Die Liebe zu Werder Bremen ist ein tiefes Gefühl. Rational ist sie kaum zu erklären. Es gibt reichere und größere Vereine – aber der SV Werder war schon immer anders und auch deshalb so liebenswert. Viele Fans bekamen die grün-weiße Liebe von ihren Eltern oder Großeltern vorgelebt, sie wird also schon zu Lebzeiten vererbt.
Man muss dafür nicht aus der Region kommen. Der Verein hat eine Anziehungskraft, die weit über den Osterdeich hinausgeht. In vielen deutschen Städten gibt es Werder-Fans, ja selbst aus Übersee melden sich Menschen, die sich dem Verein verbunden fühlen. 125 lebhafte Jahre haben diese Liebe wachsen lassen. Sie übersteht auch Abstiegsschmerz. Und sie wandert mit aus, wenn ein Werder-Anhänger Deutschland verlässt.
Klare Werte
Diese Liebe fühlt sich auch deshalb richtig an, weil Werder für klare Werte steht. Die Grün-Weißen haben eine Haltung, über die nicht diskutiert wird. Sehr klar gegen rechts und jede Form der Diskriminierung. Genauso klar für Toleranz und ein soziales Miteinander, für gesellschaftliche Verantwortung und Inklusion. In einem Fußballgeschäft, das sich heute oft über Marktwerte definiert, sind solche Grundsätze ein hohes Gut – auch das kann man nur lieben. Werder ist eben eine Lebenseinstellung. Und wenn der Ball dann noch im Tor landet und das Nebelhorn ertönt, fühlt es sich doppelt gut an.
Es ist zudem eine Liebe zum schönen Spiel. Zauberfußball, echte Typen und legendäre Wunderspiele – das hat auch neutrale Zuschauer vor den Fernsehern oft begeistert, vor allem zu Beginn der 1990er-Jahre und beim Double-Gewinn 2004. Wegen des schönen Fußballs genießt Werder heute bundesweit höhere Sympathiewerte als viele andere Vereine.
Es ist auch eine bewundernde Liebe für großartige Fußballspieler. Legenden wie „Pico“ Schütz, Horst-Dieter Höttges, Dieter Burdenski oder Max Lorenz. Filigrane Könner wie Johan Micoud oder Diego. Schlitzohren wie Rudi Völler, Wynton Rufer oder Claudio Pizarro. Typen wie Ailton, Mario Basler, Dieter Eilts oder zuletzt Niclas Füllkrug. Werder stand oft für echtes Spektakel – in sieben Saisons schoss keine Mannschaft in der Bundesliga mehr Tore als die Bremer: 1985, 1986, 1995, 2004, 2006, 2007 und 2008. Das hat den guten Ruf ebenso geprägt.
Legendäre Fanmärsche
Die Liebe zu Werder hängt heute nicht mehr an Toren oder Titeln. Im Abstiegskampf 2016, bei der legendären „Green White Wonderwall“, trugen die Fans die Mannschaft zum Klassenerhalt. Das waren emotionale Bilder, die sich seither auf beeindruckende Weise einige Male wiederholten. Die Fanmärsche in Bremen oder in Berlin, mal mit 12.000 und mal mit 20.000 grün-weißen Anhängern – wer das erlebt, fühlt die große Liebe. Wenn der Mannschaftsbus vor wichtigen Heimspielen durch die Massen zum Weserstadion rollt, sorgt das für Gänsehaut. Bei den Fans und den Spielern.
Werder war schon früh der liebenswerte Nordklub, der mit visionären Ideen die Großen der Branche ärgerte. Vor allem unter dem Manager Willi Lemke gelang das prächtig. So war Werder der erste Verein in Europa, der vor dem Spiel Einlaufkinder mit auf das Feld schickte. Werder war der erste Klub mit Logen im Stadion – und nicht etwa der großspurige FC Bayern oder der börsennotierte BVB. Auch das prägte Werders guten Ruf. In Bremen ließ man sich immer etwas einfallen, um den anderen ein Schnippchen zu schlagen. Auch das: einfach liebenswert.
Nein, es ist keine Liebe zum großen Geld. Werder gehörte nie zu den Reichen im Fußball, war aber der erste deutsche Verein, der es in die Champions League schaffte. Auch da staunten die anderen. Heute muss Werder um jeden Euro kämpfen, verliert aber seine Träume nicht. 130 Mal waren die Bremer Tabellenführer der Bundesliga. Das 131. Mal wird kommen.
Dieser SV Werder ist viel mehr als ein Gründungsmitglied der Bundesliga. Werder ist ein Gefühl. Und die Liebe zu Werder fühlt sich gut an. Wie singt Jan Delay in seiner Werder-Hymne? „Denn hier denken alle ähnlich, und ich weiß, es ist für ewig. Weil ich eines nie verliere: meine grün-weiße Liebe.“