen unter anderem bei der Feuerwehr zum Einsatz und geben einen schrillen Piepton von sich, sobald sie nicht mehr bewegt werden. Für die Anwohner stand spätestens zu diesem Zeitpunkt fest, dass hier jemand versucht, die Sperber zu vergrämen, um ein Hindernis auf dem Weg zur Bebauung aus dem Weg zu räumen. Sie erstatteten wie auch bei den vergangenen Bränden eine Anzeige gegen Unbekannt.
So will die Bürgerinitiative es auch diesmal handhaben. Nach Schilderung von BI-Sprecher Walter Erwes müsste das jüngste Feuer in der Brandserie gegen kurz nach 7 Uhr am Freitagmorgen nahe des Gumbinnenwegs ausgebrochen sein, der quer durch das ehemalige Parzellengebiet verläuft und ebenfalls Teil der juristischen Auseinandersetzungen rund um das Gelände ist. Die Polizei bestätigt auf Nachfrage des WESER-KURIER den frühmorgendlichen Brand in der Vahr: "Einsatzkräfte fanden eine leicht brennende Europalette vor, die von Rettungskräften der Feuerwehr gelöscht wurde. Die Palette lag in einem offenen Holzanbau einer verwahrlosten Parzelle." Auch in diesem Fall hätten die Brandermittler ihre Arbeit aufgenommen und würden inzwischen "verschiedenen Arbeitshypothesen" nachgehen. "Hierbei spielen auch Funkenflüge aufgrund der hohen Temperaturen eine Rolle, wie auch eine mögliche vorsätzliche Brandlegung im Zusammenhang mit der weiteren Verwendung des Grundstücks", so die Polizei. Fest steht nach Polizeiangaben allerdings: Zumindest bei den vorangegangenen Feuern konnten die Ermittler keine Spuren von Brandbeschleunigern an den Tatorten entdecken.
Bürgerinitiative Klimawald Gete-Vahr will erneut klagen
BI-Sprecher Erwes stellt bei allen inzwischen fünf Vorfällen eine Gemeinsamkeit fest: „Es ist immer im Umfeld des Sperberpaares.“ Bevor das Bauvorhaben 2022 vom Gericht gestoppt worden war, habe es nie Brände auf dem Gelände gegeben. Durch die Vorfälle lassen er und seine Mitstreiter sich nicht beirren. Sie halten an ihrer Ablehnung des Projekts fest – auch nachdem die Baudeputation jüngst noch einmal überarbeitete Pläne verabschiedet hat. Über diese neuen Papiere sagt Erwes: „Ich finde sie anteilig tollkühn.“ Dass für die Sperber wie jetzt vorgesehen eine Alternativfläche in der näheren Umgebung gefunden werden könne, hält er für "ausgeschlossen". Umso mehr stört ihn der jüngste Brand im Waldstück, der genau in eine Zeit falle, in der die Sperber sich neue Nistplätze suchen würden. Für den ehemaligen Richter Walter Erwes gibt es nur einen Weg, weiter gegen die Baupläne vorzugehen: Mit der BI will er auch gegen die überarbeiteten Baupläne Klage einreichen.