Weyhe-Sudweyhe. Das erste Mal alleine wandern zu gehen, "war seltsam", erinnert sich Ronald Kloska. Zuvor war er mit seiner Ehefrau losgezogen. Das Paar hatte das Wandern in den drei Jahren für sich entdeckt, die zwischen den Krebsbehandlungen der Ehefrau lagen. Schließlich erlag sie 2019 der Krankheit. Ein Verlust, mit dem Ronald Kloska umzugehen lernen musste. "In der Trauerzeit habe ich angefangen zu schreiben", sagt der Sudweyher. Die Kurzgeschichten aus seiner Feder sind nun als Buch mit dem Titel "Der Witwer überquert den Berg" erschienen.
Bei seinen Werken, die anfangs als Reiseblog angelegt waren, geht es dem 59-Jährigen nicht darum, dass diese sich in Buchform einmal stark verkaufen. Vielmehr wollte er "der Trauer etwas entgegensetzen": "Komischerweise fing das mit lustigen Geschichten an", erinnert er sich. Wichtig war ihm das Zusammenspiel zwischen Text und Fotos, betrieb Kloska doch einmal eine Bildagentur im Nebenberuf. "Fotografie war immer eine Leidenschaft."
Die Inspiration zum Schreiben und Fotografieren holt er sich beim Wandern – vornehmlich in den österreichischen Alpen. Nachdem seine Frau gestorben war, wollte er auch gar nicht in Gesellschaft wandern gehen, sondern zog alleine los. Eine Erkenntnis: "Man trifft viele Leute, wenn man allein unterwegs ist." Die Reaktionen anderer Wanderer unterschieden sich deutlich, wenn man statt zu zweit allein durch die Berge geht. So entwickelten sich durch Gespräche spannende Geschichten. Außerdem ist der Blick für die Umgebung geschärft: "Interessant wird es oft, wenn das Wetter alles andere als gut ist." Mitunter kamen er und andere Wanderer in schwierige Situationen am Berg. Die Situationen führten zu Geschichten – und Kloska schrieb sie auf.
Die Rückmeldungen auf seinen Blog ließen in ihm den Entschluss reifen, ein Buch aus seinen Kurzgeschichten samt Fotos zu fertigen. Eine "Herzensangelegenheit" sei es für ihn gewesen, den Trauerprozess schreibend voranzutreiben. "Das Geld verdienen" war ihm dabei nicht so wichtig: "Ich habe die Trauer herausgeschrieben", stellt er fest.
Geschichten brauchen aber auch Zuhörer, und Kloska unterscheidet drei davon: Menschen, die ihn kennen, Menschen, die seine Frau kennen, und solche, die weder ihn noch seine Frau kennen. "Jeder liest die Geschichten anders", weiß er. Letztere Rückmeldungen seien ihm die wichtigsten, weil sie "unbefangen" seien: "Wenn ich nur durch meine Geschichte etwas bewirken kann, ohne meinen Eindruck verankert zu haben – das ist das Beste." Denn dann könne er sich sicher sein, dass sein Schaffen seinen Zweck erfüllt.
Ronald Kloska möchte mit seinen Geschichten auch anderen Menschen, die in Trauer sind, helfen. Deshalb las er auch bereits in der Kulturscheune und in der Alten Wache in Leeste (wir berichteten) in Zusammenarbeit mit dem Hospizverein. Den hatte er nach dem Tod seiner Frau nämlich selbst aufgesucht, um in der Trauergruppe über seinen Verlust sprechen und diesen so verarbeiten zu können.
Zwar bot er sein Werk Verlagen an, "aber als Newcomer ist das schwierig", weiß Kloska. Also führte sein Weg über einen Eigenverlag zum ersten eigenen veröffentlichten Buch. Mittlerweile ist es in lokalen Buchhandlungen in der Region zu haben. Unterdessen will Kloska, der seit 13 Jahren selbstständig in der Werbetechnik in Hastedt tätig ist, seiner schriftstellerischen Tätigkeit weiter nachgehen, wenn auch bislang ohne klares Ziel: "Ich schreibe auf jeden Fall weiter. Was daraus wird, kann ich nicht sagen."
